Immer wieder derselbe Wagen, meistens dieselbe Kleidung - bis die Polizei irgendwann wusste, um wen es sich handelt. Im Fall der Serie von Tankstellen-Überfällen im Dezember im Münsterland und im Ruhrgebiet hat das Landgericht Münster den Täter jetzt zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis wegen Erpressung und Raub verurteilt.
Der Mann wohnte zu der Zeit in Selm und beging die Taten in Nordkirchen, Senden, Ascheberg, Sendenhorst, Lüdinghausen, Werne, Kamen und Dortmund. Er war jedes Mal mit einer silberfarbenen Pistole bewaffnet und zwang Angestellte der Tankstellen in den meisten Fällen zur Herausgabe von Bargeld und teilweise auch von Zigaretten. Das Gericht ordnete über die Haftstrafe hinaus das Zahlen von Wertersatz in Höhe von 5420 Euro sowie 4320 Euro wegen der Tabakwaren an. Der 21-Jährige befand sich bereits in Untersuchungshaft und wird auch in Haft bleiben.

In sechs Fällen habe der Mann schwere räuberische Erpressung begangen, zwei mal schweren Raub und einmal eine versuchte schwere räuberische Erpressung, so das Gericht. In Sendenhorst nämlich stand der Täter vor verschlossener Tür. Die Mitarbeiterin hatte bemerkt, dass kein normaler Kunde hinein wollte, sondern etwas ungewöhnliches vor sich ging.
Weil ihr die Situation merkwürdig vorkam, öffnete sie die Tür nicht. Der Mann flüchtete zu Fuß. Letztlich habe der Angeklagte die Frau von draußen möglicherweise nicht gesehen, so dass es letztlich bei dem Versuch einer schweren räuberischen Erpressung geblieben sei, hieß es in der Urteilsbegründung.
Auto überführt Täter
Eine wichtige Rolle bei der Fahndung nach dem Täter hatte dessen Auto - ein schwarzer Nissan Micra mit Unnaer Kennzeichen - gespielt. Etwa bis zur Hälfte der Überfall-Serie zwischen dem 7. und dem 21. Dezember nutzte der Täter diesen Pkw mit gestohlenen Kennzeichen. Die Polizei ermittelte über Kfz-Zulassungsstellen in der Region alle etwa 20 Halter dieses Auto-Modells einer bestimmten Baureihe.
Weil auch Fotos vom Tatort mit dem Wagen in lokalen Medien erschienen und der Syrer ahnte, dass er gesucht würde, ließ er seinen Nissan kurzfristig verschrotten. Ab dem Zeitpunkt war er zu Fuß an Tankstellen erschienen. Trotzdem führten die Fahndungen über das Auto sowie DNA-Spuren zum Ermittlungserfolg.
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