Aktion Stolperschuhe in Olfen
Deshalb standen 120 Militärstiefel mitten in Olfen
Mehr als 10.000 Menschen haben sich an den Ostermärschen beteiligt. Kai Tölle (37) gehörte nicht dazu. Der Olfener hat mit der Aktion Stolperschuhe dennoch ein eindrucksvolles, öffentliches Zeichen für den Frieden gesetzt – mitten in Olfen.
Stolperschuhe in Olfen. © Theo Wolters
Das kreisrunde Friedenssymbol der Kampagne zur nuklearen Abrüstung prangt auf dem Marktplatz. Es ist nicht aus Farbe gemalt, sondern mit schwarzen Militärstiefeln nachgestellt. „Aktion Stolperschuhe“ hat Kai Tölle das genannt.
Misstände in der Welt
Ob die vom US-Präsidenten Trump verhängten Strafzölle, der Giftanschlag auf den Ex-Agenten Skripal und seine Tochter, die türkische Militäroffensive im syrischen Kurdengebiet oder zuletzt die Schüsse der israelischen Armee auf palästinensische Demonstranten: „Das Säbelrasseln wird immer lauter in der Welt“, sagt der alleinerziehende Vater, der als Verkäufer arbeitet, im Gespräch mit der Redaktion. „Mit meiner Aktion möchte ich da zum Nachdenken anregen.“
Die Idee, mit Schuhen auf Missstände in der Welt aufmerksam zu machen, ist nicht neu. Mitte März hatten Aktivisten vor dem US-Kongress in Washington 7000 Paar Schuhe aufgestellt, um an die die seit dem Schulmassaker von Newtown 2012 in den USA erschossenen Kinder zu erinnern.
Tölle: „Als ich das Bild sah, überlegte ich mir, wie man auch bei uns auf die Missstände rund um das Thema Waffen, Gewalt und Krieg aufmerksam machen kann.“ Er habe spontan die Aktion Stolperschuhe geplant und von der Stadt die Genehmigung eingeholt.
Künstler lieh Militärstiefe.
Was noch fehlte: die Militärstiefel. In einem Internetaufruf bat er um Hilfe. „Eugen Zymner hat mich angerufen und gesagt, er habe viele Militärstiefel aus Beständen der Nationalen Volksarmee auf dem Dachboden.“ Der Olfener Künstler hatte mit diesen Stiefeln vor rund 20 Jahre ein Projekt an der Gesamtschule durchgeführt. „Ich konnte mir rund 120 Stiefel abholen“, so Kai Tölle.
Gemeinsam mit seiner Mutter Annette stellte und hängte er in der Nacht zu Ostersonntag die Stiefel auf. An einigen Stellen verwendeten die beiden auch Kinderschuhe. Tölle: „Sie sollen auf die vielen Opfer aufmerksam machen.“ Einige „Denkzettel“ mit Aufschriften wie „Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen“ oder „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“ gaben zudem Denkanstöße. Am Ostermontag sammelte Kai Tölle die Stiefel wieder ein.
Überparteiliche Initiative
„Dies ist eine tolle Aktion“, meinte Besucher Hartmut Sikorski am Ostersonntag. Er habe vor vielen Jahren an Friedensmärschen teilgenommen. „Man kann nicht oft genug auf diese Themen hinweisen“, so der 63-Jährige.
Organisator Kai Tölle (r.) und Hartmund Sikorski, der am Sonntag bei der Aktion vorbeischaute. © Theo Wolters
Kai Tölle, der passives Mitglied im Netzwerk Friedenskooperative ist, möchte weitere Aktionen durchführen. „Dies war eine recht spontane Idee“, sagt er: Sie habe ihm aber gezeigt, dass es gelingen könne, vor Ort Diskussionen anzuregen. „Da möchte ich weiter machen“ – überparteilich und über die Grenzen von Religionen und Nationalitäten hinweg. Dafür will er nicht bis zum nächsten Jahr Ostern warten. „Vielleicht gibt es ja Gelegenheit zu Gesprächsrunden, oder wir sammeln Spenden.“ Kontakte mit den Friedensfreunden Dülmen gebe es schon dazu.