Im Kreis Coesfeld häufen sich derzeit Wildunfälle – insbesondere aufgrund der Zeitumstellung, wie die Kreispolizeibehörde erklärt. Denn dadurch wird der Berufsverkehr wieder in die Dämmerung gelegt. Diese Tageszeit falle mit der verstärkten Aktivität von Rehen zusammen, die auf Nahrungssuche und in Revierkämpfen sind. Im gesamten Jahr 2024 kam es nach Informationen der Polizei zu 1478 Wildunfälle. In diesem Jahr wurden demnach allein bis Mitte März 269 Fälle gezählt. Zu 14 von ihnen kam es in Ascheberg, neun wurden in Olfen und drei Fälle für Nordkirchen gezählt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten die Zahlen für den Zeitraum noch höher gelegen. Damals wurden von den Beamten 15 Fälle in Nordkirchen erfasst, 20 in Olfen und 32 in Ascheberg.
Nicht ausweichen
Wildunfälle häufen sich gerade in den dunklen Monaten und zu Beginn des Frühlings. Deshalb will die Polizei Coesfeld Maßnahmen durchführen, mit denen diese Zahlen gesenkt werden sollen. Dazu zählen beispielsweise Geschwindigkeitskontrollen und Aufklärungsarbeit. „Hier geht es nicht darum, die Verkehrsteilnehmer mit Kontrollen zu ärgern, oder sie zu belehren“, erklärt Polizeidirektor Thomas Eder. Stattdessen wolle man „verdeutlichen, dass es im schlimmsten Fall um die eigene Gesundheit gehen kann, sobald es zu einem Wildunfall kommt“.
Neben Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es auch Markierungen, die vor Tieren warnen sollen, die die Straße kreuzen könnten: Am Fahrbahnrand stehen an betroffenen Stellen in der Regel Warnschilder für Wildwechsel, außerdem gibt es an den Leitpfosten blaue Reflektoren. Besonders häufig kommt es in Waldgebieten oder Feldern zu Momenten, in denen Wild über die Straße läuft. Da es davon viele im Kreis Coesfeld gibt, ist es also kein Wunder, dass es immer wieder zu Unfällen kommt.
Wenn ein Wild bereits auf der Straße steht, rät die Polizei dazu, abzubremsen und zu hupen – doch auf keinen Fall solle man ausweichen. Denn: „Ein Unfall mit dem Gegenverkehr oder der Aufprall auf einen Baum haben weitaus schlimmere Folgen als eine Kollision mit einem Reh.“ Sollte es doch zu einem Unfall kommen, soll der Fahrer zunächst die Unfallstelle und sich selbst mit Warndreieck, -blinkanlage und -weste sichern und die Polizei per Notruf informieren. Hier besteht eine gesetzliche Meldepflicht. Das gilt auch für den Fall, wenn das Tier bereits weggelaufen ist. Die Polizei schaltet dann einen Jäger ein, der nach dem wahrscheinlich verletzten Tier sucht. Sonst würde es „in den meisten Fällen qualvoll verenden“.
Meistens Rehwild betroffen
Insgesamt hatte es in Nordkirchen im vergangenen Jahr übrigens 43 Wildunfälle gegeben – also rund drei Prozent der Fälle des gesamten Kreises. Die meisten von ihnen, nämlich 36, waren Unfälle mit Rehwild. Diese Wildart machte mit 81 von insgesamt 94 Unfällen in Ascheberg ebenfalls die Mehrzahl aus. Genauso wie in Olfen, dort waren es 57 der 70 Unfälle mit Rehwild. In Olfen gab es aber auch einen der fünf Unfälle im Kreis, in denen Schwarzwild - also Wildschweine - betroffen war. Die üblichen Fälle in den drei Orten werden vom Kreis als „Sonstiges“ erfasst. Im gesamten Kreisgebiet gab es vergangenes Jahr 1288 Unfälle mit Rehwild, 18 Fälle betrafen Rot- und Dammwild.
Seit 2019 schwankt die Zahl an Wildunfällen immer wieder. Damals hatte die Gesamtzahl in Ascheberg noch bei 109 gelegen. 2023 erreichte der Wert dann seinen Höhepunkt mit 148 Fällen. In Olfen ist die Anzahl fast gleichmäßig von 54 auf 70 gestiegen, während es in Nordkirchen 2021 (68) und 2023 (69) Ausschläge nach oben gab. Im Vergleich mit 2019, als die Polizei Coesfeld dort noch 52 Unfälle mit Wild gezählt hat, ist die Zahl in der Gemeinde aber gesunken.
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