Fachhochschule will seltene Obstsorten bewahren

Garten als Gen-Datenbank

Die Äpfel würden im Supermarkt wahrscheinlich zum Ladenhüter werden: Sie sind nicht besonders lecker und deutlich kleiner als die bekannten Sorten. Weil sie aber vom Aussterben bedroht sind, will die Fachhochschule für Finanzen (FHF) Nordkirchen sie schützen. Ihr Garten soll quasi zu einer Art Gen-Datenbank werden.

NORDKIRCHEN

, 14.11.2015, 08:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es geht um Wildobst, besonders um historische Apfelsorten: Das gemeinsame Projekt von Fachhochschule und Landesbetrieb Wald und Holz NRW soll dazu beitragen, historische Obstpflanzen und deren auch heute noch wichtiges Genmaterial zu erhalten.

Beim Ausdruck „Gen-Datenbank“ stutzt jedoch Martin Rogge, Diplom-Forstwirt und Teamleiter des Arbeitsbetreichs Forstvermehrungsgut bei Wald und Holz NRW. Man dürfe sich das, was dort an der FHF entsteht, nicht wie den weltweiten Saatgut-Tresor auf Spitzbergen vorstellen. In Nordkirchen werden keine Samen auf unbestimmte Zeit eingelagert, erklärt Rogge.

Wie ein barocker Obstgarten

Stattdessen verbindet die FHF Nutzen mit Ästhetik: Im westlichen Schlosspark soll nach Angaben der Fachhochschulleitung im Laufe des kommenden Jahres ein Garten entstehen, der sich an einem barocken Obstgarten orientiert. In einem ersten Schritt wurde dazu in den vergangenen Jahren bereits die Fortsetzung der Herkulesallee von der Oranienburg in Richtung Schlossgestüt aufgearbeitet, beschreibt FHF-Leiter Martin Stirnberg.

Die Fachhochschule sei mit der Idee auf den Landesbetrieb Wald und Holz zugekommen, so Rogge. „Wir hatten die gleichen Interessen.“ Die Arbeitsteilung soll so aussehen, dass Wald und Holz NRW die Wildapfelpflanzen bereitstellt und die Früchte erntet. Die Pflege der Pflanzen übernimmt das Gärtnerei-Team der FHF.

Gen-Material für Züchtungen interessant

Im Garten sollen Früchte gezogen werden, um an deren Saatgut zu gelangen, erklärt Martin Rogge den Sinn hinter dem geplanten Projekt. Wegen ihres guten Geschmacks werden die Früchte übrigens nicht ausgesucht. „Die sind nicht besonders lecker, eher bitter und säuerlich“, beschreibt Rogge das wilde Obst. Äußerlich sind die Früchte deutlich kleiner als die gezüchteten Sorten, die man aus dem Supermarkt kennt.

Worauf es Martin Rogge und seinen Mitarbeitern ankommt, steckt unter der Schale der Äpfel in den Kernen. Zum einen geht es dem Landesbetrieb darum, die Pflanzen zu erhalten, zum anderen sind Wildäpfel für weitere Züchtungen interessant. Zum Beispiel enthalte das Erbgut Resistenzgene gegen Krankheiten, wie Apfelschorf, erklärt Rogge. Solche Resistenzen seien bei vielen modernen Apfelzüchtungen verloren gegangen. Die Samen sollen nach der Ernte nicht eingelagert, sondern im besten Fall direkt zum Aussäen weitergenutzt werden.

Etwa 200 Bäume sollen gepflanzt werden

Die Planung für den Wildobstgarten in Nordkirchen befindet sich noch im Anfangsstadium. Etwa 200 Pflanzen soll die Fachhochschule bekommen. Wann diese geliefert und gepflanzt werden, konnte Rogge gestern aber noch nicht sagen.