Nur im Bereich des Bahnhofs Capelle ist die Bahnstrecke zweigleisig. Auf den seit Jahren angekündigten Ausbau der Strecke warten die Menschen weiter.

© Thomas Aschwer (A)

Zweites Gleis: Vordringlicher Bedarf, aber Zug scheint abgefahren

rnBahnstrecke

Der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke von Münster über Capelle nach Lünen wird meist kurz vor Wahlen „ganz aktuell“. Doch kurz vor der Bundestagswahl ist die Lage anders als sonst üblich.

Nordkirchen

, 10.09.2021, 14:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viel Optimismus hatte zuletzt der heimische Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann (CDU) im November 2018 verbreitet. Seinerzeit war der zweigleisige Teilausbau der Schienenverbindung Münster-Lünen offiziell in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden. „Dafür haben wir lange und entschlossen gekämpft“, sagte damals Henrichmann. Knappe drei Jahre später ist die Euphorie weitgehend verflogen.

„Wir sind keinen Schritt weitergekommen“, räumte am Donnerstag Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann (SPD) auf unsere Anfrage ein. Er berichtete von einem SPD-Treffen auf Regionalebene, bei dem es kürzlich genau um dieses Thema ging. Dabei sei bekannt geworden, dass die Wirtschaftlichkeit der Teilstrecke bis zum Herbst ermittelt sein soll. „Diese Aussage lässt uns ein wenig verzweifeln“, sagte Bergmann zu dieser Perspektive.

„Situation ist keinem Bürger mehr zu verkaufen“

Der Nordkirchener Bürgermeister gab unumwunden zu, dass diese „Situation keinem Bürger mehr zu verkaufen ist.“ Bereits vor drei Jahren hatte der damalige Ascheberger Bürgermeister Dr. Bert Risthaus eindringlich vor dieser Situation gewarnt: „Da dürfen jetzt nicht wieder drei Jahre ins Land gehen“, sagte er mit Blick auf das weitere Vorgehen. Denn mit der Festlegung auf den „vordringlichen Bedarf“ ist eigentlich der Auftrag an die Planer verbunden, das Baurecht herzustellen. Davon ist aktuell wenig zu hören.

Jetzt lesen

Vor drei Jahren war der Tenor ein anderer: „Die im Jahr 2013 unterbrochenen Planungen können fortgesetzt werden, sagte MdB Marc Henrichmann. Nach Abschluss der Planungsphase würde der Bund die notwendigen finanziellen Ressourcen für den Bau der Strecke zur Verfügung stellen. Passiert ist aber in den vergangenen drei Jahren auf der Strecke nichts. Auch bei der jüngsten Konferenz der Bürgermeister in dieser Woche habe es keine neuen positiven Signale gegeben. „Das ist nicht zufriedenstellend“, sagt Dietmar Bergmann.

Bürgermeister wird Koalitionsverhandlungen genau verfolgen

Ganz aufgeben will der Nordkirchener Bürgermeister das Projekt aber noch nicht. Er setzt auf einen möglichen Neustart nach der Bundestagswahl. Wie auch immer sie ausgeht, Dietmar Bergmann wird mit großen Interesse die Koalitionsverhandlungen verfolgen und genau schauen, welche (Bahn-)Projekte dann ganz konkret angegangen werden soll. Dabei geht es um sehr viel Geld. Vor drei Jahren standen bereits Gesamtkosten von rund 302 Millionen Euro im Raum. Diese Summe dürfte sich in der Zwischenzeit um einige Millionen erhöht haben.