Wie sind die beiden Jugendlichen (13 und 14), die Neujahr schwere Verletzungen bei einem Unfall mit Feuerwerkskörpern in Nordkirchen erlitten haben, an diese Feuerwerkskörper gekommen? Das ist eine zentrale Frage, die Teil der Ermittlungen ist, die die Polizei derzeit beschäftigen.
Zum aktuellen Sachstand sagte Britta Venker, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Coesfeld, am Mittwoch, 3. Januar, also zwei Tage nach dem schrecklichen Vorfall auf dem Parkplatz an der Mensa der Hochschule für Finanzen: „Da gibt es wenig Angaben. Wir ermitteln die Gesamtumstände. Eine umfangreiche Vernehmung war aufgrund des Gesundheitszustands der beiden Jugendlichen noch nicht möglich.“ Sie befinden sich laut der Polizeisprecherin noch in Behandlung. Dem 14-Jährigen fehlten nach dem Unfall zwei Finger und dem 13-Jährigen die ganze rechte Hand.
An Aussagen der beiden Jugendliche hängen weitere Ermittlungen. „Erst wenn wir mehr zu den Umständen des Unfalls wissen, können wir weiter ermitteln, wie das Geschehen strafrechtlich zu bewerten ist“, berichtet Britta Venker. Im Raum stehe ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Und: „Es könnte sich um Körperverletzung durch Fahrlässigkeit handeln, durch wen auch immer.“ Hintergrund: Bei den Böllern handelt es sich um Feuerwerkskörper der Klasse F3. Diese dürfen nur von besonders qualifizierten Personen mit Befähigungsschein abgebrannt werden.
Feuerwerkskörper illegal erworben?
Sollten die Feuerwerkskörper legal erworben worden sein, ist zu klären, wie sie in die Hände der Jugendlichen gekommen sind. Haben sie sie gefunden, hat also Käufer oder Käuferin fahrlässig gehandelt, als er oder sie die Feuerwerkskörper womöglich verloren hat? Sind sie hingegen illegal erworben worden, ist auch dahingehend auf strafrechtliche Relevanz zu ermitteln.
Ein weiterer Aspekt bei den Ermittlungen könnte auch die Frage sein, ob eine Verletzung der Aufsichtspflicht über die Minderjährigen vorliegt, sagt Britta Venker.

Der Unfall hatte sich am Neujahrsabend gegen 19 Uhr auf dem Hochschul-Parkplatz ereignet. Ein Passant hat der Redaktion geschildert, wie er das Geschehen erlebt hat: „Wir waren mit dem Hund im Schlosspark, als es eine heftige Explosion gab. Als wir wieder aus dem Park fahren wollten, waren mehrere Rettungs- und Polizeiwagen sowie der Notarzt auf dem Parkplatz.“
Aber wie soll ich eigentlich reagieren, wenn ich Zeuge eines solchen Unfalls bin? Christoph Schlütermann, Vorstand des Kreisverbands Coesfeld des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), sagt dazu: „Im Falle des Schadenseintritts ist eine schnelle Erste Hilfe entscheidend für Heilungschancen. Hier können auch unbeteiligte Dritte durch ein zügiges Ingangsetzen der Rettungskette helfen. Auch sollte jeder sich überlegen, seine Ersthelferkenntnisse aufzufrischen. Das DRK bietet hierzu kreisweit viele Kurse an.“ Interessierte finden Näheres unter https://www.drk-coe.de/kurse/erste-hilfe/rotkreuzkurs-erste-hilfe.html.
Die Polizei richtet im Zusammenhang mit dem Unfall in Nordkirchen nach wie vor eine Bitte an die Bevölkerung: „Wer Beobachtungen gemacht hat oder Hinweise in dieser Sache geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei in Lüdinghausen unter 02591-7930 zu melden.“
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