Unfall mit Feuerwerk in Nordkirchen Nicht nur Rettungsdienst half verletzten Jugendlichen

Unfall mit Feuerwerk: Nicht nur Rettungsdienst half verletzten Jugendlichen
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Es müssen unfassbare Szenen gewesen sein, die sich am Neujahrsabend gegen 19 Uhr auf dem Parkplatz an der Mensa der Hochschule für Finanzen in Nordkirchen abgespielt haben. Beim Gebrauch von Feuerwerkskörpern verlor ein 14-Jähriger zwei Finger und ein 13-Jähriger die rechte Hand.

Den Notruf setzte nach Angaben der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Coesfeld der Vater eines der beiden Jugendlichen ab. Was dann folgte, war die tatkräftige Zusammenarbeit zwischen den Rettungskräften, Notärzten und der Polizei. „Die Polizeikräfte waren wohl die Ersten am Unfallort“, berichtet Christoph Schlütermann, Vorstand des Kreisverbandes Coesfeld des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), am Dienstag, 2. Januar, auf Anfrage der Redaktion. „Sie haben auch schon erste Maßnahmen eingeleitet.“ Also Verbände angelegt. „Verletzungen mit abgetrennten Gliedmaßen in dieser hier vorliegenden Form sind immer lebensbedrohlich“, sagt Schlütermann. „Zwei Notärzte und zwei RTW-Besatzungen des DRK haben vor Ort eine maximale Versorgung eingeleitet. Dazu zählten lebensrettende Intensivmaßnahmen. Die Jugendlichen wurden anschließend mit Notarztbegleitung in das Universitätsklinikum nach Münster und die Notfallchirurgie in das Klinikum Dortmund verbracht.“

„Es ist ein besonders tragischer, trauriger Fall“, sagt Schlütermann. „Wir hoffen sehr, dass die betroffenen Kinder die notwendigen medizinischen Hilfen erhalten und möglichst vollständig genesen. Unser Mitgefühl gilt den Familien.“

„Aber es sind die typischen Verletzungen, die wir immer wieder haben: entweder Hand- oder Augenverletzungen“, betont Schlütermann. „Allein in Berlin waren es um den Jahreswechsel 27 Fälle, wo Gliedmaßen abgetrennt worden sind durch unvorsichtiges Verhalten. Das passiert trotz regelmäßiger Warnungen immer wieder. Leider können wir nicht verhindern, dass sich auch Kinder und Jugendliche Zugang zu Feuerwerkskörpern verschaffen.“

Auf dem Parkplatz an der Mensa der Nordkirchener Hochschule für Finanzen ereignete sich der Unfall mit Feuerwerkskörpern.
Auf dem Parkplatz an der Mensa der Nordkirchener Hochschule für Finanzen ereignete sich der Unfall mit Feuerwerkskörpern. © Arndt Brede

Sind die DRK-Rettungskräfte - aus der Erfahrung der vergangenen Jahre - eigentlich besonders geschult, wenn es um Verletzungen durch Feuerwerkskörper geht? „Unsere Mitarbeiter erfahren eine Ausbildung, die sie auch auf diese Art Einsätze vorbereitet“, erklärt der DRK-Vorstand. „Auch wenn diese Einsätze sehr selten sind - einer von 1000 Fällen -, müssen die hier notwendigen und einstudierten Algorithmen angewendet werden können. Dazu zählt in erster Linie die Abwehr von lebensbedrohlichen Risiken und die Sicherung der Vitalfunktionen. Die DRK-Notfallsanitäter arbeiten hier streng unter der Anleitung der Notärzte, die für die medizinische Erstversorgung verantwortlich sind.“ Schlütermann nennt die Sedierung, Intubation, blutstillende Maßnahmen, Wundversorgung und Medikamentengabe als Beispiele. „Es mussten sogar noch Gliedmaßen mit Polizeieskorte nachtransportiert werden, in der Hoffnung, dass vielleicht noch etwas angenäht werden kann.“

Angesichts der Schwere der Verletzungen der beiden Jugendlichen appelliert Christoph Schlütermann auch an Eltern, sensibel zu sein: „Wenn jetzt noch Feuerwerkskörperreste übrig geblieben sind - bitte rühren Sie die Feuerwerkskörper nicht mehr an und entsorgen Sie sie fachgerecht. Die Gefahren, die von Feuerwerkskörpern der hier in Frage stehenden Schadenkategorie F3 ausgehen, werden immer wieder sträflich unterschätzt. Leider sind diese Böller, deren Erwerb, Aufbewahrung und Verwendung grundsätzlich unter strengen Auflagen stehen, offensichtlich über diverse Beschaffungswege sehr leicht zu beschaffen. Die hierfür eigentlich notwendigen Erlaubnisnachweise stellen leider keine großen Hürden dar. Zudem sind diese Art Gefahrstoffe sehr preisgünstig zu erhalten. Ein sachgemäßer Umgang könnte viel Leid ersparen. Auch für den Rettungsdienst und die aktuell unter großer Personalnot stehende Notfallversorgung entstehen sehr hohe sächliche, personelle und finanzielle Aufwendungen. Ganz zu schweigen von den Opfern, die oft ein ganzes Leben gezeichnet bleiben und lebenslang Beeinträchtigungen hinnehmen müssen.“

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