
© Günther Goldstein
Neue Nordkirchener Anwältin setzt sich besonders für Kinder ein
Anwältin in Nordkirchen
Eine neue Kanzlei hat Anwältin Ursula Schwarte eröffnet: Seit Juni ist sie in Nordkirchen für ihre Klienten da. Momentan hat sie viele Gerichtstermine, was aber einen einfachen Grund hat.
Seit 1995 ist Ursula Schwarte als Anwältin tätig. Im Juni hat sie ihre eigene Kanzlei in Nordkirchen im Digital-Campus eröffnet, gelegen in der Mitte zwischen Lüdinghausen, Werne und Selm. Vorher war sie von Juli 2000 bis Mai dieses Jahres in einer größeren Kanzlei in Lünen tätig.
„Jeder Fall ist anders“
Die 59-Jährige ist im Jahr 2000 in eine größere Kanzlei in Lünen eingetreten. „Mir wurde dann das Familienrecht nahegelegt“, beschreibt Ursula Schwarte. Dementsprechend wurde sie 2005 zur Fachanwältin für Familienrecht sowie zur Fachanwältin für Strafrecht ernannt. Im strafrechtlichen Bereich ist sie vor allem als Pflichtverteidigerin aktiv. Oft ist sie dann am Amtsgericht in Lünen. Immer wieder gibt es dabei auch kuriose Fälle. „Jeder Fall ist anders. Selbst bei einem Betrug, was zigmal vorkommt, kann in der Verhandlung überraschendes herauskommen.“
Besonders aufgefallen ist der Anwältin im Bereich des Strafrechts, dass die Hemmschwelle bei vielen im Vergleich zu früher deutlich gesunken scheint. Viele, auch Jugendliche, erscheinen immer gewaltbereiter. „Oft prügeln sich beispielsweise 14-Jährige für Nichtigkeiten“, sagt sie. Manchmal gehe es nur um fünf oder zehn Euro. Oft werde auch stark gedroht, was immer schlimmer werde. „Es ist oft erschreckend, wie miteinander umgegangen wird.“
Auch im Familienrecht ist jeder Fall anders. „Bei jeder Scheidung unterscheiden sich die Familien darin, wie mit den Kindern umgegangen wird oder wie um den Unterhalt gestritten wird“, erklärt Ursula Schwarte. Besonders für Kinder setzt sie sich oft ein. Um dies zu können, hat sie einen Zertifizierungslehrgang zur Verfahrensbeiständin absolviert. In so einem Fall wird sie vom Gericht bestellt und ist dann quasi die Anwältin der Kinder.
Anwältin spricht viel mit Kindern und Jugendlichen
Im Normalfall fährt Ursula Schwarte zu den Kindern und Jugendlichen, egal, ob diese in einer Pflegefamilie sind oder bei einem Elternteil leben. „Dort spreche ich dann mit den Kindern über die jeweilige Sache.“ Dabei freut sie sich darüber, dass die Kinder sich meist schnell mit ihr unterhalten. „Kinder sind verschieden. Vor allem Zwei- bis Dreijährige können sich noch nicht so gut ausdrücken, gehen aber erstaunlich offen auf einen zu.“ Aber nicht nur mit den Kindern, mit allen Beteiligten unterhält sie sich, um sich ein umfassendes Bild machen zu können.
Bisher hat sie nur positive Erfahrungen bei der Kommunikation mit den Kindern gemacht. „Bisher hatte ich noch kein Kind, das sich geweigert hat, mit mir zu sprechen“, ist Ursula Schwarte froh. Es gab sowohl vernachlässigte Kinder als auch welche, denen es gut ging. Eine Klientin hat sie sogar in der LWL-Klinik besucht; es handelte sich um eine zwangseingewiesene junge Frau.
Vor sechs Jahren ist Ursula Schwarte nach Nordkirchen gezogen. Die Gemeinde hat sie bewusst ausgewählt; es gefällt ihr hier sehr gut. „Die Menschen hier sind auch sehr unkompliziert“, lobt sie. „Ich hatte erst Bedenken, ob ich in einem so überschaubaren Ort Anschluss finden würde. Aber das war unnötig, ich wurde gut aufgenommen.“ Auch den kurzen Arbeitsweg schätzt sie. „Ich kann oft mit dem Fahrrad zum Büro fahren.“
Viele Termine bei Gericht
Bei Gericht ist Ursula Schwarte derzeit ziemlich oft. Der Grund: Wegen Corona wurden viele Termine verschoben. Daher war sie in den vergangenen zwei Monaten meist drei- bis viermal die Woche im Gericht. „Sonst ist es zwei- bis dreimal die Woche.“
Entspannung findet sie vor allem in ihrem Garten. „Für andere Hobbys lässt mir die Arbeit leider keine Zeit“, bedauert sie etwas. „Aber ich mache sie gerne.“
Seit über zehn Jahren als freier Journalist tätig und seit einigen Jahren auch für die Ruhr Nachrichten. Ich schreibe gerne über Menschen und ihre Geschichten.
