Fabian Kowalski hat 40 Unternehmen aus dem Einzelhandel und handelsnahen Dienstleistungen auf ihre digitale Sichtbarkeit überprüft.

Fabian Kowalski hat 40 Unternehmen aus dem Einzelhandel und handelsnahen Dienstleistungen auf ihre digitale Sichtbarkeit überprüft. © Arndt Brede

Großteil der Einzelhandelsgeschäfte in Nordkirchen im Netz fast unsichtbar

rnInternetauftritte

Mit wenigen Klicks findet man im Internet das Unternehmen seiner Wahl und kauft dann im Onlineshop oder direkt im Geschäft ein. Dieser Weg ist der Idealfall. Die Realität sieht anders aus.

Nordkirchen

, 01.09.2022, 06:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die wirtschaftsfördernden Institutionen (zum Beispiel Wirtschaftsförderung, Wirtschaftskammern, Handelsverband Westfalen-Münsterland) liefern ein umfangreiches Beratungs- und Förderangebot, um Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle zu unterstützen. Da sollte man meinen, dass Betriebe den Schritt hin zur Präsentation der eigenen Produkte und Arbeit im Internet gern mitgehen. Nun, es ist nicht ganz so.

Auch in Nordkirchen gibt es offenbar nicht wenige Unternehmen, die diesen Schritt noch nicht oder noch nicht umfassend gegangen sind. Das ist das Fazit, das Digital-Guide Fabian Kowalski dem Ausschuss für Klima, Umwelt und gemeindliche Entwicklung präsentierte. Es ist das Fazit einer Untersuchung während eines Pilotprojektes.

Pilotprojekt

Das Pilotprojekt, an dem die Gemeinde Nordkirchen teilnimmt, heißt „DigitalGuide Münsterland“. Bei dem DigitalGuide Münsterland handelt es sich um ein einjähriges Pilotprojekt, das die Gemeinde Nordkirchen im Kreis Coesfeld in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld sowie den Kommunen Lüdinghausen, Ascheberg und Senden durchführt.

Worum geht es? Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass die Wirtschaftsakteure eines Standortes digital nicht sichtbar sind und damit der gesamte Standort darunter leidet, steht mit dem DigitalGuide Münsterland in diesem Jahr ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister in Innenstadtlagen zur Verfügung.

So funktioniert das Projekt: Ein qualifizierter Experte analysiert proaktiv die digitale Präsenz der Unternehmen mit Fokus auf Internetseite, Google-Einträge, Social Media, verwendete Tools (Online-Shop, Click & Collect-Angebote, Reservierungsservice in der Gastronomie, etc.) und anderes mehr.

Identifizierte Schwachstellen beheben

Mit diesen Analyseergebnissen erfolgt dann eine persönliche Beratung ausgewählter Unternehmen mit großem Handlungsbedarf. Sie werden auf die identifizierten Schwachstellen und auf Möglichkeiten hingewiesen, diese zu beheben.

Der Digital-Guide, der sich in Nordkirchens Wirtschaftswelt entsprechend im Einzelhandel und bei den handelsnahen Dienstleistern umgesehen hat, ist Fabian Kowalski, Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung Münster. Er präsentierte dem Ausschuss für Klima, Umwelt und gemeindliche Entwicklung die Ergebnisse seiner Untersuchung:

„Wir haben grundsätzlich mit Erschrecken festgestellt, dass der Digitalisierungsgrad vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie noch nicht so weit fortgeschritten ist.“ Er habe in Nordkirchen nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung bei 40 Händlern einen sogenannten Digicheck durchgeführt, um zu schauen, wie es mit der digitalen Sichtbarkeit der betreffenden Unternehmen aussieht.

Wie ist das gelaufen? Kowalski hat nach der Internetpräsenz gesehen. Sind die Öffnungszeiten vorhanden, wenn man das Unternehmen etwa bei Google sucht? Eine Grundlage, also, die einfach dazu gehört, wenn ein Unternehmen gefunden werden will, meint Kowalski. Inhalte und Daten auf der jeweiligen Homepage des Unternehmens zu überprüfen, seien weitere Schritte, berichtet Kowalski. „Kriege ich als Kunde alle Informationen, die ich brauche? Sind alle Produkte richtig dargestellt? Finden die Kunden im Internet leicht zum Unternehmen?“ Das seien Fragen, die er sich dabei stelle. Auch, ob der Onlineshop, falls vorhanden, leicht zugänglich und verbraucherfreundlich ist. Hinzu komme, zu prüfen, ob das Unternehmen alle Kanäle, etwa bei Social Media, bespiele.

Im nächsten Schritt kommt die Analyse der Daten, die er gesammelt hat. Und zwar mit Hilfe eines Tools, also eines speziellen digitalen Werkzeugs. Daraus ergebe sich die Einschätzung, ob bei dem Unternehmen kein, geringer oder dringender Handlungsbedarf bei der Präsenz im Internet bestehe.

Dringender Handlungsbedarf bei 68 Prozent

Wie sieht es denn aber nun in Nordkirchen aus? „Bei 27 der 40 Unternehmen, bei denen ich den Digicheck durchgeführt habe, besteht aus Sicht des Analysetools dringender Handlungsbedarf.“ Das seien 68 Prozent der geprüften Unternehmen. 14 dieser 27 Unternehmen haben noch keine Internetseite.

„Mit den Ergebnissen des Digichecks habe ich etwas in der Hand, mit dem ich dann auf das Geschäft zugehen kann“, erklärt der Digital-Guide. Um gemeinsam nach Verbesserungen zu suchen und sie umzusetzen. „Das Ganze ist für die Händler kostenfrei“, betont Fabian Kowalski.

„Ich möchte niemanden verschrecken oder abschrecken“, sagt Kowalski. Er wirbt dafür, dass die betreffenden Unternehmen sein Angebot als Chance begreifen. Die Gespräche werden jetzt nach und nach stattfinden.

Nun könnte ja der Eindruck entstehen, dass durch eine möglicherweise verbesserte Internetpräsenz das Präsenzgeschäft vor Ort leidet. Diesen möglichen Befürchtungen setzt Fabian Kowalski ganz klar entgegen: „Online sichtbar sein, um offline zu verkaufen.“