
Im Übergangsheim an der Industriestraße in Selm sind auch Geflüchtete untergebracht, die der Gemeinde Nordkirchen zugewiesen wurden. © Günther Goldstein
Selm und Nordkirchen lassen Vereinbarung zur Geflüchteten-Aufnahme ruhen
Geflüchtete in Selm und Nordkirchen
Seit dem Mai 2021 bestand zwischen den Kommunen Selm und Nordkirchen eine Übereinkunft zur Unterbringung von Geflüchteten. Diese wird schon bald ausgesetzt. Das liegt vor allem an einem Grund.
Es war ein besonderer Pakt, der im Mai 2021 geschlossen wurde. Die Vereinbarung überwand schließlich gleich mehrere Grenzen. Die Kommunen Selm und Nordkirchen kamen überein, dass Geflüchtete, die der Schlossgemeinde zugewiesen wurden, auch in Selm untergebracht werden können. Damit schlossen Kommunen zwei unterschiedlicher Regierungsbezirke (Münster und Arnsberg) und zwei verschiedener Kreise (Coesfeld und Unna) eine Übereinkunft.
Nun kündigte Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann beim Ausschuss für Familie, Schule, Sport und Kultur allerdings an, dass die Vereinbarung schon bald ruht. Das bestätigte nun Malte Woesmann, Pressesprecher der Stadt Selm. „Ein ‚Ruhen‘ des Kooperationsvertrages für die Dauer von sechs Monaten ist mit der Gemeinde Nordkirchen ab 1. Januar 2023 vereinbart.“
Der Grund: Die Stadt Selm verzeichnete in den vergangenen Wochen ebenfalls deutliche Zuwächse an Flüchtlingen und ist dabei ebenfalls weiter in der Aufnahmeverpflichtung.
Zugesicherte Plätze voll ausgeschöpft
Aktuell seien in der Selmer Geflüchteten-Unterkunft an der Industriestraße rund 110 Personen untergebracht, wie Woesmann mitteilt. In den vergangenen Wochen habe es einen kontinuierlichen Anstieg bei der Zahl der Geflüchteten gegeben. „Die aufgrund der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit der Gemeinde Nordkirchen zugesicherten 20 Plätze werden derzeit von der Gemeinde Nordkirchen komplett in Anspruch genommen.“
Die Vereinbarung sehe in Selm eine Aufnahmemöglichkeit von volljährigen, alleinstehenden Personen vor. Hintergrund seien die (auch in Selm) bestehenden Engpässe, was Schul- und Kindergartenplätze anbelangt sowie die Integration von Familien direkt vor Ort, erklärte Nordkirchens Gemeindesprecher Karim Laouari vor einiger Zeit.
„Suche nach größerer Lösung“
Insgesamt leben derzeit etwa 670 Menschen mit Fluchthintergrund in Selm. Dies betrifft Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften und Privatwohnungen. In den kommenden Monaten erwarten beide Kommunen, dass die Zahl der geflüchteten Menschen nicht nur aus der Ukraine weiter zunehmen wird.
Für Nordkirchen hatte Bürgermeister Dietmar Bergmann zuletzt angekündigt, dass man „eine größere Lösung schaffen muss.“ Im Fokus sollte die Frage stehen, „wo wir vernünftige Unterkünfte für die Geflüchteten finden“, sagte er beim Ausschuss für Familie, Schule, Sport und Kultur.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
