
© Luca Füllgraf
80 Menschen spazieren mit dem Klimaforum Olfen entlang der „Neuen Stever“
Klimaschutz
Das Klimaforum hat die „Neue Stever“ am Samstag aus Klimaschutzsicht betrachtet. Dazu kamen überraschend viele Teilnehmer, die auch wissen wollten: „Wie steht das Klimaforum zum Streitthema?“
Der Waldspaziergang des Klimaforums Olfen am Samstag startete mit einer freudigen Überraschung. Dreimal so viele Menschen wie erwartet wollten teilnehmen. Das brachte wiederum ein kleines Problem mit sich. Würden der Glühwein, der Rosinenstollen und der alkoholfreie Punsch für alle reichen?
„Ich weiß nicht, ob jeder ein Getränk bekommt“, sagte Anja Lenz, Sprecherin des Klimaforums, bevor die Gruppe aufbrach. Rund 2,5 Kilometer spazierten die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Wald, Wiesen und Wirtschaftswege. „Das zeigt ja das Interesse und den Bedarf“, sagte Ludolf von Schenck. Der Architekt hatte sich für das Klimaforum durch die Pläne gearbeitet und informierte am Samstag über den genauen Verlauf der „Neuen Stever“. Der sei vielen Olfenern auch nach fast fünf Jahren Planung häufig noch unbekannt. Manch einer könnte überrascht sein, wenn dann irgendwann die Bagger anrollen, so Lenz.

Obwohl deutlich mehr Menschen als erwartet teilnahmen, konnten alle versorgt werden. © Luca Füllgraf
Beide betonen immer wieder, dass das Thema des Spaziergangs nicht die Finanzierung, rechtliche Fragen oder die Ökologie seien. Das Projekt „Neue Stever“ sollte nur unter Klima-Gesichtspunkten betrachtet werden.
Insgesamt 4,4 Kilometer soll die Verbindung von Lippe und Stever lang werden, wenn sie denn überhaupt gebaut wird. Die ganze Strecke wurde am Samstag natürlich nicht abgegangen. An einigen Zwischenstopps erklärten und zeigten von Schenck, Lenz und Andreas Fitze, wie sich das Projekt auf die Natur und das Klima auswirken könnte. Rückfragen gab es dabei viele.
Eins zu eins Ausgleich nicht mehr zeitgemäß
Zum Abschluss des Spaziergangs nach genau zwei Stunden stellte ein Teilnehmer die Gretchenfrage: „Und wo steht das Klimaforum mit welcher Tendenz? Pro oder Contra?“ Das Klimaforum lehnt das Projekt nicht grundsätzlich ab, zumal es ökologisch große Vorteile habe, so Pressesprecherin Anja Lenz. Was für die Ökologie gut ist, sei aber nicht immer auch gut für den Klimaschutz. Der größte Kritikpunkt des Klimaforums an dem Bauvorhaben ist das veraltete Planfeststellungsverfahren. Damals im Jahr 2009 sei der Klimaschutz „in keinster Weise“ mitgedacht worden.

Schilder entlang des potentiellen Streckenverlaufs zeigen, wie breit die Trassen werden dürften. Der rechte Böschungsrand beginnt am Waldesrand. © Luca Füllgraf
Insgesamt sollen für die „Neue Stever“ etwa fünf Hektar Wald gerodet werden (Alleen- und Einzelbäume nicht eingerechnet). Ausgeglichen werden sollen diese Rodungen mit dem Faktor eins zu eins. Für einen gefällten Baum wird ein neuer Steckling gepflanzt. „Das finden wir nicht mehr zeitgemäß“, sagt Lenz. „Da muss man nachbessern.“
Das Klimaforum pocht auf eine eins zu zwei Ausgleichsfläche, bei der die zehn Hektar auch tatsächlich Wald sind und nicht von Wegen oder der Stever-Trasse selbst verringert werden. Ein weiterer Punkt: „Die Nachpflege muss auch schriftlich fixiert werden“. Es reiche nicht, die Setzlinge nur einzupflanzen, sie müssten anschließend auch gewässert und gepflegt werden. Das große Ziel des Klimaforums und seiner rund 50 Mitglieder bleibe weiterhin, dass Olfen bis 2030 klimaneutral wird.
Bürgerversammlung auf den 9. März verschoben
Eigentlich hatte das Klimaforum versucht, den Spaziergang kurz vor die Bürgerversammlung in der Olfener Stadthalle zu legen.
Die Bürgerversammlung wurde aber inzwischen „aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens“ vom 25. Januar auf den 9. März um 18 Uhr verschoben. „Zunächst“, wie es auf der Internetseite der Stadt Olfen heißt. „Auch wenn ich nicht der Einladende bin, möchte ich dazu motivieren, dahinzugehen“, sagte von Schenck zum Abschluss des Spaziergangs. Die Infoveranstaltung sei ein wichtiger Baustein, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Zu diesem Zweck veröffentlichte die Stadt Olfen auch am Dienstag, 26. Januar die Planfeststellungsunterlagen vollständig auf ihrer Homepage.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
