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Baugenehmigung im Kreis Coesfeld in nur einem Tag - ein Sonderfall
Immobilien
Wer ein neues Haus bauen will, braucht ganz viel bei der städtischen Grundstücksvergabe und anschließend reichlich Geduld bei der Umsetzung. Schon die Genehmigung kann ein Problem werden.
Das hört sich unglaublich an - ist aber nach Auskunft des Kreises Coesfeld wahr: Innerhalb eines Tages habe die Behörde einen Bauantrag genehmigt. Doch das ist die große Ausnahme. In den meisten Fällen dauert es deutlich länger - oder wird am Ende abgelehnt. Um die Situation für Bauwillige durchschaubarer zu machen, hat unsere Redaktion dem Kreis eine recht lange Frageliste geschickt.
Manches hat der Kreis sehr konkret beantwortet, andere Bereiche ließ er komplett unbeantwortet wie etwa die Frage nach dem erwarteten Wohnungsbedarf in Olfen in den nächsten zehn Jahren. Auf die Frage nach den Neubauwohnungen in Olfen seit dem 1. Januar 2020 hat der Kreis eine konkrete Antwort: „Es wurden 18 Anträge zu Schaffung neuer Wohnungen eingereicht, für die ein Baugenehmigungsverfahren durchgeführt wurde. Die Anzahl der Wohnungen, die im Rahmen der Anträge geschaffen werden, müssten mit erheblichen Aufwand manuell aus den jeweiligen Antragsakten herausgezogen werden.
Weitere 8 Bauvorhaben liefen in der Freistellung. Die Genehmigungsfreistellung kann bei kleinen oder mittleren Bauvorhaben das Verfahren zur Baugenehmigung ersetzen. Im Gegensatz zum Baugenehmigungsverfahren findet hier keine Überwachung der Bauaufsichtsbehörde statt. In diesem Fall tragen Architekt und Bauherr die Verantwortung darüber, dass die Bauvorschriften eingehalten werden.“

Die nächsten Bauanträge sind garantiert - auf Hochtouren läuft die Erschließung des Baugebietes Olfener Heide. © Thomas Aschwer
Die meisten Neubauwohnungen wurden nach Auskunft des Kreises Coesfeld in Einfamilienhäusern geschaffen - genau 13, nur zwei Wohnungen wurden in Zweifamilienhäusern in Olfen geschaffen, drei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Eine überschaubare Zahl gerade mit Blick auf die Zahl der Anträge. 80 Bauanträge (inklusive der Sonderbauten und der Außenbereichsvorhaben) sind seit dem 1. Januar 2020 eingegangen. Von diesen 80 Anträgen wurden 57 genehmigt - und entsprechend dann 23 abgelehnt.
In 23 Fällen hat die Bearbeitung des Bauantrages beim Kreis Coesfeld maximal vier Wochen gedauert. Hier die Auflistung für die weiteren Anträge: In acht Fällen hat es vier bis sechs Wochen gedauert, in sechs Fällen sechs bis acht Wochen, bei 13 Anträgen acht bis zwölf Wochen, in zwei Fällen zwölf bis 16 Wochen und in fünf Fällen länger als 16 Wochen. Die längste Bearbeitungszeit betrug, so der Kreis Coesfeld nach eigener Untersuchung, 126 Tage nach Vollständigkeit der erforderlichen Bauantragsunterlagen.
Keine belastbaren statistischen Angaben zu Bearbeitungszeiten
Keine Aussagen machen kann der Kreis zu der Frage, wie sich die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Bauantrages in den vergangenen Jahren entwickelt hat. „Hierzu liegen uns keine belastbaren statistischen Angaben vor“, teilt der Kreis Coesfeld schriftlich mit. Als Hauptgrund für die Ablehnung eines Bauantrages gibt die Verwaltung die „Nichteinhaltung der bauordnungsrechtlichen und bauplanungsrechtlichen Vorgaben" an.
Aus Sicht des Kreises sind die teilweise sehr langen Bearbeitungszeiten auf fehlende Bauunterlagen zurückzuführen: „Grundsätzlich werden lediglich ca. 10 Prozent der Bauanträge mit vollständigen Bauantragsunterlagen bei den unteren Baugenehmigungsbehörden abgegeben.“
Obwohl aktuell sehr viel gebaut wird im Kreis, ist die Anzahl der Planstellen in den letzten zehn Jahren weitestgehend konstant geblieben. So werden in der technischen Prüfung die Bauanträge mit 12,5 Planstellen bearbeitet. Dabei sind allerdings erst seit dem 3. Januar 2022 alle Planstellen besetzt. Im Bereich der Baukontrolle ist für 2022 eine weitere Planstelle vorgesehen. Auf die Frage, wo der Kreis die größten Hindernisse sieht, um das Baugenehmigungsverfahren zu beschleunigen, schreibt die Verwaltung: „In der Komplexität und der Vielzahl, der zu beachtenden rechtlichen Grundlagen.“
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
