Die Johann-Conrad-Schlaun-Schule setzt auf die digitale Lern-Plattform IServ. Das Geld dafür stellt der Schulträger, die Gemeinde Nordkirchen, bereit. Aus dem Digitalpakt Schule wird dafür die neue Digitalverkabelung der Gesamtschule finanziert. © Marie Rademacher (A)
Digitalisierung
Digitalpakt gibt Schulen in Nordkirchen einen Schub, hat aber einen Haken
Der Digitalpakt Schule soll die Digitalisierung der Schulen endlich vorantreiben. In Nordkirchen klappt das auch. Aber nur zum Teil. Denn ein wichtiger Aspekt fehlt im Digitalpakt.
Mit dem Digitalpakt Schule haben sich Bund und Länder das Ziel gesetzt „Nachholbedarf schnellstens zu beseitigen und die Digitalisierung an den Schulen in Nordrhein-Westfalen entscheidend voranzutreiben“. So steht es auf der Internetseite des Schulministeriums NRW. Über eine Milliarde Euro stellen Bund und Länder insgesamt bereit, die in die Digitalisierung der Schulen fließen. In Nordkirchen zeigt sich im Moment vor allem in der Johann-Conrad-Schlaun-Schule (JCS), welche Auswirkungen das Förderprogramm hat.
Seit Beginn der Sommerferien läuft in der Gesamtschule das Großprojekt „Neuverkabelung“. Kilometerlange Datenkabel wurden in sämtlichen Räumen verlegt, die im Unterrichtsbetrieb genutzt werden. Jetzt, kurz nach den Herbstferien ist die Arbeit „in den letzten Zügen“, wie Kämmerer Bernd Tönning im Gespräch mit der Redaktion erklärt. „Das ist schon eine Riesennummer“, fasst Tönning den Digital-Ausbau in der JCS zusammen. Die Kosten dafür kann die Gemeinde komplett mit Mitteln aus dem Digitalpakt abdecken.
Viel wird aus der Fördersumme anschließend aber auch nicht übrig bleiben, kündigt Tönning an. Rund 400.000 Euro an Mitteln hat die Gemeinde aus dem Digitalpakt Schule bewilligt bekommen. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass die Hälfte des Geldes in die Neuverkabelung der Gesamtschule und die andere Hälfte in die IT-Infrastruktur der Grundschulen fließt.
Weil der Ausbau der JCS allerdings unerwartet aufwendig wurde, werden die 400.000 Euro voraussichtlich komplett für die Gesamtschule aufgebraucht. Das bedeute allerdings nicht, dass die Grundschulen leer ausgehen werden, macht der Gemeindekämmerer deutlich. Da weitere Mittel aus dem Digitalpakt aber nicht in Aussicht stehen, wird die Gemeinde den Umbau der Grundschulen aus eigener Tasche zahlen müssen.
Anders sieht es bei den insgesamt 300 iPads aus, die die Gemeinde bestellt hat und die in den nächsten ein bis drei Wochen geliefert werden müssten, schätzt Bernd Tönning. Etwa die Hälfte davon sind für den Unterricht in den Schulen und als Leihgeräte für den Distanzunterricht gedacht. So haben alle Nordkirchener Schulen abgefragt, welche Schülerinnen und Schüler für den Fall, dass Fernunterricht wieder nötig wird, kein eigenes Endgerät zu Hause nutzen können. In der JCS waren es bei 30 befragten Schülern vier ohne eigenes Gerät, sagt auf Anfrage Ulrich Vomhof, Leiter der Gesamtschule.
Die andere Hälfte der bestellten iPads sind Dienstgeräte für die Lehrer. Warum die Gemeinde Dienst-Ausstattung für Angestellte des Landes bestellt und das nicht vom Schulministerium selbst erledigt wird, kann der Nordkirchener Kämmerer auch nicht recht beantworten.
„Wir sind als Schulträger eigentlich für die Schulgebäude und den nicht-pädagogischen Teil zuständig“, erklärt Tönning. Hinzu kommt, dass zwar die Anschaffung der Geräte aus dem Digitalpakt kommen, allerdings die weiteren Kosten, wie Wartung, oder Austauschgeräte, an der Gemeinde hängen bleiben werden. Das sei zumindest der jetzige Stand und auch das, wovon der Nordkirchener Kämmerer ausgeht. „Es gibt vom Land und dem Bund immer wohlgemeinte Zuschüsse, aber die Folgekosten bleiben dann oft bei uns“, fasst es Tönning zusammen.
Dennoch sagt der Kämmerer, dass die Fördermittel einen positiven Effekt auf den Digital-Ausbau der Schulen in der Gemeinde hatten. „Ein wichtiger Beschleuniger war aber auch Corona“, ergänzt Tönning. In diesem Jahr habe sich insgesamt gezeigt, wie wichtig eine gute, digitale Ausstattung sei. Das gelte nicht nur für die Schulen, sondern auch für das Rathaus. Auch hier musste und muss die Verwaltung auch weiterhin in die IT-Ausstattung investieren.
Home-Office für Verwaltungsmitarbeiter ist ein Faktor, e-Government, also digitale Behördengänge für Bürger, ist ein zweiter. Auch werde die Gemeinde nicht drumherum kommen, weiteres Personal für den IT-Bereich einzustellen.
Das gelte vor allem für die Schulen. Denn die neue Infrastruktur, Endgeräte und Software müssen im Schulbetrieb auch funktionieren. Um das in Zukunft sicherzustellen, kalkuliert die Gemeinde derzeit mit einer weiteren Stelle im Rathaus für diesen Bereich. Aktuell sind es zwei Mitarbeiter, die sich um die Informationstechnik der Gemeinde kümmern.
Am Ende zeigt sich, dass Förderprogramme von Bund und Land nur einen Teil der tatsächlichen Kosten für den Digitalisierungsausbau in den Schulen abdecken. Und: Die Mittel abzurufen sei auch kein unbürokratischer Akt, berichtet der Nordkirchener Kämmerer. „Das war durchaus kompliziert und mit viel Arbeit verbunden“, sagt Bernd Tönning.
Für die Mittel aus dem Digitalpakt Schule habe die Gemeinde nicht nur die Art der Maßnahme und Kostenvoranschläge einreichen müssen. Teil des Antrags sei auch eine Erläuterung gewesen, was mit der geplanten Maßnahme erreicht werden soll. „Im Falle unserer Schulverkabelung hätte das eigentlich selbsterklärend sein sollen“, sagt Tönning.
Im nächsten Schritt will die Gemeinde jetzt den Ausbau der Technik in den Grundschulen angehen. Was derzeit kein Thema sei, sind mobile Endgeräte für alle Schüler in den Nordkirchener Schulen, sagt der Kämmerer. Wenn die jetzt bestellten iPads geliefert sind, sieht sich die Gemeinde erst einmal gut ausgestattet. Sollte sich daran etwas ändern, müsste allerdings auch über Elternbeiträge für Geräte diskutiert werden, so Tönning. „1000 iPads für die Gesamtschüler und weitere für die Grundschüler würde uns als Gemeinde überfordern“, erklärt er.
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