Der Boden ist mit Brettern abgedeckt, Altar und Chorgestühl hinter Holz versteckt und geschützt, ein Gerüst füllt den gesamten Innenraum bis unter die Decke: Die Sanierung der über 300 Jahren alten Kirche St. Pankratius in Südkirchen ist noch in vollem Gange. „Es sieht noch wüst aus“, bestätigt Hildegard Rolf, Verwaltungsreferentin der Gemeinde. Trotzdem sei die Hoffnung noch nicht gestorben, dass die Südkirchener vielleicht noch in diesem Jahr ihre alte Kirche in neuem Glanz strahlen sehen können.
Seit fünf Jahren ist der alte Kirchenteil für die Gemeinde schon gesperrt. Seit innen und außen Risse auftraten und Putz von der Decke bröckelte. Seitdem hat sich einiges getan. Hohlräume unter der Kirche wurden verfüllt, die Außenfassade aus Sandstein ist ihre Risse schon los und strahlt frisch saniert.
Eigentlich war die Rissbeseitigung und neuer Putz und ein Anstrich im Inneren als Sanierung geplant. Doch im Laufe der Arbeiten traten noch mehr Schäden an dem Jahrhunderte alten Gebäude zu Tage. „Das hat sich aufgebläht“, sagt Petra Volmerg vom Kirchenvorstand über die Sanierungsaufgaben. „Wir hatten nicht gedacht, dass die Fenster so marode sind“, erzählt Hildegard Rolf. Alle Fenster wurden inzwischen rausgenommen und Bleinähte und Dichtungen erneuert. Richtige Spalte hatten sich an den Fenstern aufgetan, erzählt Rolf. Nur das bunte Wappenfenster ist derzeit noch mit Sperrholz verbarrikadiert. Das Fenster selbst ist noch zur Restaurierung in einer Werkstatt.

Eine böse Überraschung erlebte die Kirchengemeinde auch am Dach. Ein Eckfeiler aus Stein war so marode, dass ein Rand des Daches schon abgesackt war. „Da haben wir echt Glück gehabt“, sagt Petra Volmerg. Der Schaden ist inzwischen behoben, ein neuer Stein eingesetzt.
Vergessener Keller wird Schaltzentrale
Eine praktische Überraschung gab es hinter dem Gebäude: Dort entdeckten die Arbeiter 2022 einen längst vergessenen Kellerraum wieder und legten ihn frei. In den 1970er-Jahren war der Raum wohl mit Bauschutt verfüllt worden. Jetzt ist er wieder frei und bekommt einen praktischen Nutzen: Dort, wo ganz früher die Kohlenheizung untergebracht war, wird die „Schaltzentrale“ für den alten Kirchenteil Platz finden: die Steuerung für Wasser, Elektro und Heizung.

1,3 Millionen Euro sollte die Sanierung der im Nachgotik-Stil erbauten Kirche kosten. Das waren allerdings die Berechnungen von vor drei Jahren, sagt Hildegard Rolf. „Wir kommen nicht ganz damit aus“, sagt die Verwaltungsreferentin. Wie teuer es genau wird, könne sie noch nicht sagen. Auch werde noch nach Sparpotential gesucht. Nicht alle Wünsche der Gemeinde könnten berücksichtigt werden. So würde die Kirchengemeinde gerne die Außenmauern des in Teilen von etwa 1100 stammenden Turms reinigen lassen. Doch dafür müssten Fördermittel bewilligt werden, erklärt Hildegard Rolf.
Probleme mit den Ausschreibungen
Probleme bereitete der Kirchengemeinde bei der Sanierung auch der Handwerkermangel und die gestiegenen Preise in der Baubranche. So sollen in den kommenden Wochen außen noch einmal Bagger rollen. Die Fundamente müssen trocken gelegt werden. Dazu werden die Sockelmauern freigelegt und neu verfüllt, erklärt Hildegard Rolf. Die Maßnahme sei nötig, da innen an den Wänden Feuchtigkeitsschäden aufgetaucht seien. „Wir hoffen, dass das noch vor dem Winter fertig wird“, so Rolf.
Bei der Ausschreibung dieses Gewerks brauchte es allerdings einen zweiten Anlauf, erzählt die Verwaltungsreferentin. Von elf angefragten Firmen seien auch dann nur zwei Angebote gekommen, erzählt sie. Schwierigkeiten, die die gesamte Sanierung begleiten.

Anfang des Jahres war das Ziel der Kirchengemeinde, Weihnachten 2023 wieder einen Gottesdienst im alten Kirchenteil feiern zu können. Doch noch sind im Inneren eher mehr Risse dazu gekommen, als dass welche verschwunden sind: Der Elektriker ist noch dabei, neue Leitungen zu verlegen. „Wir nutzten jetzt die Chance, alle elektrischen Leitungen neu zu verlegen“, sagt Hildegard Rolf. Auch neue LED-Leuchten sollen eingebaut werden. Mit seiner Arbeit soll der Elektriker in wenigen Tagen fertig werden. In der letzten Oktoberwoche sollen dann die Verputzer nach Südkirchen kommen. Danach sind im November die Maler dran.
„Hoffnung stirbt zuletzt“
Hinter der Eingangstür wird noch eine Glastür eingebaut als Wind- und Kälteschutz. Auch die Orgel werde noch gereinigt, erzählen Rolf und Volmerg. Ein Weihnachtsgottesdienst im alten Kirchenteil feiern? „Ich sehe es nicht“, sagt Hildegard Rolf mit Bedauern. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Petra Volmerg. Falls es in diesem Jahr nicht mehr klappt, werde es auf jeden Fall im Frühjahr ein großes Fest zur Einweihung geben.
Vorher dürfen die Südkirchener aber schon einmal einen Blick auf die Baustelle werfen. Etwa Mitte November plant die Kirchengemeinde, eine Besichtigung nach einem Sonntags-Gottesdienst anzubieten. Denn die Südkirchener seien sehr neugierig, ob sie ihre neue, alte Kirche wiedererkennen werden. Man könne ja nicht reinsehen, sagt Hildegard Rolf: „Alle sind gespannt.“
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