Warum dieser Nordkirchener seine Mini-Autos verschenkte
Wohltätiger Zweck
1500 Modellautos und rund 800 Stunden Arbeit hat Heinz-Josef Rohe für eine Spende an die Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen investiert. Dafür hatte er einen ganz persönlichen Grund.

Zunächst mit einem selbst gedruckten Zettel, später mit einer Plakette machte Rohe deutlich, dass die Spende der Hospizgruppe zugutekommt. © Foto: Karim Laouari
Der Spruch steht in großen, geschwungenen Buchstaben an der Wohnzimmerwand. „Carpe Diem – Nutze den Tag“. Schwarz auf weiß. „Es ist unser Motto“, erklärt Heinz-Josef Rohe und blickt durch seine Brille mit dem dünnen Gestell kurz hinter sich. Seit März 2017 hat der 74-jährige Rentner, der mit seiner Frau Mechtild vor drei Jahren aus Bork nach Nordkirchen zog, jeden verfügbaren Tag genutzt. Er wollte etwas Gutes tun, „etwas zurückgeben“, sagt er.
Besonderes Dankeschön
Heinz-Josef Rohe hat Spenden gesammelt für die Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen. Immer dienstags, freitags und am Wochenende war er unterwegs. Im Gepäck hatte Rohe nicht nur eine Sammeldose und ein Schild, dass er für den Hospizverein sammelt, sondern auch Modellautos. Miniatur-Lkw, die der pensionierte Reisebusfahrer über Jahrzehnte gesammelt hat. Es war seine Leidenschaft. 1500 Modellfahrzeuge, die er nach und nach jedem Spender, der wollte, als Dankeschön gab.
Vor sieben Jahren erkrankte Mechtild Rohe an Krebs. „Unsere Hausärztin, Antje Münzenmaier, erkannte den Krebs bei einer Routinekontrolle“, sagt Mechtild Rohe. Ein absoluter Glücksfall. Durch die frühe Diagnose schlug die Therapie gut an, sodass Mechtild Rohe die Krankheit besiegte. Das war ein Schlüsselerlebnis für das Ehepaar. „Wir nehmen nichts mit, wenn wir gehen“, sagt Heinz-Josef Rohe. Wenn er einmal nicht mehr sei, was habe seine Modellfahrzeug-Sammlung dann für einen Zweck? Kinder hat das Ehepaar nicht. Im Müll wolle sich der Rentner seine Sammlung nicht vorstellen. Also fand der 74-Jährige einen neuen, größeren Sinn für die kleinen Lastwagen. Das Geld sollte der Hospizgruppe zugutekommen, deren 1. Vorsitzende Antje Münzenmaier ist.
Begehrter Gast
Bei Veranstaltungen, wie dem Tag der offenen Tür der Feuerwehr Selm oder dem Trecker-Treff in Olfen, begann Rohe mit seiner Sammelaktion. Anfangs noch mit einem einfachen DIN-A4-Zettel. „Eine Spende für die Hospizgruppe – Für jede Spende ein Modellauto“ stand darauf. Nach und nach wurde der Rentner zum bekannten und willkommenen Besucher, unter anderem beim Bikertreff in Nordkirchen. „Mancher Spender gab wenige Cent, andere bis zu zehn Euro“, erinnert sich Rohe. Die Spendensumme spielte aber weder für ihn noch für den Hospizverein, der sich komplett aus Spenden finanziert, keine Rolle. „Jeder gibt so viel er kann“, sagt Heinz-Josef Rohe. Am Ende helfe dem Hospizverein jeder Cent.

Zunächst mit einem selbst gedruckten Zettel, später mit einer Plakette machte Rohe deutlich, dass die Spende der Hospizgruppe zugutekommt. © Foto: Karim Laouari
Dass die Sammelbox so schnell wachse und die Fahrzeugsammlung, die früher ganze Wände im Haus des Ehepaars in Beschlag nahm, so schnell schwinden würde, kam für das Ehepaar sehr überraschend.
1500 Euro kamen nach rund 800 Stunden Arbeit zusammen. „Dazu haben wir zu Weihnachten noch einmal 500 Euro von unserem Geld dazugelegt“, sagt Rohe.
„Das ist schon eine Nummer“
Sein Einsatz und die Summe, die am Ende dabei herausgekommen ist – „das ist schon eine Nummer“, sagt Antje Münzenmaier. Einen Teil seines Budgets bekommt die Hospizgruppe von den Krankenkassen, erklärt sie. Davon werden zum Beispiel die drei in Teilzeit angestellten hauptamtlichen Kräfte finanziert. Die Trauerbegleitung zum Beispiel würden die Krankenkassen nicht übernehmen, erklärt die Allgemeinmedizinerin. Genauso, wie Weiterbildungen für die Hilfskräfte. Etwa 90.000 Euro würden letztlich jährlich von den Kassen refinanziert. Zusätzlich sei der Verein jedes Jahr auf Spenden in Höhe von rund 18.000 bis 20.000 Euro angewiesen, sagt die 1. Vorsitzende. Da lässt sich erahnen, wie groß die Dankbarkeit über eine Privatspende von 2000 Euro ist. „Es ist eine sagenhafte Aktion“, fasst Antje Münzenmaier den Einsatz des Nordkircheners zusammen.
Von Rohes Sammlung sind jetzt nur noch eine Handvoll Fahrzeuge übrig, darunter das Modell eines Audis und ein Motorrad – eine Miniatur seiner ersten eigenen Maschine. Trauer um seine Sammlung empfindet er nicht. Für das kommende Jahr habe Rohe schon Anfragen für neue Spendenaktionen, sagt er. Jetzt wolle er aber erst einmal Kräfte sammeln. Die Tage will er erst einmal wieder ganz mit seiner Frau nutzen.
Die Hospizgruppe Selm wurde am 6. März 2003 gegründet. Im Jahr 2010 wurde der Name in Hospizgruppe Selm-Olfen geändert, 2017 kam Nordkirchen dazu. Die Hospizgruppe begleitet nicht nur schwerstkranke Menschen mit begrenzter Lebenserwartung, sondern auch deren Angehörige, zum Beispiel mit Trauercafés. Wer die Hospizarbeit in Selm, Olfen und Nordkirchen unterstützen möchte, kann entweder dem Verein beitreten, oder spenden. Spendenkonto: Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen e. V., Sparkasse an der Lippe, IBAN: DE54 4415 2370 0116 0506 18, BIC: WELADED1LUN Die Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen e. V. ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind daher steuerlich absetzbar. www.hospiz-selm.de