Extremwetter in Olfen, Nordkirchen und Ascheberg Wie gut sind die Feuerwehren vorbereitet?

Von Tim Pree
So bereitet sich die Feuerwehr auf Unwetter vor
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Spätestens seit der Flutkatastrophe in NRW und im Ahrtal im Juli 2021 ist bekannt, welche katastrophalen Folgen sintflutartige Regenschauer haben können. Extremwetter mit Überflutungen, die früher die große Ausnahme waren, werden immer wahrscheinlicher. Die Folgen des Klimawandels lassen sich nicht mehr übersehen: eine Herausforderung auch für die Feuerwehren in Olfen, Nordkirchen und Ascheberg.

Wie informiert sich die Feuerwehr über aufkommende Unwetter und wird schließlich alarmiert?

„Insgesamt erhalten wir die konkreten Information über die Unwetterlage durch den Deutschen Wetterdienst(DWD). Die Informationen werden uns dann über die Kreisleistelle in Coesfeld weitergeleitet. Bei Überlastung der Kreisleitstelle werden die Einsätze in den jeweiligen Kommunen koordiniert“, sagt Tobias Heitkamp, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Nordkirchen.

In Olfen wird bei Unwettereinsätzen das Feuerwehrgerätehaus zur Informationszentrale. Bei der Einheit „Information und Kommunikation“ (IuK) laufen die Fäden zusammen. „Die Einsätze werden dann gesammelt über E-Mail, Fax oder Telefon an die Einsatzleitung im Lageraum weitergeleitet, welche diese dann vor Ort selbst koordiniert und an die Löschzüge weiterleitet“, erklärt Karsten Nieländer von der Feuerwehr Olfen.

„Bei hohen Einsatzzahlen bekommen wir die Einsätze gesammelt von der Kreisleitstelle Coesfeld weitergeleitet und teilen diese unter unseren drei Löschzügen auf“, sagt Rainer Koch, Leiter der Feuerwehr Ascheberg

Wie bereitet sich die Feuerwehr ganz konkret vor?

„Grundsätzlich sind wir auf jede Art von Einsätzen vorbereitet. Dies schließt auch Unwettereinsätze ein. Somit sind keine besonderen Vorkehrungen oder die Instandsetzung von Geräten notwendig“, erklärt Markus Pöter, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Olfen

„In der Grundausbildung bereiten wir uns auch auf solche Fälle vor“, sagt Tobias Heitkamp, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Nordkirchen. Dabei würden im Lehrgang „Technische Hilfe-Wald“ Methoden vor allem für die Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden und den Umgang mit der Kettensäge gelehrt, um bei großen Waldbränden, herabgefallenen Ästen oder entwurzelten Bäumen „schnellstmöglich die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger und die Instandhaltung der Infrastruktur zu gewehrleisten“, erklärt Heitkamp. Doch trotz bester Vorbereitung: „Jeder Einsatz kann anders aussehen und neue Herausforderungen mit sich bringen. Somit kann man sich nie genau auf ein Unwetter vorbereiten!“

Dieser Baum wurde vom Sturm Kyrill im Jahr 2007 gefällt. Die Feuerwehren sorgen dann dafür, dass sie beseitigt werden.
Dieser Baum wurde vom Sturm Kyrill im Jahr 2007 gefällt. Die Feuerwehren sorgen dann dafür, dass sie beseitigt werden. © Foto Niewind

Was sind typische Einsätze?

Ob Ascheberg, Olfen oder Nordkirchen: Die Einsatzkräfte aller Freiwilligen Feuerwehren kennen die gleichen Einsatzbilder: von herabgefallenen Ästen, entwurzelten Bäumen und umgefallenen Straßenschildern bis zu umgeknickten Strom- und Telefonmasten, die im schlimmsten Fall Autos oder Häuser unter sich begraben. Starke Windböen reißen nicht nur einzelne Dachziegel herab, sondern decken ganze Häuser ab und lassen Mülltonnen herumfliegen. Starker, lang anhaltender Regen führt zu vollgelaufenen Kellern und überfluteten Straßen. Keller müssen mit Tauchpumpen ausgepumpt und verstopfte Gullys befreit werden.

Was sind die Herausforderungen?

„Bei überfluteten Kellern kann noch anliegender Strom eine große Gefahr für die Bewohner und Feuerwehr darstellen“, nennt Markus Pöter ein Beispiel. „Herausfordernd ist vor allem die Priorisierung und Koordination der vielen Einsätze“, sagt Tobias Heitkamp aus Nordkirchen. „Schließlich ist die Rettung einer eingeklemmte Person wichtiger als das Auspumpen eines überfluteten Kellers.“ Schwierig sei es, zwischen allen Anrufern und mit Hinblick auf die Kapazitäten die wichtigsten Einsätze zu priorisieren.

Auf der Nordkirchener Straße kam es im Jahr 2022 auch zu umgestürzten Bäumen. Die Feuerwehr kümmerte sich um die Sturmschäden.
Auf der Nordkirchener Straße kam es im Jahr 2022 auch zu umgestürzten Bäumen. Die Feuerwehr kümmerte sich um die Sturmschäden. © Arndt Brede

Ist die Anzahl der Einsätze bei Unwetter durch den Klimawandel gestiegen?

Gestiegene Einsatzzahlen würden sich in Olfen nicht nachweisen lassen, sagt Karsten Nieländer aus Olfen. Es habe sich aber die Stärke der Unwetter verändert. So komme es häufiger zu Starkregen.

„Vor allem auffällig sind verstärkte Waldbrände und trockene Böden durch die ansteigende Hitze. So kommt es zu stärkeren Überflutungen, da das Wasser nicht mehr richtig im Boden versickern kann. Auch den Feuerwehrkräften macht die Hitze in der dicken Arbeitskleidung zu schaffen, weswegen extra dünne Anzüge entwickelt und angeschafft wurden“, erklärt Tobias Heitkamp, Freiwillige Feuerwehr Nordkirchen.

“Worauf sich vermehrt vorbereitet wird ist die Bekämpfung von Vegetations- und Flächenbränden. Dazu kommt die Anschaffung von mehreren neuen Einsatzgeräten. Sobald es zu extremen Ausmaßen kommt, unterstützen sich die Feuerwehrwachen im Nord- und Südkreis von Coesfeld gegenseitig“, sagt Rainer Koch, von der Feuerwehr Ascheberg

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