So arbeitete Schule der Verdächtigen Rache-Tat auf
18-Jähriger lebensgefährlich verletzt
Ende Mai wurde ein 18-jähriger Münsteraner in einem Wald bei Lüdinghausen gequält und mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt. Anschließend wurden drei verdächtige Jugendliche festgenommen, zwei von ihnen sind Schüler des Antonius-Gymnasiums Lüdinghausen. Wie geht die Schule mit dieser Ausnahme-Situation um?
Das Opfer wurde notoperiert, schwebte zeitweise in Lebensgefahr: Als Angler den 18-jährigen Münsteraner am 28. Mai in einem Wald am Dortmund-Ems-Kanal in Lüdinghausen fanden, war er durch Messerstiche schwer verletzt worden.
Wenig später nahmen Polizisten in der Nähe des Kanals drei Verdächtige fest: einen 17-Jährigen, ein gleichaltriges Mädchen und einen 19 Jahre alten Mann. Die drei sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung.
Bei der Tat handelt es sich wohl um einen Racheakt, weil das Opfer die 17-Jährige zuvor vergewaltigt haben soll.
Nun ist klar: Zwei der drei Beschuldigten sind Schüler des St. Antonius-Gymnasiums in Lüdinghausen, einer von ihnen stammt aus Nordkirchen.
Erstmalig spricht Schulleiterin Elisabeth Hüttenschmidt mit einem Medienvertreter über das, was in den vergangenen Tagen an der Schule passiert ist, wann sie erste Informationen bekommen hat und wie im Team reagiert worden ist.
Bis Mittwochmittag galt die Ansage der Bezirksregierung, dass nur die Behörde selbst Presseanfragen beantwortet. Dann stimmte sie unserer Anfrage zu einem direkten Kontakt zu. Am Donnerstag gab es ein sehr intensives Gespräch mit vielen wichtigen Informationen. Hier zentrale Punkte:
Wann und wie erhielt die Schule die Info zu den Verdächtigen?
Am Mittwoch nach der Tat, also am 1. Juni, melden sich die Eltern der beiden beschuldigten Schüler beim Gymnasium. Das ist die erste Information überhaupt. Über die Polizei hatte es keine Nachricht gegeben.
Was waren die nächsten Schritte?
Elisabeth Hüttenschmidt informiert die Dezernentin der Bezirksregierung und beruft für 14 Uhr das Krisenteam der Schule ein. Sie möchte die Kollegen, die Eltern, alle Schüler und besonders die betroffene Jahrgangsstufe kurzfristig informieren. Noch am Abend wird ein Elternbrief verfasst, der am nächsten Morgen mit der Kriminalpolizei abgestimmt wird.
Wie waren die ersten Reaktionen an der Schule?
Donnerstag, 2. Juni: Dienstbesprechung mit allen Lehrern. Sehr still sei es nach der Information gewesen, sagt Elisabeth Hüttenschmidt. Zudem habe es großes Mitgefühl mit den Familien der Betroffenen gegeben. Als sich die betroffene Jahrgangsstufe in der Aula versammelt, zeigen sich nach Aussage der Schulleiterin einige Schüler überrascht, dass die Schulleitung noch nichts von der Festnahme der Antonschüler wusste.
Ganz wichtig ist der Schulleiterin, die Schülerinnen und Schüler vor Kommentaren in sozialen Netzwerken zu warnen, die später als Verleumdung ausgelegt werden könnten. Den Rest des Vormittags können die Schüler in kleinen Gruppen verbringen. Die (Beratungs-)Lehrer führen viele Gespräche.
„Die Schüler haben sehr einfühlsam reagiert und sich gegenseitig aufgefangen.“ Auch in den nächsten Tagen zeigt sich, wie wichtig es ist, dass die Jugendlichen ihre Gefühle und ihre Sorgen mit anderen teilen und besprechen können.
Wie ging es dann weiter?
Seit Montag dieser Woche ist nach Aussage von Elisabeth Hüttenschmidt das Bedürfnis der Schüler groß, wieder normalen Unterricht zu haben. Viele Jugendliche zeigen sich nach ihrer Einschätzung erleichtert, dass die Tat und die besonderen Umstände offen angesprochen worden sind.
Die Informationen aus erster Hand hätten viel Unsicherheit genommen. Das Angebot, mit Beratungslehrern oder den Lehrern des Vertrauens zu sprechen, gilt weiterhin. Auch in der Schulpflegschaft, die in dieser Woche turnusmäßig getagt hat, informiert die Schulleitung.
Wie lautet das Fazit der Schulleiterin?
„Wir haben ein tolles Krisenteam“, sagt die Schulleiterin mit Rückblick und dankt für die vielfältige Unterstützung. Die offene Kommunikation mit Kollegen, Eltern und Schülern trägt offensichtlich sehr dazu bei, die Dinge einzuordnen und mit der Situation so gut es geht umzugehen.
Die Staatsanwaltschaft prüft weiterhin den Vorwurf gegen das 18-jährige Opfer, die junge Frau aus dem späteren Täter-Trio vergewaltigt zu haben.