Fast 45.000 Radfahrer in Nordkirchen unterwegs Große Studie zeigt Einblicke in den Radtourismus

Fast 45.000 Radfahrer in Nordkirchen unterwegs: Studie zeigt Einblick in den Radtourismus
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44.900 Mal löste ein spezielles Radargerät in Nordkirchen im vergangenen Jahr aus. Es sollte aber nicht etwa Temposünder aufzeichnen, sondern deutlich langsamere Verkehrsteilnehmer: Radfahrer. 20 solcher Stationen, verteilt im gesamten Münsterland, leisteten von November 2021 bis November 2022 ganze Arbeit und erfassten 365 Tage sämtliche Personen auf einem Fahrrad, egal ob E-Bike, Mountainbike oder Rennrad. Diese umfangreiche Zählung ist nur ein Teil der größten, jemals im Münsterland durchgeführten Untersuchung des touristischen Radverkehrs.

Durch die gesamte Region zieht sich die 960 Kilometer lange 100-Schlösser-Route. Sie verbindet imposante Bauwerke miteinander und ist das Aushängeschild der Region. Über eine Million Fahrradfahrer hat es im Untersuchungszeitraum ins Münsterland verschlagen (1.029.588). Ganz oben auf der Liste landen die Orte Warendorf (117.024) und Isselburg-Anholt (106.233).

Nordkirchen reiht sich im Vergleich mit den anderen Stationen im Mittelfeld auf Rang 10 ein. Im Mai waren besonders viele Radfahrende in der Schlossgemeinde unterwegs. Aber auch in den anderen Frühlings- und Sommermonaten sind zwischen 4000 und 5500 Menschen aufs Rad gestiegen. Zu heiß mögen sie es allerdings nicht. Zwar heißt es in der Studie, dass mit steigenden Temperaturen auch mehr Radfahrende unterwegs sind. Bei extremer Hitze von mehr als 30 Grad fällt der Verkehr aber markant ab. Auch die Niederschlagsmenge beeinflusst die Motivation der Radfahrenden.

Des Weiteren zog es die Menschen vor allem an den Wochenenden mit dem Rad nach Nordkirchen (samstags: 7.059, sonntags: 9.665). Aber auch unter der Woche sind auf das Jahr gerechnet immer mindestens 5400 Personen mit dem Fahrrad an der Zählstelle vorbei gekommen.

Alltagsradler und Touristen

Aussagekräftiger als die absoluten Zähldaten ist laut den Studienmachern aber der Anteil des Radtourismus. Aus Sicht der Untersuchung sei hier ein möglichst hoher Anteil wünschenswert, da dieser „letztlich ausschlaggebend für die regionale touristische Wertschöpfung“ ist. Bei diesem Vergleich steht die Gemeinde Nordkirchen deutlich schlechter dar und kommt lediglich auf Rang 17 von 20 mit 46,5 Prozent an Radtouristen. Sprich: Es sind ein wenig mehr Alltagsradler als Tagesausflüger, Regioradler und Radwanderer unterwegs.

Für die Städte und Gemeinden sind die Radfahrer eine gute Einnahmequelle - etwa durch Übernachtungen, Eintrittsgebühren und die Nutzung von gastronomischen Angeboten. In der gesamten Radregion schätzt die Studie den Umsatz auf 114,4 Millionen Euro. Die Fahrradfahrer auf der 100-Schlösser-Route sorgen für Einnahmen in Höhe von 48,3 Millionen Euro (Brutto).

Um mehr über Qualität der Radwege im Münsterland herauszufinden, haben die Studienmacher über 2500 Befragungen durchgeführt.
Um mehr über Qualität der Radwege im Münsterland herauszufinden, haben die Studienmacher über 2500 Befragungen durchgeführt. © Münsterland e.V.

Ergänzend zu den quantitativen Erhebungen wollten die Studienmacher auch Informationen von den Radfahrenden selbst einholen. 2551 Menschen (Tagesgäste, Regioradler, Radwanderer) wurden daher in der Nähe der Zählstationen befragt (Mai 2022 bis September 2022). Die Ergebnisse zeigen, dass die Fahrradfahrer durchschnittlich zwischen 56 und 63 Jahre alt und zum wiederholten Mal in der Region unterwegs sind. Die meisten Radgäste kommen zudem aus dem Inland. Demgegenüber stehen 15 Prozent der Befragten, die aus den Niederlanden, Belgien, Österreich oder der Schweiz anreisen. 65 Prozent der Radfahrer setzen bei ihrer Tour auf ein E-Bike.

Für die Städte und Gemeinden im Münsterland ist besonders die Qualitätsbewertung von großer Relevanz. Auf einer Skala von 1 (ausbaufähig) bis 5 (hervorragend) schneidet die Radregion Münsterland mit 4,5 Punkten sehr gut ab, die 100-Schlösser-Route wird ebenfalls positiv bewertet und erhält im Gesamteindruck eine Bewertung von 3,9 Punkten.

Das Landschaftserlebnis, eine gute Beschilderung, geringe Verkehrsbelastung, die Oberflächenqualität der Wege, Einkehrmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten an der Route gelten unter den Befragten als wichtige Kriterien bei der Tour. Viele dieser Punkte schneiden im Qualitätscheck ziemlich gut ab. Ausbaupotenzial besteht aber noch bei den Picknick- und Rastplätzen, den Lademöglichkeiten für E-Bikes sowie bei den Einkehrmöglichkeiten. Die gesamten Studienergebnisse sind unter www.muensterland.com zu finden.

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