Flüchtlingswelle nach dem Krieg in der Ukraine, Inflation mit steigenden Lebensmittelpreisen: Die Lüdinghauser Tafel, zu der auch viele Menschen aus Olfen und Nordkirchen kommen, hat einiges zu tun.
Im Jahr 2022 gab es eine Steigerung der versorgten Personen um mehr als 50 Prozent, 25.027 kamen zu den beiden Ausgabestellen in Lüdinghausen (Mühlenstraße) und Olfen (evangelisches Gemeindehaus in der Von-Vincke-Straße). Doch die Nachfrage war so groß, dass Michael Klaus und Gisela Henke aus dem Vorstandsteam Anfang Mai 2022 einen Aufnahmestopp verhängen mussten.
Wechsel auf 14-tägige Ausgabe
„Wir haben den Kunden abgesagt, Anfang 2023 standen 70 Bedarfsgemeinschaften auf der Warteliste. Da haben wir gesagt, so kann es nicht weitergehen“, berichtet der Vorsitzende, der in Olfen wohnt.
Die aktuelle Lösung seit dem 1. März: Die Bedarfsgemeinschaften (Familien, Ehepaare oder Alleinstehende), die zur Tafel nach Lüdinghausen kommen, werden in Ausgabegruppen eingeteilt, die jetzt alle 14 Tage Lebensmittel abholen können. In Olfen, wo rund 60 Bedarfsgemeinschaften erfasst sind, gibt es ein rollierendes System, bei dem im wöchentlichen Wechsel ebenfalls eine Gruppe bei der Ausgabe aussetzt. So kann Michael Klaus jetzt trotz insgesamt über 1000 versorgter Personen in rund 400 Bedarfsgemeinschaften sagen: „Wir haben noch die Möglichkeit, Bedürftige aufzunehmen.“

Trotz Arbeit zu wenig Geld
Deshalb veranstaltet die Tafel einen Tag der offenen Tür an beiden Ausgabeorten. Am 21. Mai (Sonntag) können Interessierte von 11 bis 16 Uhr in Lüdinghausen und von 14 bis 17 Uhr in Olfen einen Blick ins Innere werfen. Die in zahlreichen Märkten in Lüdinghausen, Seppenrade, Olfen, Nordkirchen und Ascheberg abgeholten Lebensmittel werden in dem Lagergebäude in Lüdinghausen von den Helfern sortiert und auf die verschiedenen Gruppen aufgeteilt. An mehreren Kisten steht in nicht zu übersehender Schrift „Olfen“, diese werden in den Nachbarort gebracht, wo die Ausgabe am Donnerstagnachmittag von 15.30 Uhr bis 17 Uhr stattfindet.
Vor der Tür warten eine halbe Stunde vor Öffnung bereits einige Mitglieder der gelben Gruppe. Dabei haben sie ihren Nachweis der Bedürftigkeit, einen Ausweis und zwei Euro als Kostenbeitrag, die sie bei der Anmeldung vorlegen müssen. „Wir versorgen Personen, die jeden Tag zur Arbeit gehen, trotzdem reicht das Geld nicht. Zu uns kommen Rentner, die zu wenig haben, dazu Bewohner der Flüchtlingsunterkünfte in Nordkirchen und Seppenrade“, verdeutlicht der Olfener die große Bandbreite.

Viele Helfer aus Nordkirchen
Deswegen freut er sich, dass die Zahl der gut 140 Helfer auf einem hohen Niveau bleibt. Viele Ehrenamtliche kommen auch aus Nordkirchen zur Unterstützung. 58 Bedarfsgemeinschaften mit 164 Personen aus der Schlossgemeinde stehen auf der Liste, diese kommen regelmäßig dienstags oder mittwochs zur Ausgabe nach Lüdinghausen. Während die Zahlen insgesamt durch den Flüchtlingsstrom deutlich gestiegen sind, kommen trotz der Inflation weniger Einheimische. „Es gibt eine große Hemmschwelle, zur Tafel zu kommen. Die Problematik, hier gesehen zu werden, ist im ländlichen Raum größer als in der Stadt“, ist sich Michael Klaus sicher.
Auch deshalb sei es wichtig, einen Einblick zu gewähren. „Wenn wir einigen Unterstützern einmal zeigen, wie wir arbeiten, sagen viele: Das haben wir uns so nicht vorgestellt“, weiß der Olfener. Besonders fehlen derzeit frisches Obst und Gemüse. „Die Supermärkte kaufen anders ein, es kommt nicht mehr so viel Material“, berichtet Gisela Henke. Um rund 25 Prozent habe die Belieferung mit Frischwaren in den vergangenen Monaten nachgelassen. Hier musste die Tafel kreativ werden. Eigentlich darf sie nichts zukaufen, obwohl das in diesem Bereich erforderlich ist. Mit Spenden, die genau für diesen Zweck bestimmt sind, etwa bei Pfandscheinen in Supermärkten, gab es aber eine Lösung, um weiter Obst und Gemüse anbieten zu können.
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