Meike Berg ist verärgert. Der Grund ist das aus ihrer Sicht unzureichende Busangebot auf der Strecke zwischen Capelle und Lüdinghausen am Wochenende. Zwar fährt die von der Euregio - Verkehrsgesellschaft (EVG) betriebene Linie R53 stündlich vom Capeller Bahnhof bis zum Lüdinghauser Busbahnhof - aber nur in Form eines Taxibusses mit acht Plätzen.
Vor allem Meike Bergs jugendlicher Sohn, der regelmäßig mit dem Bus fahren will, erlebt die Schattenseiten dieser Kalkulation. „Das wird immer wieder zum Problem, teilweise ist der Bus schon zum Start am Bahnhof voll. Wenn man im Ort zusteigen will, gibt es erst recht keinen Platz mehr“, schildert die Capellerin. Deshalb habe sie sich bereits mit einem Brief an die Gemeinde, an die EVG und auch an das Taxiunternehmen Nee aus Lüdinghausen, das die Taxibusse stellt, gewendet. Vor allem seit Einführung des 49-Euro-Tickets beobachtet sie zunehmendes Interesse an den Fahrten mit vergleichsweise geringer Kapazität. Gerade am Wochenende seien auch regelmäßig Studenten der Finanzhochschule auf dieser Linie unterwegs, Zudem ist das Schloss gerade im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel.
Kapazitäten reichen nicht
Deshalb würde sich Meike Berg auf jeden Fall eine Erweiterung der Kapazitäten wünschen. Alternativ wäre auch eine Vorbestellung per Telefon, wie es auf verschiedenen anderen Strecken praktiziert wird, aus ihrer Sicht wünschenswert. „Wir hatten ja schon mal den Fall, dass der Bus dann auch eine Stunde später wieder überfüllt ist und man wieder nicht mitfahren konnte“, sagt Berg und kann darüber nur den Kopf schütteln. Gerade für Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, sei das auf Dauer ziemlich frustrierend. Für die Mutter bedeutet das, dass sie immer wieder gefragt ist, um ihren Sohn rechtzeitig mit dem Auto zu Terminen zu bringen. Bereits im Sommer 2023 gab es Beschwerden über gestrandete Fahrgäste auf dieser Strecke.

Sylvia Althoff von der zuständigen Euregio-Verkehrsgesellschaft (EVG) weiß um die vor allem in den Sommermonaten nicht immer ausreichenden Kapazitäten. In den Wintermonaten sei ihr nur eine Beschwerde bekannt. Allerdings ist es der Gesellschaft aus wirtschaftlichen Gründen nicht ohne weiteres möglich, auf den Strecken einen größeren Bus einzusetzen, so Althoff.
Ausbau finanziell schwierig
Die EVG, ein Zusammenschluss von vier Busunternehmen aus dem Münsterland, betreibt die Strecke wie einige weitere Linien im Kreis Coesfeld (ein sogenanntes Bündel) seit Ende August 2017 eigenwirtschaftlich. Anders als die in öffentlicher Hand befindlichen Unternehmen RVM (unter anderem Kreis Coesfeld) oder VKU (Kreis Unna) erhält die private Gesellschaft keine Unterstützung vom Kreis oder von den Kommunen.
„Durch die hohen Personalkosten und Dieselkosten sind wir gerade noch eigenwirtschaftlich unterwegs. Wenn wir jetzt einfach am Wochenende umstellen, landen wir deutlich im Minusbereich“, macht die Geschäftsführerin des Lüdinghauser Unternehmens Walter Althoff GmbH deutlich. Gegen die Vergabe hat allerdings ein Konkurrenzunternehmen Klage eingereicht, die Rechte werden regelmäßig unter Vorbehalt erteilt. Die EVG vermutet, dass eine Entscheidung aber erst nach Ablauf der aktuellen Rechteperiode fällt.
Das wachsende Interesse sei auch eine direkte Folge der Einführung des 49-Euro-Tickets. „Diese zusätzlichen Fahrgäste haben wir nicht zu verantworten“, betont Sylvia Althoff. Außerdem sinken die bisherigen Einnahmen der EVG durch die Schülermonatstickets seitdem um über 50 Prozent. Das Unternehmen habe in Absprache mit den Kommunen unter anderem die Taktung am Wochenende von einer Fahrt alle zwei Stunden auf stündliche Fahrten erhöht und bietet sonntags einen zusätzlichen Taxibus nach Vorbestellung zwischen Lüdinghausen und dem Schloss an. An vier Wochenenden von Ende Juli bis Ende August konnten von insgesamt 1111 Fahrgästen 1052 Fahrgäste erfolgreich befördert werden, hat eine Fahrgastzählung der EVG ergeben.
Änderung könnte 2025 kommen
Deshalb will die Euregio - Verkehrsgesellschaft nun das Gespräch mit dem Kreis und den Kommunen suchen. Bis Mai 2024 muss die neue sogenannte Vorabbekanntmachung fertig sein, dann kann das entsprechende Bündel für die nächsten acht Jahre ausgeschrieben werden. Ab 1. September 2025 könnte sich dann etwas an der Zuständigkeit für die Linien zwischen Capelle und Lüdinghausen ändern. „Unsere Hoffnung ist, dass das Angebot qualitativ ausgestaltet wird, etwa mit der Einführung von E-Bussen“, erwartet Sylvia Althoff.
Dann könnte sich die EVG gut vorstellen, das durch das 49-Euro-Ticket unattraktiv gewordene Bündel wieder abzugeben. In der Vergangenheit war Althoff auf der Strecke als Subunternehmen für die RVM im Einsatz, eine ähnliche Lösung wäre auch in Zukunft denkbar. Dann läge die Verantwortung wieder beim Kreis und bei den Kommunen, wenngleich die Kassen dort auch nicht gerade prall gefüllt sind. Eine Anpassung vor September 2025 scheint also derzeit nicht realistisch.
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