
© Sylvia vom Hofe
Geld für Neubau: Ministerin gratuliert Nordkirchen zum 1000-Jährigen
Ortsjubiläum
1000 Jahre Nordkirchen: Dieses Jubiläum hat der Frühjahrsempfang 2022 besonders festlich ausfallen lassen. Entsprechend war auch das Geschenk, das Ministerin Ina Scharrenbrach mitbrachte.
Das hätte sich Bischof Siegfried auch nicht ausgemalt, dass seine Unterschrift so etwas auslösen würde. Der Kirchenmann hatte im Jahr 1022 seinen „Siegfried“ unter eine Urkunde gesetzt. Darin geht es um den Bau einer Kirche in Capelle: das älteste Dokument, das auf die wohl noch länger zurückliegende Existenz der Gemeinde Nordkirchen mit ihren drei Ortsteilen Nordkirchen, Südkirchen und Capelle hinweist - und der Anlass 2022 ausgiebig zu feiern: das 1000-jährige Bestehen. In diesem Zeichen steht das ganze Jahr - und stand auch der Frühjahrsempfang der Gemeinde am Sonntag (27. 3) in der Aula der Gesamtschule.
„Nordkirchen ist damit eine der ältesten Gemeinden des ganzen Münsterlandes“, stellte Ina Scharrenbach (CDU) fest, Ministerin für Heimat , Kommunales, Bauen und Gleichstellung. Und „eine wirklich schöne Gemeinde“ dazu - nicht nur Dank des Barockschlosses, in dem das Land NRW seine Finanzbeamtinnen und -beamten ausbilden lässt. Scharrenbach hatte aber nicht nur Komplimente mitgebracht, sondern auch eine handfeste Zusage - wenn auch nur mündlich und noch nicht schriftlich. Anders gehe es noch nicht, weil der Bundeshaushalt noch nicht verabschiedet sei, erklärte sie. Doch das Wort der Ministerin reichte bereits, damit Applaus aufbrandete im Saal - und damit es jetzt losgehen kann mit den Bauarbeiten für ein neues Vereinsheim des FC Nordkirchen.
„Rund 600.000 Euro“ für Vereinsheim des FC Nordkirchen
„Ersatzneubau einer Umkleide und eines Aufenthaltsgebäudes“, so wird es auf dem demnächst folgenden Förderbescheid des Landes stehen. Und darunter eine Zahl, die für die Gemeinde Nordkirchen entscheidender ist als die korrekte Bezeichnung des Gebäudetyps: rund 600.000 Euro. Ursprünglich war zum Jahreswechsel von 576.000 Euro die Rede gewesen. „Aber Sie werden den Kostenrahmen aktualisiert und festgestellt haben, dass es teurer werden wird - wie immer“, sagte Scharrenbach augenzwinkernd.

Einer, der sich nach viel Arbeit das Tortenstück schmecken ließ: Hubert Kersting, Vorsitzender des Heimatvereins Nordkirchen. Er hatte die Gemeinde vor vier Jahren auf den besonderen Jahrestag hingewiesen. © Sylvia vom Hofe
Bürgermeister Dietmar Bergmann nahm den mündlichen Bewilligungsbescheid gerne entgegen und die Zusage, vorzeitig - also noch vor Eintreffen des Geldes aus dem Investitionspaket zur Förderung der Sportstätten 2022 - mit der Baumaßnahme beginnen zu können. „Das ist eine ganz tolle Sache. Jetzt können wir die Container endlich abreißen.“
Landrat Schulze Pellengahr: „Beachtenswertes geleistet“
Anlass, gute Entwicklungsvorhaben in Nordkirchen zu unterstützen, sieht die Ministerin, auch weiterhin - etwa bei den Maßnahmen zur inklusiven Gemeinde, in der alle Menschen - ob mit oder ohne Behinderung - gut miteinander leben können. Christian Schulze Pellengahr (CDU), Landrat des Kreises Coesfeld, sieht Nordkirchen dabei schon weit vorne. Ohnehin: „Was sich in den letzten Jahrzehnten in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle getan hat, ist beachtenswert.“ Dabei zeige die kleine Gemeinde, dass sie mit Kreativität und Gemeinschaftsgeist oft Dinge schneller umsetzen könne als größere Kommunen.
Dietmar Bergmann zählte die jüngsten „Meilensteine“ der Entwicklung auf - und dafür musste er tief Luft holen: Erweiterung der Gesamtschule, Ortskernumgestaltung in Nordkirchen, Bau des Dorfgemeinschaftshauses in Capelle, Glasfasernetz im Innen- und Außenbereich, Ansiedlung von Einkaufsmärkten in Südkirchen und Capelle, den Digitalcampus
das inklusive Wohnprojekt gegenüber der Gesamtschule und der bevorstehende Bau des neuen Hotels mit Schwimmbad. Außerdem: der Bau des Vereinsheims für den SC Capelle im 3-D-Betondruck, wie es deutschlandweit noch kein anderes Beispiel gibt - „nach dem Wegfall der KfW-Fördermittel ging das nur durch die Hilfe Ihres Ministeriums“, sagte Bergmann in Richtung Scharrenbach -, und schließlich der jetzt gesicherte Vereinsheimneubau für den FC Nordkirchen.
Krieg in der Ukraine: „Flüchtlinge sind uns willkommen“
Die Feierlaune ließ die Festgesellschaft aber durchaus über den eigenen Tellerrand blicken auf den Krieg in der Ukraine: „Das stellt auch unsere Gemeinde vor eine gigantische Herausforderung“, so Bergmann: „Wir wollen aber helfen und den Menschen aus der Ukraine Wohnraum bieten und alles, was sie brauchen.“

Das Jugendsinfonieorchester des Musikschulkreises Lüdinghausen hat den Empfang musikalisch umrahmt. © Sylvia vom Hofe
Das Jugendsinfonieorchester des Musikschulkreises Lüdinghausen sorgte für den Ohrenschmaus am Sonntag. Für den Gaumenschmaus sorgte eine große Torte, die Ministerin Scharrenbach gemeinsam mit Bürgermeister und Landrat anschnitt. Einer der ersten, der probieren durfte, war Hubert Kersting, der Vorsitzende des Heimatvereins. Ohne ihn hätte das Fest gar nicht stattgefunden, wie alle Redner betonten. Vor vier Jahren hatte Kersting auf die Urkunde von Bischof Siegfried hingewiesen - und sich an die Arbeit gesetzt. Zusammen mit Heinz Hüning verfasste er die fast 500 Seiten und 2,5 Kilogramm starke Chronik zum Fest: „ein grandioses Werk“, wie Ministerin Scharrenbach betonte.

Alltagsmenschen: So heißen die lebensgroßen Betonskulpturen von den Künstlerinnen Christel und Laura Lechner. Zwei von ihnen sind bereits in Nordkirchen. Weitere werden im April folgen. Ein Alltagsmensch hat sich zwischen den Landtagsabgeordneten André Stinka (SPD, l.) und Dietmar Panske (CDU, r.), Landrat Christian Schule Pellengahr (CDU, 2. v. l.) und Bürgermeister Dietmar Bergmann (SPD) gestellt. © Sylvia vom Hofe
Rund 70 Veranstaltungen stehen im Jubiläumsjahr auf dem Programm. Bürgermeister Bergmann wies auf zwei hin, auf die sich Gäste besonders freuen könnten: die von April bis Oktober dauernde Ausstellung „Alltagsmenschen“ mit ausdrucksvollen Betonfiguren in allen drei Ortsteilen und den großen Barockmarkt vom 2. bis zum 4. September.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
