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Viele Gäste wollen sich noch mal von Franz Lauter bekochen lassen
Schlossrestaurant Nordkirchen
Über Langeweile kann sich Franz Lauter derzeit nicht beklagen. Seitdem er verkündet hat, 2022 den Kochlöffel an zwei Nachfolger zu übergeben, ist sein Schlossrestaurant fast immer ausgebucht.
Fast 40 Jahre hat Franz Lauter, der Künstler-Koch und Koch-Künstler, in der Region als selbstständiger Restaurant-Besitzer gearbeitet. Erst im Restaurant Schwansbell in Lünen, seit vielen Jahren jetzt im wesentlich größeren Schlossrestaurant Nordkirchen.
Köche übernehmen das Ruder
2022 sind die vier Jahrzehnte voll und Franz Lauter feiert dann außerdem seinen 75. Geburtstag. Gründe genug, um sich aus dem aktiven Restaurant-Alltag zurückzuziehen. Dann sind seine langjährigen Köche Norbert Parzych und Markus Klapper an der Reihe, das Restaurant zu übernehmen.
Weil Franz Lauter aber seinem quirligen Sternzeichen - er ist Zwilling - alle Ehre macht und sicher nicht danach nur im Schaukelstuhl den Ruhestand genießen wird, hat er sich schon viel für die Zeit als (Un-)Ruheständler vorgenommen, als Privatmann und Künstler. „Ich werde dann aufhören mit Arbeitstagen von 16 Stunden, an denen ich immer der erste morgens und abends der letzte war, der in Küche und Restaurant gearbeitet hat.“ Aber als Mensch mit einem so intensiven Leben wie bisher könne er gar nicht von Hundert auf Null schalten.
Ganz alleine lässt Lauter beispielsweise „meine Jungs“ auch nicht, er steht zwar dann nicht mehr selbst am Herd, berät aber die neuen Chefs aus dem Hintergrund. „Viele haben mir schon gesagt, über Rente muss man mit dir nicht diskutieren, du hast den Stichtag schon um zehn Jahre überschritten“, sagt der 74-Jährige.
Auszeichnung in Frankfurt
Und das sehr erfolgreich. Am Montag (20.9.) nimmt Lauter in Frankfurt am Main zum dritten Mal hintereinander eine bedeutende Auszeichnung entgegen, die der Schlemmeratlas verleiht. Sein Schlossrestaurant in Nordkirchen gehört wieder zu den 50 besten Restaurants in Deutschland. Eigentlich wollte Lauter zur Feierstunde nicht nur seine Frau Hanna, sondern auch einige Mitarbeiter mitnehmen. „Ich hatte die Hotelzimmer schon gebucht, doch ich musste sie wieder absagen.“ Denn wegen Corona findet die Feierstunde nur im kleinsten Rahmen statt. Es dürfen nur die ausgezeichneten Restaurant-Chefs und die Sponsoren dabei sein.
Bevor Franz Lauter im Frühsommer 2022 die Leitung des Restaurants und die Küche abgibt, hat er derzeit so viel wie selten zu tun. Das Restaurant im Schloss Nordkirchen ist fast immer ausgebucht. „Vielleicht ist das auch ein bisschen Nostalgie, dass viele Gäste, die im Laufe der 40 Jahre zu uns kamen, noch einmal unbedingt bei mir essen wollen.“ Auch wenn ein bisschen Wehmut bei den Gästen mitschwingt, sie haben durchaus Verständnis dafür, dass Lauter kürzer treten will.
Lauter will mehr Zeit für seine Frau und seine Kunst
Vor allem Zeit für seine Frau Hanna will er sich dann nehmen, mit der er seit 53 Jahren verheiratet ist und die auch immer an seiner Seite war, als guter Geist und immer liebenswürdige Gastgeberin in den Restaurants in Schwansbell und Nordkirchen. Derzeit nutzt Lauter die Zeit, um seinen Gästen seine, von ihm ausgebildeten, Nachfolger vorzustellen.

Mehr Zeit für seine Kunst wird Franz Lauter ab dem kommenden Jahr haben. Er plant auch, als Bildhauer aktiv zu werden. © Goldstein (Archiv)
Für seine Zeit nach der aktiven Restaurant-Laufbahn, will der 74-Jährige sich natürlich auch seiner Kunst widmen. „Ich brauche neue Ziele, sonst bekomme ich Depressionen“, bekennt der aktive und kreative Künstler und Koch. Mehr Zeit zum Malen und vor allem für seine neue Leidenschaft, die Bildhauerei, möchte Lauter haben. „Ich möchte gerne Katzen-Skulpturen schaffen.“ Als Ausstellungsort kann er sich gut den Platz vor seinem Haus, das er seit 29 Jahren in Werne bewohnt, vorstellen.
„Ich habe schon verschiedene Materialien da, aus denen ich die Katzenformen arbeiten will. Für mich möchte ich sie dann mit Bronze ausgießen, denn das ist ein Material für die Ewigkeit“, so Lauter. Er will mit der Stadt Werne sprechen, ob sie sich auch solch eine Freiluft-Skulpturen-Ausstellung vor seinem Haus vorstellen kann.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
