Schulbusse zur Gesamtschule Nordkirchen übervoll

Beschwerden der Eltern

Die Telefone der Johann-Conrad-Schlaun-Schule und der Gemeinde Nordkirchen stehen nicht still: Viele Eltern machen aktuell ihrem Ärger über total überfüllte Schulbusse Luft. Der Busfahrer lässt Kinder einfach stehen. Der Tenor der Eltern ist unmissverständlich: So geht es nicht weiter. Doch die Lösung scheint schwierig.

NORDKIRCHEN

, 20.09.2017, 12:28 Uhr / Lesedauer: 3 min
Die Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule Nordkirchen mit Schulhof und Hinterland sowie dem Platz zum Bürgerhaus, der derzeit neu gestaltet wird.

Die Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule Nordkirchen mit Schulhof und Hinterland sowie dem Platz zum Bürgerhaus, der derzeit neu gestaltet wird.

Tausend Gedanken schießen Viola Pettendrup aus Herbern am Montag durch den Kopf. Der Schulbus aus Nordkirchen hält fast direkt vor ihrer Hautür, Kinder steigen aus – doch wo ist ihr Sohn, der gerade erst von der Grund- auf die Gesamtschule gewechselt ist? Ein Handy hat Jan nicht mit. Deshalb der spontane Gedanke: „Ich mache mich auf den Weg und suche ihn.“ Als sie starten will, hält Schulleiter Ulrich Vomhof mit dem Auto. Neben Jan hat er zwei weitere Kinder aus Herbern mitgenommen. Kinder, die der Busfahrer hat stehen lassen.

„Unglaublich“ findet Viola Pettendrup die Situation. Andere Eltern sehen das ganz genau so. Per Telefon haben sie sich am Dienstag bei der Gemeindeverwaltung Nordkirchen gemeldet. Dazu per Mail einen Brief an Bürgermeister Dietmar Bergmann geschickt. Der Tenor ist unmissverständlich: So geht es nicht weiter.

RVM setzt größere Busse ein

Wird es auch nicht. Das Verkehrsunternehmen Regionalverkehr Münsterland (RVM) hat deshalb am Dienstag einen Zwischenschritt eingeführt. Um 6.50 Uhr hält jetzt ein Bus, der eigentlich erst ab Ascheberg eingesetzt werden soll, zusätzlich an der Herberner Haltestelle „Mense Mühle“.

Damit auch die Kinder in Ascheberg, Davensberg und Ottmarsbocholt einen Platz finden, wird ebenfalls seit Dienstag ein Gelenkzug statt des Solowagens eingesetzt. „Somit können statt 80 nun 120 Kinder mitfahren“, sagt auf unsere Anfrage Dirk Linke, Leiter Fahrbetrieb bei der RVM in Lüdinghausen.

Gemeindeverwaltung sucht Bus-Unternehmen

Auch mittags soll ein größerer Bus Entlastung bringen. Am Dienstag und Freitag setzt die RVM bei der Fahrt um 13.20 Uhr ab Gesamtschule Nordkirchen (Richtung Ottmarsbocholt, Davensberg, Ascheberg, Herbern und Capelle) einen Gelenkzug ein. „Bislang fuhr auf dieser Strecke nur ein Solowagen“, so Dirk Linke.

Noch keine Entscheidung hat die RVM für die Fahrten am Montag, Mittwoch und Donnerstag auf der gleichen Linie um 14.55 Uhr getroffen. „Entweder setzen wir hier künftig einen zweiten Solowagen oder einen Gelenkzug ein“, erklärt der Leiter Fahrbetrieb.

Nicht erst seit Dienstag sucht Fachbereichsleiterin Mechtild Kammert von der Gemeindeverwaltung nach einem Bus-Unternehmen, das morgens ein Fahrzeug frei hat – und so die Situation nachhaltig entspannen könnte. Bislang ohne Erfolg.

"Rechtlich sind wir weiter im grünen Bereich"

„Erklärtes Ziel der Gemeinde ist es, dass die Busse künftig nicht zu mehr als 80 Prozent ausgelastet sind.“ Damit will die Gemeinde der Tatsache Rechnung tragen, dass die Schüler Ruck- und Sportsäcke und andere Gegenstände für den Unterricht dabei haben.

Allerdings muss Mechtild Kammert einräumen, dass das Ziel, das in den vergangenen Jahren stets erreicht wurde, in diesem Jahr bislang klar verfehlt wird. „Rechtlich sind wir weiter im grünen Bereich, dennoch sind auch aus unserer Sicht die Busse übervoll.“ Eine Situation, die sich nach dem Willen der Gemeinde schnell ändern soll.

RVM: Wurden nicht über Schülerzahl informiert

Dass es überhaupt zu dieser schwierigen Situation gekommen ist, führt die RVM darauf zurück, dass sie, so Dirk Linke, „von der Gemeindeverwaltung nicht über die Schülerzahl informiert“ worden ist. Eine deutliche Kritik. „Wir konnten aber nicht eher planen“, kontert Mechtild Kammert. Sie verweist auf rund 45 bis 50 Schüler der Gesamtschule, „von denen wir nicht wussten, ob sie nach dem 10. Jahrgang am Ende wirklich die Schule verlassen oder es sich anders überlegen. Sie können sich bis zum ersten Schultag umentscheiden.“

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In den vergangenen Jahren sei das dadurch ausgeglichen worden, dass in den ersten beiden Wochen des Schuljahres Kinder auf Klassenfahrt waren. „In dieser Zeit haben wir nachgesteuert.“ Das Prinzip sei in diesem Jahr das gleiche gewesen. Allerdings sei die Schülerzahl aus Ascheberg in diesem Jahr nach oben ausgeschlagen. Zudem habe die Gemeinde diesmal nicht wie gehofft nachsteuern können. Trotz intensiver Suche hat sie schlicht keinen Busunternehmer gefunden, der gerade morgens einen Bus frei hatte.

Die Eltern und ihre Kinder hoffen darauf, dass sie möglichst schnell etwas tut. „Wir können nicht darauf setzen, dass der Schulleiter im Zweifelsfall unsere Kinder nach Hause bringt.“ Wenn der Schulbus das nächste Mal bei Viola Pettendrup hält, soll auch ihr Sohn aussteigen.