RN-Videoreihe zum Jubiläum Nordkirchens: 10 Geschichten aus 1000 Jahren

Videos

Die Gemeinde Nordkirchen feiert 2022 ihr 1000-jähriges Bestehen. Hubert Kersting vom Heimatverein erzählt in der RN-Video-Reihe zu diesem Anlass 10 Geschichten aus 1000 Jahren.

Nordkirchen

, 11.06.2021, 09:45 Uhr / Lesedauer: 4 min
Hubert Kersting vom Heimatverein Nordkirchen erzählt in unserer Video-Reihe zehn Geschichten aus der 1000 Jahre alten Geschichte der Gemeinde Nordkirchen.

Hubert Kersting vom Heimatverein Nordkirchen erzählt in unserer Video-Reihe zehn Geschichten aus der 1000 Jahre alten Geschichte der Gemeinde Nordkirchen. © Marie Rademacher

Das Jahr 2022 wird ein besonderes für die Gemeinde Nordkirchen: Sie feiert dann ihren 1000. Geburtstag. Der Heimatverein Nordkirchen bringt zum Jubiläum im Herbst ein Buch heraus - 480 Seiten stark mit über 120 Artikeln zur Geschichte der Schlossgemeinde. Die Auflage: 1000 Stück - passend zum besonderen Geburtstag.

In einer RN-Video-Reihe hat Hubert Kersting, der Vorsitzende des Nordkirchener Heimatvereins, zehn ganz unterschiedliche Geschichten und Schicksale aus diesen 100 Jahren - und aus dem Buch - herausgepickt. In den verlinkten Videos stellt er die Geschichten vor. Hier ein Überblick dazu.

1. Die erste urkundliche Erwähnung

Auf dem Gebiet, das heute die Gemeinde Nordkirchen bildet, haben schon vor weit über 1000 Jahren Menschen gelebt. Da ist Hubert Kersting vom Heimatverein sich sicher. Dennoch wird im kommenden Jahr der 1000. Geburtstag gefeiert. Das hängt mit dem ältesten Dokument zusammen, das es über die Geschichte Nordkirchens gibt: die sogenannte Reinod-Urkunde.

Diese Urkunde ist das älteste Dokument, auf dem Nordkirchen historisch erwähnt wird. Es ist die sogenannte Reinod-Urkunde von 1022.

Diese Urkunde ist das älteste Dokument, auf dem Nordkirchen historisch erwähnt wird. Es ist die sogenannte Reinod-Urkunde von 1022. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

In dieser Urkunde ist hinterlegt, dass eine damals reiche Frau sieben Kirchen gestiftet hat - unter anderem im heutigen Capelle. Das Wort Nordkirchen findet sich in der Urkunde nicht - dafür aber das Wort „Ithari“. So wurde Capelle damals benannt. Die Urkunde ist von Historikern auf das Jahr 1022 datiert worden - deshalb kann Nordkirchen 2022 den 1000. Geburtstag feiern.

Jetzt lesen

2. Der junge Hengst Stronzian und die große Dorf-Party

Der Graf von Esterhazy, ehemals Herr des Schlosses in Nordkirchen, war ein großer Pferdenarr. Besonders begeistert war er von seinem Hengst Stronzian, der - so sagt es die Legende - besonders schnell gewesen sein soll. Für den Grafen hatte das Pferd schon so einige Rennen gewonnen. Auch beim Deutschen Derby 1884 in Hamburg setzte Esterhazy seine ganze Hoffnung in den Hengst. Und nicht nur das. „Er wettete auf ihn. Und zwar dermaßen hoch, dass es aus heutiger Sicht wohl um das Schloss und die Ländereien gegangen sein soll“, erzählt Hubert Kersting.

Sein Schloss und die Ländereien soll der Graf von Esterhazy im Jahr 1884 auf seinen Hengst Stronzian gesetzt haben.

Sein Schloss und die Ländereien soll der Graf von Esterhazy im Jahr 1884 auf seinen Hengst Stronzian gesetzt haben. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

Entsprechend erleichtert war der Graf, als seine Bediensteten am Renn-Tag vom Telegrafenamt kamen und durch den Schlosspark brüllen: „Stronzian hat gewonnen.“ Der Graf war glücklich - und noch reicher als sowieso schon. Das ganze Dorf lud er daraufhin zu einer Jubelfeier ein. Der Kater vieler Nordkirchener soll daraufhin Tage gedauert haben.

Jetzt lesen

3. Elisabeth Ernst: Eine starke Frau aus Nordkirchen

Viele kennen sie als Namensgeberin der Grundschule in Südkirchen: Elisabeth Ernst. Sie war, so sagt es Hubert Kersting, eine bemerkenswerte, eine starke Frau. Warum? Weil sie auch in schweren Zeiten immer zu sich selbst gestanden hat - mitten in der Nazi-Zeit bedeutete das auch, sich gegen das Regime zu stellen. Elisabeth Ernst war Lehrerein und Heimatdichterin. Sie war außerdem sehr gläubige Katholikin.

Elisabeth Ernst ist die Namensgeberin der Grundschule in Südkirchen.

Elisabeth Ernst ist die Namensgeberin der Grundschule in Südkirchen. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

1936, so erzählt es Hubert Kersting, wurde sie aufgefordert, die christliche Gemeinschaft der Lehrerinnen zu verlassen - und dafür in die entsprechende Organisation der Nationalsozialisten einzutreten. Sie weigerte sich. Ein mutiger Schritt - gerade weil er dann wohl auch einige Jahre später Grund für ihre Entlassung war.

Jetzt lesen

4. Die Ursprünge der Kinderheilstätte in Nordkirchen

Da, wo heute das Bürgerhaus in Nordkirchen untergebracht ist, war früher einmal eine sogenannte Kinderbewahrschule. Das war eine Anstalt, in der Kinder betreut wurden, die ein Lungenleiden hatten. Zur Zeit der beginnenden Industrialisierung war es keine Seltenheit, dass Kinder Lungenkrankheiten hatten. Der Graf von Esterhazy hatte die Stätte gestiftet.

Im jetzigen Bürgerhaus in Nordkirchen war einst die sogenannte Kinderbewahrschule.

Im jetzigen Bürgerhaus in Nordkirchen war einst die sogenannte Kinderbewahrschule. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

Bis 1965 gab es die Lungenheilanstalt für Kinder. Danach wurde daraus die Kinderheilstätte - also die Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, die es heute noch gibt.

Jetzt lesen

5. Das traurige Schicksal der Ida Piekenbrock

Zu den vielen Geschichten aus 1000 Jahren Nordkirchen gehören durchaus auch viele traurige. Zum Beispiel die von Ida Piekenbrock. Die Mutter von sieben Kindern war Herrin eines der größten Hofes in der Bauernschaft Piekenbrock. Ihre Geschichte zeigt, wie schwer das Leben der Landbevölkerung im 19. Jahrhundert war. Es gab immer wieder Hungersnöte, die Kindersterblichkeit war hoch.

Auf dem Hof Piekenbrock lebte Ida Piekenbrock um 1860.

Auf dem Hof Piekenbrock lebte Ida Piekenbrock um 1860. © Hubert Kersting

Genau das zeigt sich auch an Ida Piekenbrock. Als sie um 1860 gerade hochschwanger war, musste die bereits siebenfache Mutter zusehen, wie eines ihrer Kinder an Nervenfieber erkrankte. Die Schwester, die zu Hilfe gekommen war, Bedienstete, weitere Kinder und schließlich auch ihr Mann steckten sich ebenfalls an. Und innerhalb von drei Monaten starben „einer nach dem anderen“ weg, erzählt Hubert Kersting. „Es war eine einzige Katastrophe“, sagt er.

Jetzt lesen

6. Warum 1540 das ganze Dorf umquartiert wurde

Das Dorf Nordkirchen stand einmal an anderer Stelle - 1540 ist es einmal komplett umquartiert worden. „Das hatte einen handfesten Grund: Die alte Burg der von Morrien lag zu dicht am Dorf“, erklärt Hubert Kersting. Aus Sicht des Burgherren war das ein Problem, da sich - so fürchtete er - bei einem Überfall Raubgruppen hinter den Häusern verstecken könnten und so die Burg in Gefahr bringen könnten.

Das Dorf Nordkirchen ist um 1540 einmal komplett umgezogen.

Das Dorf Nordkirchen ist um 1540 einmal komplett umgezogen. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

Deshalb ließ er das ganze Dorf (samt Kirche und Gebeinen auf dem Friedhof) abtragen - und ein paar Hundert Meter weiter wieder aufbauen. An der heutigen Stelle.

Jetzt lesen

7. Gab es eigentlich Hexenprozesse in Nordkirchen?

Über einen Zeitraum von 100 Jahren - von 1550 bis 1650 - hat es auch in der nahen Umgebung von Nordkirchen Hexenverfolgungen gegeben. Gerade dann, so erzählt es Hubert Kersting, wenn für so etwas wie Seuchen oder Hungersnöte Schuldige gesucht werden sollten.

Im Davertturm in Davensberg wurden viele angebliche Hexen gefoltert - auch welche aus Nordkirchen.

Im Davertturm in Davensberg wurden viele angebliche Hexen gefoltert - auch welche aus Nordkirchen. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

40 Frauen und Männer mussten in diesem Zeitraum mindestens ein sogenanntes „peinliches Verhör“ über sich ergehen lassen, wurden mit Daumenschrauben und Streckbank gefoltert und landeten schließlich auf dem Scheiterhaufen.

Jetzt lesen

8. Die verschollene Burg Ichterloh

Als verschollene Burg ist sie in die Geschichte der Gemeinde Nordkirchen eingegangen: die Burg Ichterloh. Über mehrere Jahrhunderte, so erzählt es Hubert Kersting, stand sie in Capelle. Durch falsche Hauswirtschaftung verfiel sie im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehr und mehr - bis sie dann 1875 endgültig abgerissen wurde. Heute erhalten sind nur noch das Haus Ichterloh und eine Remise.

Das Gemälde zeigt die verschollene Burg Ichterloh.

Das Gemälde zeigt die verschollene Burg Ichterloh. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

Wie prächtig und trutzig die Burg einst gewesen ist, davon zeugt ein Gemälde, das sich auf der Burg Vischering befindet. Es zeigt die gewaltigen, von Gräften umgebenen Burgmauern.

Jetzt lesen

9. Die Prinz-Heinrich-Fahrt

Es war knapp. Aber beinahe wäre kurz vor dem Ersten Weltkrieg mal Kaiser Wilhelm in Nordkirchen zu Gast gewesen. Das zumindest war der Plan gewesen, nachdem sein Bruder Prinz Heinrich 1911 mit seinem nagelneuen Auto eine Tour durch das Münsterland gemacht hatte. Das ganz Dorf war dafür hergerichtet worden. Gerade das Schloss Nordkirchen hatte es dem Bruder der Kaisers angetan. Es wurde auserkoren, im Jahr 1914 Kulisse für ein Manöver der kaiserlichen Armee zu werden.

So sah das Schloss in Nordkirchen aus, als Prinz Heinrich 1911 mit seinem Auto zu Besuch kam.

So sah das Schloss in Nordkirchen aus, als Prinz Heinrich 1911 mit seinem Auto zu Besuch kam. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

Der damalige Schlossherr Herzog von Arenberg hat das Schloss damals sogar extra baulich verändert und viel Geld in die Hand genommen, um den Kaiser zu beeindrucken. Daraus wurde dann aber bekanntlich nichts. 1914 begann der erste Weltkrieg, 1918 dankte Kaiser Wilhelm ab.

Jetzt lesen

10. Warum es in Nordkirchen einen Luftschutzbunker gibt

In Nordkirchen gibt es einen Luftschutzbunker aus den 1960er-Jahren. Er befindet sich in der Bauernschaft Berger und ist in privatem Besitz - und sieht von außen aus betrachtet recht unscheinbar aus. Wie ein ganz normales Einfamilienhaus, sagt Hubert Kersting. Dabei ist seine Geschichte sehr besonders.

Der Luftschutzbunker ist in Nordkirchen im Berger.

Der Luftschutzbunker ist in Nordkirchen im Berger. © Archiv Heimatverein Nordkirchen

Nur 34 Bunker dieser Art gab es in Deutschland - alle wurden zwischen 1962 und 1966 errichtet. Und zwar aus Angst vor einem atomaren Erstschlag. Die Bunker waren technisch sehr gut ausgestattet und sollten im Falle eines Atomkrieges die Kommunikation sicherstellen. Die Wände im Nordkirchener Bunker sind drei bis vier Meter dick.

Jetzt lesen

Schlagworte: