Thomas Reichmann fährt jeden Tag mehrfach mit dem Fahrrad auf der Alten Ascheberger Straße Richtung Nordkirchener Zentrum. Doch seitdem die Sanierungsarbeiten auf der L810 laufen, ist das für den Rentner unabhängig vom Wetter kein Vergnügen mehr. Die Stiefel, die er eigentlich für seine Arbeit im Stall braucht, erfüllen hier nämlich einen ganz anderen Zweck.
Wie man vor Ort schnell sieht, hat sich trotz zu diesem Zeitpunkt strahlendem Sonnenschein auf dem mit Absperrungen eingezäunten Weg eine riesige Pfütze gebildet. An anderer Stelle sind die Wassermassen etwas zurückgegangen, aber wer der Aufforderung „Radfahrer bitte absteigen“ folgen will, riskiert, seinen Weg mit ziemlich nassen Füßen fortzusetzen. „Deshalb nehmen natürlich die meisten Fahrradfahrer, auch ich, den Weg über die Straße. Wegen der kurzen Grünphase an der Baustellenampel müssen dann die Autofahrer teilweise länger warten und sind völlig entnervt“, schildert Thomas Reichmann seine Erfahrungen und fühlt sich als Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern vernachlässigt.

Trampelpfad auf der Wiese
„Die Gemeinde will ja fahrradfreundlich sein, aber das wird durch solche Aktionen natürlich konterkariert“, zieht er ein sehr kritisches Fazit. Dazu komme noch, dass der Übergang auf den Radweg auf der anderen Straßenseite nicht asphaltiert ist, sondern die Radfahrer erst einen Grasstreifen überqueren müssen.
Während er mit Blick auf die Pfütze die Probleme schildert, kommt aus der Gegenrichtung ein anderer Radfahrer vorbei und bleibt mit Blick auf den Weg entgeistert stehen. „Deine Badehose hast du wohl nicht dabei“, ruft Thomas Reichmann zu ihm herüber. Der Radler schmunzelt kurz, schüttelt den Kopf und wählt den Fußweg über die benachbarte Wiese. Mit dieser Idee ist er nicht alleine, auf dem Gras hat sich mit der Zeit schon ein Trampelpfad gebildet. Bei Regen kommt man aber auch hier wohl nur mit nassen Füßen weiter.

Verlängerung der Grünphase
Aus Sicht von Thomas Reichmann würde eine Verlängerung der Grünphasen an der Ampel wesentlich zur Verbesserung der Lage beitragen. „Das wäre einfach sinnvoll“, regt er an. Währenddessen kommt der nächste Radfahrer in einer gelben Jacke aus der Gegenrichtung angefahren. „Das muss man sich schon trauen“, erklärt dieser zunächst und wagt dann die Fahrt durch die Pfütze. Auf der anderen Seite angekommen zeigt auch er großes Unverständnis. „Hier wird nicht an die Radfahrer gedacht“, stimmt Herbert Baur, Sprecher der ADFC-Ortsgruppe in Lüdinghausen, Thomas Reichmann zu. Auch beim Radweg zwischen Nordkirchen und Lüdinghausen, da sind sich beide einig, zeige sich die fehlende Lobby dieser Gruppe. Denn der sei viel zu schmal und bei den jüngsten Reparaturarbeiten „nur notdürftig geflickt“ worden.
Der ausführende Betrieb Straßen NRW sichert für die aktuelle Problemlage eine rasche Beseitigung zu. „Das Problem ist uns bekannt und wir haben uns mit der ausführenden Firma bezüglich einer Lösung ausgetauscht. So wurde hier temporär eine Pumpe eingesetzt, um die Pfützen zu beseitigen. Es fehlt an der Stelle der Platz für eine andere Führung des Gehweges. Es ist geplant, dass Ende der Woche, spätestens am Montag, dieser Bereich asphaltiert wird, so dass das Problem dann dauerhaft gelöst ist“, erklärt eine Sprecherin am Mittwoch (19. April).
Durchfahrt verboten am Schloßpark in Nordkirchen: Schilder sorgen weiter für Verwirrung
Falscher Weg nach Nordkirchen auch aus Capelle: Schilder führen auf unnötigen Umweg
Schilder-Posse in Nordkirchen: Straßenbauer handeln dilettantisch: Mehr Sorgfalt, bitte!