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Caritaswerkstätten in Nordkirchen: Können die Wunderwerke 2020 stattfinden?
Adventsbasar
In wenigen Wochen würden eigentlich die „Wunderwerke“, der Adventsbasar der Caritaswerkstätten Nordkirchen, stattfinden. Eine Absage gibt es noch nicht, die Planung ist aber kompliziert.
In den Caritaswerkstätten an der Mühlenstraße gibt es zu dieser Zeit im Jahr normalerweise nur ein Thema, auf das so gut wie alle Mitarbeiter hin fiebern: die Wunderwerke, der Adventsbasar, der jedes Jahr rund um den Buß- und Bettag stattfindet. Was in anderen Jahren normal ist, bedeutet im Corona-Jahr 2020 allerdings wenig. Das gilt im Speziellen für Veranstaltungen mit einem großen Besucherandrang, wie es die Wunderwerke traditionell sind.
Um die 10.000 Besucher, aufgeteilt auf vier Veranstaltungstage, hatte der Basar in den Caritaswerkstätten in den vergangenen Jahren. Normalerweise ist das ein Grund zur Freude, weil der Verkauf von handgefertigter Weihnachtsdeko, Textilprodukten, Holzspielzeugen und vielem mehr direkt den Mitarbeitern mit Behinderung in den Werkstätten zugute kommt. „Ein Teil ihres Entgeltes kommt aus den Verkaufserlösen der Wunderwerke“, sagt Christian Germing, Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld e.V., auf Anfrage der Redaktion.
In diesem Jahr steht allerdings hinter dem Verkauf ein großes Fragezeichen. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr habe sich der Caritasverband dazu beraten, ob und wie ein Basar in Nordkirchen möglich sein könnte, sagt Germing. Klar war seitdem: Wenn sie stattfinden, wird es „keine Wunderwerke in der üblichen Form geben“. Neben dem Verkauf in verschiedenen Themenbereichen waren die Wunderwerke auch immer ein kleiner Weihnachtsmarkt auf dem Gelände der Caritaswerkstätten. Es gab Stände, an denen Essen und Getränke verkauft wurden, und auch in den Räumen der Werkstätten gab es viele Angebote für Erwachsene und Kinder. All das ist 2020 nicht möglich.
Arbeitsgruppe hat sich mit einer Alternativplanung beschäftigt
Eine Arbeitsgruppe des Caritasverbands hat sich in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, wie der Basar überhaupt möglich wäre. Das Ergebnis: Der Verkauf kann nicht drinnen, sondern müsste unter freiem Himmel stattfinden, so Germing. Es wäre ein reiner Produktverkauf ohne Adventsmarkt oder andere Begleitprogramme. Als mögliche Fläche käme dafür der Platz vor der Garten- und Landschaftsbau-Abteilung in Betracht.
Dabei müsste sichergestellt werden, dass nicht zu viele Besucher gleichzeitig auf das Gelände kommen. Besuche von Busgruppen wären beispielsweise nicht möglich, sagt der Vorstand des Caritasverbands. Einzelbesucher statt Besuchergruppen. Anders ginge es auch gar nicht, weil Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern in NRW bis zum Ende des Jahres untersagt sind.
Ob es rund um den 18. November überhaupt ein Verkaufsangebot auf dem Gelände der Caritaswerkstätten geben wird, will der Caritasverband in der kommenden Woche entscheiden, kündigt Christian Germing an. Bei der Überlegung spiele auch das aktuelle Infektionsgeschehen im Kreis Coesfeld eine Rolle. Und da ist der Trend derzeit eher besorgniserregend.
Die Caritas will kein Risiko eingehen: Sie habe auch eine große Verantwortung ihren Mitarbeitern gegenüber, die zum Teil zur Risikogruppe gehören, macht Germing deutlich. Bei den Angestellten sei deshalb das Stimmungsbild auch gemischt, was einen möglichen Ausfall der Wunderwerke betrifft: „Es gibt die, die traurig sind“, sagt er. Andere würden sich aber auch wegen möglicher Infektionen Sorgen machen, fügt Germing hinzu.
Werkstätten mussten komplett schließen
Im März und April hätten die Werkstätten - neben Nordkirchen auch in Lüdinghausen und Lünen - komplett schließen müssen. Das wirkt sich auch finanziell aus. Mit einem sechsstelligen Umsatzausfall rechnet der Caritasverband in diesem Jahr. Durch die Zwangspause habe in den Werkstätten außerdem weniger produziert werden können.
Einen Teil ihres Angebots verkaufen die Caritaswerkstätten über ihren Onlineshop www.gutwerke.de. Weil es sich bei vielen Artikeln, unter anderem für die Wunderwerke, aber um Unikate handle, könne der Verkauf nicht 1:1 auf das Onlinegeschäft übertragen werden, erklärt Christian Germing.