Wer die Schloßstraße in Nordkirchen entlang läuft, wird bei der Hausnummer 18 vor dem Geschäft Worms einen knallroten Briefkasten entdecken. Daneben steht ein hölzerner Weihnachtsmann und streckt freundlich die Hand aus. Der Briefkasten ist aber nicht für normale Post gedacht. Hier können Kinder ihre Briefe und Wunschzettel einwerfen und dem Christkind oder dem Weihnachtsmann schicken. Sibylle Hörnicke vom Geschäft Worms hat den Briefkasten bereits zum vierten Mal rausgestellt. Die Idee dafür kam ihr während der Corona-Pandemie.
„Im Lockdown 2020 mussten viele Eltern ihre Kinder beschäftigen“, sagt die Geschäftsinhaberin. Ihr kam deshalb die Idee zu der besonderen Aktion, die sie nun dieses Jahr wieder anbietet.
Wie genau funktioniert das? „Die Kinder schreiben erst einmal einen Brief“, erklärt Sibylle Hörnicke. „Das kann ein Wunschzettel sein oder auch ein Bild, das sie gemalt haben. Den Brief werfen sie in den Briefkasten und ich sammle sie ein. Jede Woche schicke ich die Post dann an den Weihnachtsmann oder das Christkind weiter - je nachdem, an wen der Brief gehen soll.“ Es gibt nämlich für die Empfänger zwei verschiedene Postämter. Das Postamt vom Christkind liegt ist Engelskirchen, das Weihnachtsmannpostamt in Himmelpfort. Letzteres hatte Sibylle Hörnicke auch schon einmal besucht. „Dort sitzt jedes Jahr der Weihnachtsmann mit etwa 20 Helfern, die alle Briefe bearbeiten, die bei ihnen eingehen“, erzählt sie. „Daran hatte ich mich dann auch vor drei Jahren erinnert und selbst einen Briefkasten aufgestellt, um die Post weiterzuleiten.“ Die Helfer in den Postämtern sortieren die eingegangenen Briefe und schicken eine Antwort per Post zurück. Deshalb ist wichtig, dass auf den Briefen der Kinder die Absenderadressen stehen.

Briefe aus der ganzen Umgebung
In den letzten Jahren kamen die meisten Briefe immer für Engelskirchen, dem Postamt vom Christkind. „Wir waren hier immer die Christkind-Fraktion“, erzählt Sibylle Hörnicke. „Das hat sich dieses Jahr aber wohl etwas geändert, wir haben bisher mehr Post vom Weihnachtsmann bekommen.“ Sibylle Hörnicke hatte selbst schon einmal einen Brief an das Weihnachtspostamt geschickt, um zu sehen, was zurückkommt. „Als Antwort bekam ich einen sehr liebevoll geschrieben Brief mit verschiedenen Dingen drin. Zum Beispiel Bastelanleitungen, Gedichte und Plätzchenrezepte. Alles sehr schön gemacht.“
Der Weihnachtsbriefkasten ist schon in ganz Nordkirchen bekannt. Sibylle Hörnicke hat auch bereits Briefe aus allen umliegenden Orten zum Weiterschicken bekommen. „Es kommen welche aus Nordkirchen, Olfen, Selm und noch weiter weg“, erzählt sie und freut sich sichtlich darüber. „Ich weiß nicht sicher, was der weiteste Weg war, den ein Brief zurückgelegt hat. Aber es kamen sogar schon Kinder mit ihren Eltern, die mit ihrem Wohnmobil hier Urlaub gemacht hatten, vorbei. Manche gucken durch den Schlitz, wie viele Briefe schon drin liegen. Andere werfen ihren Brief ganz behutsam ein.“ In vielen Fällen geben die Kinder den Brief aber nicht einfach nur ab, sie kommen auch in das Geschäft und zeigen ihn vor. „Dann sind sie immer richtig stolz, wenn sie den Brief in der Hand halten“, sagt Sibylle Hörnicke. „Wer zu uns in den Laden kommt, kriegt auch eine Tüte Gummibärchen für den Heimweg geschenkt.“
Regelmäßig wandern neue Briefe in den Briefkasten. Mutter Eva zeigt ihrem kleinen Sohn, wie er den Umschlag einwerfen muss. „Ich finde, das ist ein ganz tolle Idee“, sagt die Mutter, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte. Ihr Sohn bekommt von Sibylle Hörnicke ebenfalls eine Tüte Gummibärchen geschenkt.
Der Briefkasten wird noch bis zum 23. Dezember vor dem Geschäft Worms stehen bleiben. „Aber wer Post vom Christkind und Weihnachtsmann zurück kriegen möchte, sollte bis zum 13. Dezember einen Brief schreiben“, macht Sibylle Hörnicke deutlich. „Die Helfer in den Postämtern sagen nämlich, dass Christkind und Weihnachtsmann danach zu viel Arbeit mit den Geschenken haben werden, um noch Briefe zu beantworten.“ Den Briefkasten wird sie auch in den nächsten Jahren wieder aufstellen. „Das werde ich weitermachen, bis ich in Rente gehe.“
Gesucht: Anna-Sophie
Sibylle Hörnicke wendet sich außerdem mit einer Bitte an die Öffentlichkeit. „Wir haben Mitte November einen Brief vom Weihnachtsmann für ein Mädchen namens Anna-Sophie erhalten. Leider hat sie damals als Absender nicht ihre eigene Adresse angegeben, sondern die von unserem Geschäft.“ Deshalb wurde der Brief nicht direkt an Anna-Sophie versendet. Ihren Nachnamen kennt Sibylle Hörnicke leider nicht. „Vielleicht hat ihr ihre Oma geholfen, den Brief an den Weihnachtsmann zu schreiben“, teilt sie ihre Gedanken mit. „Und wahrscheinlich hat man sich dann beim Aufschreiben der Absenderadresse geirrt.“

Die Inhaberin vom Geschäft Worms hat bereits auf ihrem Instagram-Account und ihrer Facebook-Seite um Hilfe gebeten, Anna-Sophie zu finden und ihr ihren Brief zukommen zu lassen. Bisher jedoch ohne Erfolg. Wer Anna-Sophie kennt und Sibylle Hörnicke helfen kann, sie zu finden, kann sich gerne bei ihr melden. Die Geschäftsinhaberin hofft sehr, dass das Mädchen ihren Brief noch vor Weihnachten bekommt. „Es wäre wirklich schade, wenn sie wegen eines solchen Versehens jetzt keinen Brief bekommen würde.“
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