Bebauungsplan

Workshop zum Hotelquartier: Bürger haben viele Fragen und klare Forderungen

Das Hotelquartier in Nordkirchen gehört zu den größten Projekten der Gemeinde. Auch Bürger dürfen Anregungen äußern. Bei einem besonderen Workshop gab es nicht nur positives Feedback.

Nordkirchen

, 22.10.2022 / Lesedauer: 5 min

Ist es nicht billiger, selbst eine Schulerweiterung zu bauen? Wie ist die Nutzung des Schwimmbades geplant? Welches Wohnen soll dort stattfinden? Und wie passt dieses Projekt mit dem aktuellen Mobilitätskonzept zusammen? Wenn es um das geplante Hotelquartier zwischen der Schloßstraße und Am Gorbach geht, haben die Bürger in Nordkirchen noch ziemlich viele Fragen. Der Investor des Projektes hatte zwar vor gut einem Monat seine Pläne vorgestellt, doch alles scheint nicht geklärt zu sein. Das zeigte der Workshop von Bürgern für Bürger, veranstaltet durch Tanja Werner, Karl Kleineberg und Oliver Silge.

Dem Trio geht es vor allem darum, klare Forderungen an die Gemeinde Nordkirchen zu stellen, die gemeinsam mit den Einwohnern erstellt werden. Denn bei dem Verfahren gilt die Öffentlichkeitsbeteiligung. Heißt in der Praxis: Wenn Bürger Bedenken, Anregungen und Kritik zu dem Hotelquartier und der Änderung des Bebauungsplanes haben, muss die Verwaltung diese betrachten und dem Bauausschuss und dem Rat in ihrer Begutachtung vorlegen. Zeit dafür ist bis zum 24. Oktober.

Die Pläne für das Hotelquartier Nordkirchen sehen fünf untergeordnete Bauprojekte vor. © TMC Development

Stand jetzt soll auf 4,5 Hektar ein Quartier mit Hotel, Hallenbad, Gesundheitszentrum, Erweiterungsgebäude für die Gesamtschuloberstufe, Kindertageseinrichtung und Wohngebäuden entstehen. Und zu jedem dieser Punkte gab es beim Workshop im Bürgerhaus am Mittwochabend (19. Oktober) großes Diskussionspotential. Das Ergebnis: ein sechsseitiges Schreiben an die Gemeinde.

Schule

Auf einem Areal von 1746 Quadratmeter soll die Gesamtschule erweitert werden. Hier stellt sich für die Workshop-Veranstalter die Frage, inwiefern es wirtschaftlich sinnvoll ist, von einem Investor bauen zu lassen und die Räumlichen dann zu mieten. Auch die Kosten für die Schule seien von Interesse. „Bekommt ein Investor die gleichen Fördermittel wie eine Kommune, um eine Schule zu bauen? Wohin geht die Wertschöpfung?“

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Von einer Bürgerin kam die Anregung, auf die Langfristigkeit dieser Gebäudenutzung zu schauen. „Kann man die Schule auch irgendwann mal anders nutzen? Man weiß ja nicht, was in zehn Jahren einmal ist.“ Wie lange der Mietvertrag für die Erweiterung der Schule laufen wird, wisse man leider nicht, so Karl Kleineberg. Der Bedarf an Räumlichkeiten für Schülerinnen und Schüler sei zum jetzigen Zeitpunkt aber vorhanden.

Schwimmbad

Als Karl Kleineberg die potentiellen Nutznießer für das Hallenbad vorstellt, geht ein Raunen durch den Raum. „Wir würden gern Klarheit über die Prioritäten haben. Für wen wird hier gebaut?“ Stand jetzt gilt es, Schulsport, Babyschwimmen, therapeutisches Schwimmen, Vereinsschwimmen, Bürger und Hotelgäste zu vereinen.

Der Saal im Bürgerhaus in Nordkirchen war zum Workshop ziemlich voll. Viele Bürgerinnen und Bürger wollten Infos zum Projekt und stellten klare Forderungen. © Leonie Freynhofer

Gerade diese Vielzahl der Nutzung sei das Problem, erläutert Kleineberg weiter. „Wenn da morgens Hotelgäste rein wollen und plötzlich zwei Schulklassen schwimmen lernen, funktioniert das nicht.“ Eine Bürgerin kann sich durchaus vorstellen, dass die Nutzungen unterkommen. Doch ein klarer Zeitplan wäre hier vorab hilfreich. Ein zu striktes Konzept könnte aber auch Unfrieden schaffen, gibt Oliver Silge zu Bedenken.

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Zwei weitere Bürger betonen, dass das Schwimmen für die Bewohner besonders im Fokus stehen sollte. „Die Kinder und Bürger sollen endlich wieder hier schwimmen können. Das müsste man vertraglich festhalten.“ Diesbezüglich fügt das Workshop-Trio an, ob das Modell über das Hotel überhaupt der richtige Weg ist oder ob man das Bad nicht besser mit der Schule verbinden sollte.

Hotel

Ein Hotel mit 120 Zimmern inklusive Veranstaltungssälen nimmt 10.500 Quadratmeter in dem geplanten Quartier ein. Das löst gleich Reaktionen bei den Bürgern aus. „Diese Zimmerzahl ist ein Wahnsinn für ein Dorf wie Nordkirchen.“ Gleichzeitig betont ein Anwesender, dass der Bedarf an Hotelbetten durchaus bestehe - auch an einer „gewissen Qualität“. Die Unterbringung müsse aber bezahlbar sein, fügt ein anderer Bürger an. Dem grundsätzlichen Bedarf stimmt Kleineberg zu und nennt die besondere Lage durch das Schloss Nordkirchen und die vielen Hochzeiten im Jahr als Gründe. Über die Sinnhaftigkeit des Hotelkonzeptes solle trotz alledem ein Gutachten angefertigt werden.

Die Workshop-Veranstalter machen sich zudem Sorgen, wer der Betreiber des Hotels sein wird. „Das ist eine wichtige Bedingung, um dem Bau zuzustimmen.“ Anschließend daran müsse man auch die Nachnutzung mitdenken und flexibel planen. „Was geschieht mit dem Gebäude, wenn das Hotelkonzept nicht tragbar ist?“, fragt Karl Kleineberg.

Silver-Ager-Wohngemeinschaften, Service-Appartements und Micro-Appartements: Die Beschreibung des Wohnareals sorgte für einige schmunzelnden Gesichter im Bürgerhaus. Doch es spricht gleich den ersten Aspekt an, den Tanja Werner, Karl Kleineberg und Oliver Silge bemängeln. „Welches Wohnen soll vor Ort stattfinden? Und funktionieren diese Mischformen?“ Der Bedarf müsste vorab geklärt werden, so Kleineberg. Ein Bürger merkt an, dass die Wohnungen auch bezahlbar sein müssen. „Oma Krause kann da nicht wohnen, weil sie sich Servicewohnen nicht leisten kann.“

Des Weiteren seien die Ausmaße des Wohnareals immens. „Wir haben das mal überschlagen. Da könnten 250 Wohnungen entstehen. Das sind schon einige Leute, die hier hinzukommen.“ Einer der Bürger spricht von einem Schock, als er die Zahlen für die Wohnungen erfahren hat. „Das übersteigt den Sinn für Nordkirchen.“ Es gebe diesbezüglich eine Wachstumsprognose für Nordkirchen, sodass neuer Wohnraum notwendig ist.

Außerdem sei es wichtig, dass die bereits in Planungen befindlichen Wohnprojekte (Mittendrin, Aspa“) nicht gefährdet werden. Der grundsätzliche Wohnungsbau wirft bei Tanja Werner zudem Fragen auf. „Man kriegt das Gefühl, dass das nur geplant wird, weil die Fortbildungsakademie weggefallen ist.“

MedizinzentrumDas geplante Gesundheits- und Therapiezentrum soll Raum für therapeutische Ansätze, eine ambulante Rehabilitationseinheit und Diagnostik geben. Hier fordern die Workshop-Veranstalter, dass lokale Mediziner und Apotheker eingebunden werden und stellen gleichzeitig die Frage, welche Auswirkungen das Zentrum für die bereits ansässigen ärztlichen Versorger hat. Des Weiteren sei es wichtig, dass das Angebot nicht nur für Privat-, sondern auch für Kassenpatienten eine Relevanz hat. Wie auch beim Hotel bringen Tanja Werner, Karl Kleineberg und Oliver Silge den Aspekt der Nachnutzung des Gebäudes an, falls der geplante Zweck entfällt.

Neben den fünf Bauprojekten für das Quartier, stellen die Workshop-Veranstalter und Bürger darüber hinaus noch weitere Forderungen. Dies betrifft beispielsweise die zeitliche und finanzielle Umsetzung. „Man müsste eigentlich Konsequenzen benennen, wenn der Zeitplan nicht eingehalten wird“, merkt eine Anwesende an. Ein wichtiges Thema sei auch das Klima. „Wie sind das Hotel und die Wohnungen energetisch geplant?“, fragt eine Bürgerin. Oliver Silge erklärt, dass es Konzepte gibt, mit denen man messbar festschreiben kann, wie nachhaltig man baut.

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