Kampf gegen Motorradlärm in Nordkirchen Plakate mit „Memory-Effekt“ sollen helfen

Kampf gegen Motorradlärm: Plakate mit „Memory-Effekt“ sollen helfen
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Der Tourismus kommt nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen auch in Nordkirchen wieder richtig in Fahrt. Und das freut nicht jeden. Denn einige Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern sind nicht nur gerne schnell, sondern auch mit dröhnenden Motoren unterwegs.

„Wir sind auf das Thema Motorradlärm vor allem durch Anwohnerbeschwerden aufmerksam geworden“, berichtet Stephan Hoffmann, Leiter der Straßenverkehrsabteilung beim Kreis Coesfeld. Vor allem auf der Bergstraße und Schloßstraße kommt es im Nordkirchener Ortskern immer wieder zu Problemen, nach Nordkirchen kommen die Biker unter anderem wegen des beliebten Bikertreffs (Straße Berger). „Wir werben immer um gegenseitige Rücksicht, was gut klappt. Aber es gibt auch vereinzelte Ausnahmefälle“, meint Bürgermeister Dietmar Bergmann. Weitere Schwerpunkte im Kreis gibt es laut Hoffmann in den Baumbergen und in Senden. Vor drei Jahren gab es zu dem Thema in der Gemeinde einen runden Tisch, bei dem unter anderem auch der Landrat, Polizeivertreter und ein Motorradclub-Vertreter anwesend waren.

Bitte um leiseres Fahren

Auch durch Corona hat sich die angedachte Aktion etwas nach hinten verschoben. Doch jetzt hängen an fünf Stellen entlang der Bergstraße und Schloßstraße Plakate. Darauf zu sehen ist ein Mädchen mit Lärmschutzkopfhörern, das sich trotzdem die Ohren zuhält. „Bitte leise fahren. Denk an meine Zukunft“, lautet die Botschaft auf den Schildern, an denen die Motorradfahrer vorbeikommen. „Beim ersten Mal übersieht man das vielleicht, aber es gibt einen Memory-Effekt“, glaubt Stephan Hoffmann. In den Baumbergen sei die Aktion bereits angelaufen, dort allerdings mit größeren Plakaten (aufgrund der innergemeindlichen Lage in Nordkirchen nicht möglich) und auch mit einem Plakat mit einem Hasen, das auf den Naturaspekt verweist.

So will man die Aufmerksamkeit der Biker erreichen. Andere Alternativen wie ein teilweises Durchfahrtsverbot seien unter anderem im Sauerland bereits getestet worden, hätten vor Gericht aber mittelfristig keinen Bestand gehabt. „Außerdem sind viele Fahrer nicht ortsansässig“, meint der Straßenverkehrsleiter, was gegen einen lokalen Aufruf spreche.

Gemeinsam gegen Motorradlärm: (v.l.) Bürgermeister Dietmar Bergmann, Stephan Hoffmann, Alina Alexander (Kreis Coesfeld), Lina Grewe, Sarah Vinkeler, Annabel Schajbel (Pictorius-Berufskolleg), Reinhard Dittrich, Walter Goßling (Kreispolizeibehörde), Alina Kundt (Gemeinde Nordkirchen).
Gemeinsam gegen Motorradlärm: (v.l.) Bürgermeister Dietmar Bergmann, Stephan Hoffmann, Alina Alexander (Kreis Coesfeld), Lina Grewe, Sarah Vinkeler, Annabel Schajbel (Pictorius-Berufskolleg), Reinhard Dittrich, Walter Goßling (Kreispolizeibehörde), Alina Kundt (Gemeinde Nordkirchen). © Bastian Becker

Schüler entwerfen Plakate

In den Baumbergen gibt es dazu eine digitale Smiley-Anzeige, die sich entweder mit einem lachenden Gesicht bedankt oder bei Überschreiten des Grenzwerts von 70 Dezibel ein trauriges Gesicht mit dem Hinweis „Sie sind zu laut“ anzeigt. Eine entsprechende Anzeige gibt es in Nordkirchen auch, diese ist aber vorerst nur eine Attrappe, um auf den ersten Blick zum langsameren und leiseren Fahren zu animieren. In Zukunft, möglicherweise nach den Sommerferien, könnte das Original auch mal nach Nordkirchen umziehen.

Reinhard Dittrich, Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizeibehörde, erklärt: „Neben der Geschwindigkeitskontrolle, die natürlich oberste Priorität hat, haben wir uns das Thema Motorradlärm auf die Fahnen geschrieben. Ein Schallpegelmessgerät kommt regelmäßig bei unseren Kontrollen zum Einsatz.“ Vermeidbare Lärmbelästigung könne mit einem Bußgeld bis zu 80 Euro geahndet werden. Im Gespräch seien die Reaktionen der Biker sehr unterschiedlich, einigen sei ihr Fehlverhalten bewusst, andere müsse man deutlich auf die Vorschriften hinweisen. An den bekannten Punkten sei die Polizei regelmäßig vertreten.

Die Plakate entworfen hat übrigens keine professionelle Werbeagentur, sondern Oberstufenschüler und -schülerinnen des Pictorius-Berufskollegs in Coesfeld. In der schuleigenen „Pictour“ entwickelten unter anderem Sarah Vinkeler, Lina Grewe und Annabel Schajbel Ideen für die Kampagne. „Wir haben uns viele Videos angeschaut, weil uns das Thema im Alltag nicht so nahe ist. Herausgekommen sind die Plakate, Karten mit einem QR-Code, der auf eine Website verweist, und ein Werbespot bei Radio Kiepenkerl“, erklärt Sarah Vinkeler. Alle Beteiligten hoffen, dass die Hinweise helfen, den Lärm zu reduzieren.

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