
Das Gutachten zu den Missbrauchsfällen im Bistum Münster soll nächste Woche erscheinen. © picture alliance/dpa
Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche: Vertrauen ist verloren
Meinung
Das Bistum Münster versucht gerade, die zahlreichen Missbräuche aufzuklären, für die ihre Pfarrer verantwortlich sind. Der Vertrauensverlust ist dennoch nicht wiedergutzumachen, meint unsere Autorin.
Es ist drei Jahre her, dass die Vorwürfe bekannt wurden und der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche auch in Nordkirchen und Selm ankam. Vorwürfe gegen Pfarrer Alfred Albeck, der lange in der Mauritiusgemeinde in Nordkirchen tätig war, wurden öffentlich. Auch Pfarrer Theo Wehren, der in St. Josef in Selm eingesetzt war, wird der sexuelle Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Eine Strafe werden die beiden allerdings nie bekommen, da sie bereits verstorben sind.
Das ändert nichts daran, dass das Bistum in der Pflicht steht, ihre Taten aufzuarbeiten. Das ist es in erster Linie den Menschen schuldig, die Opfer der Verbrechen beider Pfarrer geworden sind. Aber auch allen, die Mitglied in der katholischen Kirche sind. Das vom Bistum in Auftrag gegebene, aber von unabhängigen Forschern erarbeitete Gutachten zu den Missbrauchsfällen im Bistum soll in den nächsten Woche veröffentlicht werden. Das wird höchste Zeit.
Bei Zwischenberichten der Forschergruppe ist schon klar geworden, wie groß, wie schlimm, wie unsagbar die Schuld ist, die katholische Pfarrer auf sich geladen haben. Im Zeitraum von 1945 bis 2018 gab es im Bistum Münster Beschuldigungen gegen insgesamt rund 200 Priester. Ihre Opfer sollen im Durchschnitt elf Jahre alt gewesen sein.
Ich bin sicher: Das Gutachten wird in erster Linie schockieren - und sicher nicht dazu beitragen, dass die katholische Kirche Vertrauen zurückgewinnt. Das hat sie durch die Fälle bei vielen Menschen verspielt. Ich habe ehrlich gesagt keine Idee, wie oder ob sie es jemals zurückgewinnen kann.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
