Lena Zimmer blickt prüfend auf den Mörtel, der aus dem 3D-Drucker am Sportplatz in Capelle kommt. Wenn alles glatt geht, soll gleich die nächste Schicht des Vereinsheims in Capelle gedruckt werden. „Michael, ist fertig“, ruft sie zu ihrem Kollegen Michael Oßwald von der Firma Peri 3D Construction, der auf der anderen Seite der Baufläche mit Helm auf dem Kopf am Laptop sitzt und darüber den Vorgang steuert.
Wenig später setzt sich der riesige Drucker über den Köpfen aller Beteiligten in Bewegung und trägt am ersten vollständigen Bautag frischen Mörtel auf die bereits gedruckten Teile auf. Auch Architekt Lothar Steinhoff hält auf seinem Handy per Video fest, wie der Drucker plangemäß das Erdgeschoss des neuen Vereinsheims für den SC Capelle druckt. „Am Anfang ist es schon sehr aufregend, die Anspannung war bei allen da“, gibt er zu. Am ersten Tag wird insgesamt bis auf eine Höhe von 1,60 Meter gedruckt, „wir schaffen ungefähr einen Quadratmeter in fünf Minuten“, erklärt Lena Zimmer.

Erdgeschoss dauert drei Wochen
Der Drucker mit einer Grundfläche von 25 x 15 Metern und über zehn Metern Höhe ist der größte Drucker, den die Firma jemals aufgebaut hat. Das neue SCC-Vereinsheim ist das erste öffentliche Gebäude in Europa, das im 3D-Druckverfahren entsteht. In den bereits fertigen Gebäudeteilen sieht man Aussparungen für die Kabel, die Elektriker später verlegen müssen.
Die erste Druckphase (Erdgeschoss) soll drei Wochen dauern, dann wird es eine Übergangsphase geben, in der andere Arbeiten an dem Gebäude durchgeführt werden. Im Anschluss soll dann das Obergeschoss drei Wochen lang gedruckt werden. Die ersten Schaulustigen zieht es bereits an den Ort des Geschehens. „Nachmittags haben einige Nachbarn das Geschehen von oben aus betrachtet“, erzählt Lothar Steinhoff.

Öffentliche Termine geplant
Für Interessierte wird es auf jeden Fall wieder zwei öffentliche Besichtigungstermine geben. Diese müssen derzeit noch final abgestimmt werden. Gerade die Schulen zeigten Interesse, sich das innovative Projekt vor Ort anzuschauen. Das freut den Architekten besonders: „Wir wollen versuchen, junge Leute wieder für das Handwerk zu begeistern.“
Nach dem langen Warten auf die Genehmigung für den Baustoff ist die Aufbruchstimmung an diesem sonnigen Vormittag deutlich zu spüren. Die Geräusche des sich bewegenden gewaltigen Druckers dürften vor allem auch die Vereinsverantwortlichen des SC Capelle freuen. Während die aktuellen Arbeiten laufen, wird übrigens wieder neues Trockenmaterial in den Bausilo verfüllt, das darin dann zur entsprechenden Baumischung verarbeitet wird. So entsteht nach und nach ein sehr innovatives und großes Projekt im vergleichsweise kleinen Capelle.

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