
Uli Breer (Mitte), Vorsitzender des Bürgerbusvereins, hält nicht viel von der Idee, die Fahrten kostenlos zu gestalten. Der Vorschlag hierfür kam von der CDU- und FDP-Fraktion in Nordkirchen. © Sabine Geschwinder
Finale Entscheidung: Idee zum kostenlosen Bürgerbus sorgt für Unverständnis
Mobilität
Die Fraktionen von CDU und FDP hatten in Nordkirchen vorgeschlagen, den Bürgerbus kostenlos zu gestalten. Für diese Idee bekam sie ordentlich Gegenwind. Jetzt gibt es eine finale Entscheidung.
Mehr als zweieinhalb Monate ist es her, seitdem die Fraktionen von CDU und FDP in Nordkirchen einen besonderen Vorschlag in einer Ausschusssitzung für Klima, Umwelt und gemeindliche Entwicklung unterbreitet haben. Der Bürgerbus, welcher zwischen Selm, Nordkirchen, Südkirchen und Capelle auf drei verschiedenen Strecken mehrmals am Tag verkehrt, könne doch auch kostenlos sein – erst einmal für ein Jahr als Probezeit (wir berichteten). Ein beziehungsweise zwei Euro würden dann für die Fahrgäste wegfallen. Nach mehreren Gesprächen steht nun fest, ob die Idee auch in die Tat umgesetzt wird.
Der Bürgerbus-Verein zeigte sich von dem Vorschlag der Fraktionen sehr überrascht. Nur durch Zufall habe der Vorsitzende Uli Breer Mitte Februar von der Idee erfahren. „Von uns kam das nicht. Ich habe mir da zunächst einmal gedacht: ´Fragt doch erstmal uns´“, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion.
Bei einem gemeinsamen Gespräch mit der Gemeinde Nordkirchen, dem Bürgerbus-Verein und dem Regionalverkehr Münsterland (RVM) hat sich dann eine einheitliche Meinung herauskristallisiert: Der Vorschlag der zwei Fraktionen wird in Zukunft nicht durchgeführt. Also kein kostenloser Bürgerbus.
Preis als Grund für finale Entscheidung gegen kostenlosten Bürgerbus
Die Gemeinde Nordkirchen begründet diese Entscheidung auf Anfrage unter anderem mit dem Fahrpreis. Dieser sei mit einem Euro ein „sozialverträglicher Preis“. Die gleiche Meinung vertritt auch der Bürgerbus-Verein. Uli Breer fügt dem Argument der Gemeinde hinzu, dass die meisten Fahrgäste ein Monatsticket besitzen und somit nur sehr wenige Menschen direkt im Bus für die Fahrt bezahlen. „Das hätte also gar keinen so großen Effekt, wenn der Bürgerbus kostenlos wäre.“ Breer nennt den Vorschlag der zwei Parteien schlicht weg „nicht umsetzbar“.
Der Vorsitzende betont in diesem Zusammenhang noch, dass der Fokus des Vereins nicht auf den Einnahmen der Fahrgäste liege, da diese an den RVM gehen. „Ob wir jetzt 100 oder 1000 Euro generieren, ist uns total egal.“ Die Sache an sich stehe im Mittelpunkt.
Fahrpreis als Wertschätzung gegenüber ehrenamtlichen Fahrern
Sowohl die Gemeinde als auch der RVM bringen noch einen weiteren Punkt bei dieser Thematik ein: die Wertschätzung gegenüber den ehrenamtlichen Fahrern. Michael Klüppels, Leiter des Verkehrsmanagement des RVM, erklärt: „Ich glaube, dass jeder Fahrgast gern einen Euro zahlt. Das ist eine gewisse Anerkennung.“ Zudem sei das Angebot eine Dienstleistung und habe somit einen materiellen Wert, der im Fahrpreis ausgedrückt wird.
Theoretisch sei die Umsetzung eines kostenlosen Bürgerbusses aber möglich gewesen, erklärt Klüppels: „Die Tarife werden durch die Bezirksregierung Münster geregelt. Da müsste man dann nur einen Genehmigungsantrag stellen, um künftige Fahrten kostenlos zu gestalten.“ Überrascht hat ihn der Vorschlag der zwei Fraktionen nicht, denn die gleiche Fragestellung werden auch in anderen Kommunen diskutiert. Als Beispiel führt er die Stadt Olfen an. Hier gibt es seit dem vergangenen Jahr einen kostenlosen Bürgerbus.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
