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Vergleich mit dem Kreis: So verlief die Pandemie bislang in Olfen und Nordkirchen
Coronavirus
Dreimal hat der Kreis Coesfeld die rote Inzidenz-Linie von 50 überschritten, wie eine Langzeit-Grafik zeigt. Wir haben die Inzidenz-Werte auch für Nordkirchen und Olfen berechnet.
Vor sieben Monaten gab es im Kreis Coesfeld den ersten bestätigten positiven Corona-Fall. Am 4. März meldete der Kreis, dass sich ein 49-jähriger Mann aus Senden mit dem Virus infiziert hat. Aufgefallen war das eher zufällig: Der Mann war wegen einer anstehenden Operation im Krankenhaus und wurde dann wegen grippeähnlichen Symptomen vorsorglich getestet. In Olfen gab es die ersten Fälle - es waren zwei - am 12. März. Nordkirchen hatte ebenfalls direkt zwei Fälle zu verzeichnen. Das war am 15. März.
50er-Grenze als Richtwert
Der Kreis Coesfeld selbst ist bislang dreimal über die Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche gekommen. Erstmals - laut unseren Zahlen, die wir mit den Werten des Kreises berechnet haben und die daher von den RKI-Werten abweichen können, - am 23. März, also zu Beginn der Pandemie. Damals war dieser Wert, der so genannte Inzidenzwert, aber noch nicht wichtig für Entscheidungen. Er wurde erst im Mai von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen ins Spiel gebracht.
Er wurde als Richtwert für eine Anzahl an Neuinfektionen gewählt, bei der man davon ausgeht, dass die Infektionsketten für das jeweilige Gesundheitsamt noch nachvollziehbar sind. Zum zweiten Mal übertraf der Kreis Coesfeld den Wert am 6. Mai - das war genau der Tag, als der Inzidenzwert als Richtwert verkündet wurde. Der Grund dafür waren die massiven Neuinfektionen bei Westfleisch. Von rund 1200 Mitarbeitern wurden damals rund 290 positiv auf das Virus getestet. Zum dritten Mal übertraf der Kreis den Wert am 23. Oktober und war damit - wie viele Kreise in NRW schon vor ihm - voll in der zweiten Welle angekommen.
In Nordkirchen und Olfen wiederum stellt sich der Verlauf der Pandemie ähnlich dar - jedoch gibt es auch Unterschiede zum Kreisverlauf. Dafür haben wir auch in den beiden Orten die Inzidenzzahl berechnet. Eine Inzidenz beschreibt die Häufigkeit von Ereignissen, insbesondere von Krankheiten, in einem bestimmten Zeitraum. Für das Coronavirus hat man sich auf die Einheit je 100.000 Einwohner je sieben Tage geeinigt. Für Olfen (Einwohnerzahl 12.923) und Nordkirchen mit 10.111 Einwohnern (laut IT NRW vom 31.12.2019) können das also nur Hochrechnungen sein.
Das bedeutet, wenige neue Infektionen sorgen schon für einen Vergleichsweise hohen Wert. Wir haben den Wert deshalb auch in Relation zu 10.000 Einwohnern berechnet. Die Werte zeigen dann genauer, wie viele Neuinfektionen es im Verhältnis zu den Einwohnern der beiden Kommunen innerhalb einer Woche gab. Also zum Beispiel 10 innerhalb einer Woche im Verhältnis zu 10.000 Einwohnern am 21. März in Nordkirchen. Sie dienen allerdings nicht dazu, um die Einhaltung eines Grenzwertes zu kontrollieren, denn dieser gilt für 100.000 Einwohner.
Im Verlauf der Kurve zeigt sich für Nordkirchen und Olfen deutlich, dass es Wochen gab, in denen es nicht eine einzige neue Infektion in den beiden Kommunen gab. Vom Infektionsgeschehen bei Westfleisch im Mai merkte man in beiden Kommunen gar nichts, wie man in der Grafik erkennen kann. Dafür zeigt sich, wie die Pandemie im März in beiden Orten sprunghaft auftrat, dann wieder schnell abflachte und jetzt - vor allen Dingen in Olfen, das zwischenzeitlich nach Infektionen bei einer Hochzeit in Ascheberg der Hotspot der Pandemie im Kreis geworden war- verstärkt zurückgekommen ist.
Nordkirchen erreichte demnach seinen bislang höchsten Inzidenz-Wert mit 98,9 am 21. März (für 10.000 Einwohner liegt er bei 9,89), als sich innerhalb einer Woche zehn Menschen neu infizierten. Den gleichen Wert erreicht die Gemeinde nun auch in der zweiten Welle am 29. Oktober. In Olfen lässt sich der mit Abstand bislang höchste Inzidenz-Wert am 7. Oktober mit 255,36 (24,36 auf 10.000 Einwohner) ermitteln. Wie sich der nun für November von Bund und Ländern verordnete zweite Lockdown in den Zahlen niederschlägt, das werden die nächsten Monate zeigen.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
