Am 10. und 11. Mai 2016 richtete die Firma Daldrup im Auftrag von Hamm-Gas auf der Fläche an der Nordick Schliekstraße in Herbern-Nordick den Bohrturm für die bevorstehende Probebohrung nach Flözgas auf.

Am 10. und 11. Mai 2016 richtete die Firma Daldrup im Auftrag von Hamm-Gas auf der Fläche an der Nordick Schliekstraße in Herbern-Nordick den Bohrturm für die bevorstehende Probebohrung nach Flözgas auf. © Foto: Jörg Heckenkamp

Flözgas im Münsterland: Macht Gasboykott die Förderung wieder interessant?

rnEnergie

Deutschland will unabhängig von russischen Energielieferungen werden - durch mehrere Maßnahmen. Könnte eine davon auch die umstrittene Förderung von Flözgas im Münsterland sein?

Kreis Coesfeld

, 15.05.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Wort ist fast in Vergessenheit geraten. Dabei ist es nicht einmal zehn Jahre her, dass es in Teilen des Münsterlandes in aller Munde war: Flözgas. Die meisten, die darüber sprachen, taten es allerdings mit Abscheu und Angst. Die geplante Förderung des Rohstoffes aus mehr als 1000 Meter Tiefe - unter anderem in Ascheberg-Herbern - war auf erbitterten Widerstand gestoßen. Dabei galt das Flözgas bei Experten als „eine innovative Ergänzung im deutschen Energiemix“. Gilt das auch heute noch, wo Deutschland dringend alternativen zum russischen Gas sucht? Könnte das Grubengas neue Popularität erlangen?

Die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Coesfeld II für die Landtagswahl 2022 in NRW sind auf die Frage während der RN-Wahlarena nicht vorbereitet: Tektomechanik? „Ach, Sie meinen Fracking“, rufen Dietmar Panske (CDU), der Wahlkreisgewinner der vorangegangenen Wahl 2017, und André Stinka (SPD), ebenfalls Mitglied des noch amtierenden Landtags, schließlich wie aus einem Mund. Auch das ablehnende Kopfschütteln ist nahezu synchron.

HammGas setzte auf eigene Methode

Dabei wollte die Projektgesellschaft HammGas Mitte der 2010er-Jahregenau das Gegenteil: ein Gegenentwurf zum erst umstrittenen und dann verbotenen Fracking, das der US-amerikanische Mineralölriese Exxon in Norddeutschland testete. Beim Fracking geht es darum, Wasser und Chemikalien mit hohem Druck in ein Bohrloch zu pressen, um schwer zugängliche Gaslagerstätten zu erschließen.

Die von HammGas propagierte Tektomechanik wollte darauf verzichten. Ihr ging es darum, sich die natürliche Zerklüftung des unterirdischen Gesteins im Steinkohlerevier zu Gute machen. Per genauer Datenanalyse sollte es gelingen, den Bohrkopf Zentimetergenau da anzusetzen, wo das Flözgas - also Methan - ganz natürlich hinaufströmen kann: ohne großes Dazutun und ohne Bergschäden zu hinterlassen.

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Zu schön, um wahr zu sein? Die Anwohner hatten von vorne herein Zweifel - und Sorgen um ihr Grundwasser. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnte nachhaltig vor „Fracking light“. Ob und wie die Methode funktioniert, sollte ein Praxistest zeigen - in der Herberner Bauerschaft Nordick.

Erkundungsbohrung in Herbern-Nordick

Auf der ehemaligen Schachtanlage Radbod 7 gab es die erste Aufsuchungsbohrung. Eine weitere war südlich von Hamm geplant. So etwas wie Goldgräberstimmung machte sich breit in der Region. Energieunternehmen sicherten sich riesige Suchfelder in der ganzen Region: in Bergkamen, Ascheberg, Lünen, Nordkirchen, Selm, Werne, Hamm und Haltern.

Die schöne Theorie bestand aber nicht den Praxistest: zu aufwendig, zu wenig exakt, zu teuer. 2018 hat HammGas das Bohrloch wieder verfüllt. Der Bodenschatz schlummert weiter in der Tiefe. Und das soll trotz der aktuellen Energiekrise auch so bleiben, wenn es nach den Spitzenkandidaten der großen Parteien für die Landtagswahl 2022 im Wahlkreis Coesfeld II geht.

Klare Meinung der Landtagsabgeordneten von CDU und SPD

„Für mich ist das kein Thema“, sagte Dietmar Panske (CDU) kategorisch. Auch André Stinka (SPD) spricht sich dagegen aus, „neue Felder zu erschließen“. Das Ziel beider: den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen, in die Wasserstofftechnologie einsteigen und bis dahin, die Versorgungssicherheit im Winter 2022/23 sicherstellen. wie Stinka sagt. Das geplante Terminal für Flüssiggas (LNG) in Brunsbüttel stimme ihn da hoffnungsvoll. Auch für Panske ist das der richtige Schritt. Dass es sich bei dem Flüssiggas aus den USA in der Regel um Frackinggas handelt, stört sie dabei nicht. Das sei „auch einer der Wege, von denen wir dachten, dass wir sie nicht beschreiten müssten, bis der Krieg begann“, so Panske.

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