Interview mit Schulleiter

So bereitet sich die JCS auf die Erweiterung vor

Mit der Erweiterung der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule (JCS) Nordkirchen um den Nebenstandort Ascheberg kommt auf die Schul-Planer einige Arbeit zu. Im Gespräch mit uns erklärt Schulleiter Ulrich Vomhof, was jetzt genau vorbereitet werden muss, was Eltern wissen müssen und was sich für das Lehrerkollegium ändern wird.

NORDKIRCHEN/ASCHEBERG

, 17.12.2016 / Lesedauer: 6 min

Ab jetzt hängt alles vom Anmeldeverfahren ab. „Das hängt jetzt wie ein Damoklesschwert über uns“, sagt JCS-Schulleiter Ulrich Vomhof.

Herr Vomhof, steigen wir mit Begriffen ein. Seit das Vorhaben zum ersten Mal verkündet wurde, tauchten immer wieder unterschiedliche Namen auf: „Schulkooperation“, „Vernunftehe“ und „Schulerweiterung“. Welcher Begriff ist richtig und warum spielt das überhaupt eine Rolle?

Vomhof: Uns war es wichtig, dass unser Standort in Ascheberg auch „Johann-Conrad-Schlaun-Schule“ im Namen trägt. Damit wird deutlich: Es handelt sich um eine Erweiterung der seit 23 Jahren erfolgreich arbeitenden Johann-Conrad-Schlaun-Schule in Nordkirchen um den Standort Ascheberg. Und es ist selbstverständlich, dass dieser Teilstandort Ascheberg, der uns hoffentlich viele Jahre begleiten wird, auch Einzug in unseren Namen hält. Um die Frage aufzugreifen: Welche Begriffe haben in den letzten Wochen und Monaten eher verunsichert? Das waren definitiv Dinge wie „Vernunftehe“, „Fusion“ oder Begriffe wie „Schulkooperation“ zwischen der Profilschule und der JCS. Alles das wird es nicht geben. Es gibt eine Erweiterung auf den Schulstandort Ascheberg und parallel dazu läuft die Profilschule noch fünf Jahre weiter.

 

Als Außenstehender könnte man sagen: Da wird etwas zusammengeführt, wie man es nennt spielt doch keine Rolle. Wie sorgten die Begriffe, die Sie genannt haben, für Verunsicherung?

Es geht einfach an der Realität vorbei, es wird nichts zusammengeführt. Das einzige ist, dass am Schulstandort Ascheberg ab dem kommenden Schuljahr auch die JCS präsent sein wird und dass unser Angebot auch in Ascheberg angewählt werden kann. Das ist der Punkt. Es geht um keine Fusion. Darunter würde man ja verstehen, dass sich Profilschule und JCS zu etwas zusammenschließen, zu etwas Neuem, Gemeinsamen. Stattdessen werden wir mit unserem Schulkonzept nach Ascheberg kommen, die Profilschule wird ihr Schulkonzept zunächst auch am Standort Ascheberg weiter- und perspektivisch dann am Standort Herbern zu Ende führen.

 

Einen Tag, nachdem die Räte beider Gemeinden sich für die Erweiterung entschieden haben, haben Sie auf einer Pressekonferenz gesagt, dass Sie insofern froh sind, weil diese Entscheidung Ruhe rein bringt. Inwiefern?

Dass es so kommen würde, wie es jetzt ist, hatten wir geahnt, weil die politischen Mehrheiten schon bekannt waren. Aber es fällt immer schwer von vollendeten Tatsachen zu sprechen, solange der Entschluss noch nicht gefallen ist. Der ist nun gefallen und das ist jetzt die Grundlage, auf der wir arbeiten. Jetzt ist die nächste Ungewissheit das Anmeldeverfahren Anfang Februar. Bestimmte Entscheidungen und Planungen werden wir erst dann konkret in Angriff nehmen können, aber für uns war jetzt dieser politische Beschluss das Signal: So, jetzt können wir anfangen zu kommunizieren. Wir haben einen Flyer herausgebracht, eine Homepage geschaltet, damit Eltern, die verunsichert sind und Fragen haben, zum Beispiel zum Anmeldeverfahren, Antworten bekommen.

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Hat sich an den Fragen der Eltern nach der Entscheidung etwas verändert?

Ich habe zumindest durch Rückmeldungen deutlich zu hören bekommen, dass Eltern erleichtert sind, dass wir jetzt auf ihre Fragen eingehen können. Das war uns im Vorfeld nicht möglich. Als Schule waren wir, verständlicherweise, angehalten worden, uns zurückzuhalten. Für mich völlig nachvollziehbar, weil es noch keinen politischen Entschluss gab.

Ich habe das Gefühl, dass Eltern jetzt sehr erleichtert sind, dass wir jetzt ihre Fragen beantworten können. Zum Beispiel haben wir im Flyer in den vergangenen Wochen und Monaten Fragen der Eltern gesammelt. Letztendlich ging es immer um die gleichen Fragen: „Wie kriegt mein Kind einen Platz an Ihrer Schule?“, „Wie wahrscheinlich ist es, dass es einen Platz bekommt?“, und die zentrale Frage: „Kann ich mir wünschen, an welchem Standort mein Kind beschult wird und kann ich mich darauf verlassen?“.

 

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Greifen wir die Frage nach dem Standortwunsch auf: Können sich Eltern darauf verlassen?

Grundsätzlich sind wir – damit sind die Schule und die beiden Schulträger gemeint – der Meinung, dass wir den Eltern zwei gleichwertige Standorte anbieten können. Auch in Ascheberg sind die Räumlichkeiten und die Ausstattung des Schulgebäudes wirklich tipptopp. Da hat die Gemeinde Ascheberg in den vergangenen Jahren wirklich viel investiert in den Standort, sodass wir Eltern sagen können: Völlig egal, ob euer Kind in Ascheberg oder in Nordkirchen beschult wird, es wird zumindest von der „Hardware“ her das Gleiche vorfinden, aber auch die „Software“, nämlich auch das pädagogische Konzept, nach dem euer Kind unterrichtet wird, ist an beiden Standorten gleich.

Und wir gehen grundsätzlich davon aus, dass es für viele Eltern aus Ascheberg oder Herbern ein interessantes Angebot ist, das Kind wohnortnah in Ascheberg beschulen zu lassen. Es gibt aber auch Eltern, die möchten, obwohl sie beispielsweise in Ascheberg wohnen, dass ihr Kind am Standort Nordkirchen beschult wird. Und diesen Eltern die Sicherheit zu geben, dass wir ihren Wunsch ernst nehmen und, wo immer es geht, versuchen werden, ihn umzusetzen, ist ganz entscheidend. Und ich hoffe, dass uns das gelingen wird.

Aber ich sprach eben davon, das Anmeldeverfahren ist das Damoklesschwert, das jetzt als nächstes über uns schwebt. Das gilt es jetzt abzuwarten und dann werden wir gucken, wie sich die Anmeldungen auf die beiden Standorte verteilen, welchen Wünschen wir gerecht werden können und welchen eventuell nicht.

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Was könnte denn theoretisch schief gehen?

Also die Mindestanforderung sind zwei Klassen am Standort Ascheberg, das heißt, am Nebenstandort müssen mindestens zwei Klassen beschult werden. Konkret: Wir müssen beide Klassen aufgrund der zu erwartenden vielen Anmeldungen voll machen, also zweimal 29 Kinder – 58 Anmeldungen für Ascheberg muss es geben. Was nicht passieren darf, ist, dass wir in Ascheberg nur Anmeldungen für eine Klasse haben und ganz viele für Nordkirchen. Das halte ich aber für ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Ich denke mal, dass sich das sehr gut verteilen wird.

 

Wir haben viel über Ängste und Fragen der Eltern gesprochen, wie ist das Thema denn in der Schülerschaft und im Lehrerkollegium angekommen?

Das Thema ist zwar in der Schülerschaft angekommen, aber die Schüler sind von den Änderungen überhaupt nicht betroffen. Für Schülerinnen und Schüler, die jetzt an meiner Schule sind, wird sich nichts ändern. Die werden nach wie vor ihren kompletten Unterricht hier in Nordkirchen haben.

Wer massiv betroffen sein wird, sind meine Kolleginnen und Kollegen. Für die heißt es definitiv: Ab dem 1. August 2017 wird meine Schule einen zweiten Standort haben, der von Lehrerinnen und Lehrern meiner Schule beschickt wird. Und das heißt im Zweifelsfall für viele, dass gefahren werden muss. Die Kolleginnen und Kollegen werden an zwei Standorten unterrichten müssen, oder dürfen. Dies wird für mein Kollegium eine zusätzliche Belastung sein.

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Heißt das tageweise pendeln oder sogar im Laufe eines Tages hin- und herfahren?

Natürlich ist das eine große Herausforderung an die Stundenplan-Macher, möglichst zu verhindern, dass an einem Tag mehrfach hin- und hergefahren werden muss. Das ist das Worst-Case-Szenario. Nichtsdestotrotz wird es sich nicht vermeiden lassen, dass Kolleginnen und Kollegen innerhalb eines Tages pendeln müssen. Das wird gerade am Anfang, wenn wir nur mit drei Klassen in Ascheberg sind, der Fall sein. Denn so viele Stunden werden dort gar nicht gegeben und wir müssen alle Fächer abdecken. 

Zum Beispiel wird für die Technikstunden dann ein Technik-Lehrer nach Ascheberg fahren müssen. Dann werden wir uns aber bemühen, von den Klassen her den Technik-Unterricht in Ascheberg so kompakt zu legen, dass er das alles an einem Vormittag abarbeiten kann. Aber, ich sprach bei der Pressekonferenz von 1.000 Fragen, die es noch zu beantworten gilt; das ist eine davon.

 

Wie bereiten Sie sich jetzt weiter vor?

Wir müssen erst das Anmeldeverfahren abwarten. Wenn es drei Klassen in Ascheberg gibt, dann müssen wir im nächsten Schritt überlegen, wie wir diese Klassen personell ausstatten. Auch das ist schwierig, denn eine Erhöhung von vier auf sechs Züge heißt, dass wir Personal aufstocken müssen. Ich habe im Moment nämlich nicht ansatzweise das Personal, das diese sechs Klassen beschulen kann.

Das heißt wiederum, dass wir auf die Arbeitsabläufe der Bezirksregierung angewiesen sind. Und das heißt ganz konkret: Die Lehrereinstellungen zum nächsten Schuljahr werden, wenn es richtig gut läuft, 14 Tage vor dem Schuljahr abgeschlossen sein. Wir werden also erst dann das Personal festzurren können. Natürlich werden wir schon vorher im Kollegium überlegen, wer gerne eine Klassenleitung in Ascheberg übernehmen möchte. Auch ist die Frage, wer aus dem Ascheberger Kollegium zu uns kommen wird. Aber auch das wird sich erst relativ kurz vor den Sommerferien entscheiden.