
© Grafik Klose, Fotos Aschwer/Goldstein
XXL-3D-Drucker kann nach Capelle kommen - aber nur zu einem Termin
Rat entscheidet
Machen die Kommunalpolitiker der Gemeinde Capelle zu einem bundesweiten Vorreiter? Die Entscheidung über das Umkleidegebäude aus einem Drucker steht kurz bevor. Die Zeit drängt.
Das öffentliche Interesse war riesig, als im Sommer 2021 das erste gedruckte Haus Deutschlands in Beckum bezugsfertig war. „Das Projekt ist ein Meilenstein, der in der Branche vieles in Bewegung gebracht hat“, sagte Thomas Imbacher, Vorstand Innovation & Marketing der PERI Gruppe.
Seitdem ist einiges passiert. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Ulm und weiteren 20 Standorten in Deutschland hat mittlerweile das größte Mehrfamilienhaus Europas in Wallenhausen und das erste Wohnhaus in Tempe (Arizona) in den USA gedruckt. „Vieles von dem, was wir in Beckum gelernt haben, ist in diese Projekte eingeflossen“, betont das Unternehmen. Von diesen Erfahrungen profitieren wollen jetzt auch die Gemeinde Nordkirchen und der SC Capelle.
„Wir wollten als erste in Deutschland ein öffentliches Gebäude mit einem Drucker bauen“, sagte Lothar Steinhoff bei der Vorstellung des Projektes Anfang Dezember 2021 zu seiner Motivation. Ob er die örtlichen Politiker von dem Konzept überzeugen kann, wird sich in den Sitzungen des Bauausschusses am 18. Januar und des Rates am 20. Januar zeigen. Das Land NRW ist von der Idee auf jeden Fall überzeugt, es fördert das Projekt mit 200.000 Euro.
Unternehmen kann Gemeinde nur ein Zeitfenster in 2022 anbieten
Für die Umsetzung kommt aus Sicht der Gemeinde Nordkirchen allein die Firma Peri in Frage. Das 1969 für „Innovation in der Schalungs- und Gerüsttechnik“ gegründete Unternehmen kann für das Capeller Projekt ein einziges Bauzeitfenster in diesem Jahr zur Verfügung stellen - vom 12. Mai bis zum 30. Juli. Deshalb schlägt die Verwaltung vor, den Auftrag an das Unternehmen im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung zu vergeben.

So sieht das erste Wohnhaus Deutschlands aus einem 3D-Drucker aus. Auffällig sind die Rundungen. © PERI-Gruppe
„Jetzt gilt es, Erfahrungen mit dem Bauwerk zu sammeln und den Herstellungsprozess auf dem Markt zu etablieren, denn nur mehr Wohnraum sorgt für günstige Mieten“, hatte NRW-Ministerin Ina Scharrenbach bei der Übergabe des Hauses in Beckum gesagt. Lothar Steinhoff hat bereits einen Ansatz für eine Weiterentwicklung gefunden. Für das Capeller Projekt läuft gerade eine Überprüfung, ob eine noch mehr Energie sparende Variante (KfW 40) mit „vertretbaren Aufwand“ erreicht werden kann.
Neben dem ökologischen Vorteil würde sich der höhere Standort auch positiv auf die Förderung des „Millionenprojektes“ auswirken. Aktuell stellt sich die Finanzierung wie folgt dar: Von der Gesamtsumme in Höhe von 976.000 Euro will die Gemeinde einen Baukostenanteil von 430.000 Euro übernehmen. 200.000 Euro kommen vom Land, mindestens 96.000 Euro über die KfW-Förderung. Damit bleibt ein Baukostenanteil von 250.000 Euro für den SC Capelle, der dabei auf die Unterstützung durch Sponsoren hofft.
Neues Umkleidegebäude ist Teil einer umfassenden Neu-Ausrichtung
Der Neubau des Umkleidegebäudes ist dabei ein wichtiger Bestandteil bei der Neuordnung der Sportstätten in der Gemeinde. Dazu gehört, die Aufgabe des Rasenplatzes, der mittelfristig zu einer Wohnfläche entwickelt werden soll. Weiterer Baustein ist die Umwandlung des Aschen- in einen Kunstrasenplatzes. Zwischen diesem Platz und dem geplanten kleinen Baugebiet soll das neue Sportlerheim entstehen. Die Planungen sehen vor, dass das Gebäude 21,80 Meter lang und 12,70 Meter breit wird. Auf zwei Etagen hat es eine Nutzfläche von 330 Quadratmetern. Dazu kommt eine 85 Quadratmeter große Dachterrasse.
Die Position der Gemeinde hatte Bürgermeister Dietmar Bergmann bei der Vorstellung des Projektes im vergangenen Dezember deutlich gemacht: „Es ist ein deutliches Signal in der Außendarstellung: Wir sind innovativ“, sagt Bürgermeister Dietmar Bergmann zu dem Vorhaben, das die Gemeinde ins Blickfeld von Baufachleuten und -interessierten rücken soll. „Seht her, was eine kleine Gemeinde im Münsterland leisten kann“, lautet die Botschaft.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
