Die Mauern des Erdgeschosses stehen schon teilweise, nebenan liegt immerhin schon die Bodenplatte des Gebäudes: Mitten im Neubaugebiet am Lehnhausenweg in Nordkirchen füllt sich jetzt auch eine der letzten Baulücken. Der Caritasverband für den Kreis Coesfeld baut hier im Baugebiet Große Feld III ein Wohnhaus für Menschen mit geistiger Behinderung.
Die Ein- und Mehrfamilienhäuser drum herum sind schon fertig und bezogen, nun soll mittendrin noch einmal „Heimat geschaffen“ werden, wie es Pfarrer Gregor Wolters bei seinem Segen nannte. 24 Menschen sollen am Lehnhausenweg einziehen. Bis dahin dauert es aber noch einige Zeit. Bis Ende des Jahres soll der Rohbau fertig sein, im März 2025 plant die Caritas den Einzug der Menschen.
Nur wenige Meter daneben, derzeit zeigt es nur die fertige Bodenplatte, wird ein Gebäude für eine Tagesstruktur gebaut. 14 Plätze entstehen in dieser Tagesstrukturierenden Maßnahme, in der Menschen mit Behinderung nach beendeter Tätigkeit in einer Caritas-Werkstatt im Alter Unterstützung bei der Tagesgestaltung bekommen. Den großen Saal, der dabei gebaut wird, sollen auch die Bewohner des Wohnhauses für Gemeinschaftsveranstaltungen nutzen können.
Gute Nachbarschaft erhofft
Die ersten Gespräche über den Bau eines solchen Wohnhauses führte die Gemeinde Nordkirchen schon 2017 mit der Caritas. Umso froher sind Vertreter von Gemeinde Nordkirchen und Caritas, dass der Bau nach langer Planung Gestalt annimmt. „Wir glauben, dass hier eine gute Nachbarschaft entstehen kann“, sagte Bauamtsleiter Manuel Lachmann bei der Grundsteinlegung. Inklusion habe in Nordkirchen einen großen Stellenwert, sagte Caritas-Vorstand Christian Germing. Aber das Wohnen sie auch hier ein großes Thema. Den Grundstein, eine Röhre mit einer Tageszeitung, Kleingeld und einer Urkunde versenkte Germing dann in einer Wand, die später einmal zu einer Küche gehören wird.
5,5 Millionen Euro investiert die Caritas in den Neubau, sagt André Bußkamp, Caritas-Ressortleiter für Beratung und Wohnen. 2 Millionen Euro stammen aus der Wohnraumförderung, 1,1 Millionen aus Eigenmitteln der Caritas, der Rest aus Stiftungsmitteln und Darlehen. Die Baukostensteigerungen haben auch der Caritas Schwierigkeiten bereitet, so Bußkamp. Doch anders als bei anderen großen Bauprojekten sei dieses nicht gestoppt worden. „Wir hoffen, die Nachbarn in zwei Jahren zum Sommerfest einladen zu können.“

Jedes Zimmer mit eigenem Bad wird 16 Quadratmeter groß sein, dazu gibt es Gemeinschaftsräume wie Küchen und Wohnzimmer. Der Wunsch nach Gemeinschaft, etwa abends zusammenzusitzen, werde von den Bewohnern immer wieder genannt, sagt André Bußkamp.
Auch wenn 24 neue Wohnplätze mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Menschen mit Behinderung am Lehnhausenweg entstehen - innerhalb des Caritasverbands werden mit dem Neubau keine zusätzlichen Plätze geschaffen. „Wir bauen platzneutral“, macht Bußkamp deutlich. So werde ein ähnliches Wohnhaus in Ascheberg abgerissen, wenn die Nordkirchener Einrichtung fertig beziehbar ist. Später soll auch in Ascheberg ein neues Wohnhaus entstehen.
Ein Platz für Notfälle
136 Menschen leben derzeit im Caritasverband im Wohnen mit umfassenden Leistungen. Alle würden gerade befragt, wer in Nordkirchen einziehen möchte, erklärt Bußkamp. So könnten auch Umzüge aus den Einrichtungen in Lüdinghausen und Olfen nach Nordkirchen zustande kommen. Ein großes Wohn-Karussell, beschreibt es André Bußkamp. Der Bedarf an solchen betreuten Wohnplätzen sei aber „ungebrochen groß“.
Ein 25. Wohnplatz halte die Caritas deshalb künftig für Notfälle frei. Dort können Menschen kurzfristig eine betreute Wohnung finden, deren Eltern etwa ins Krankenhaus kämen. Denn viele lange erwachsene Menschen, die etwa in den Caritas-Werkstätten arbeiten, leben noch bei ihren Eltern, die selbst aber auch alt werden, schildert Bußkamp. Plötzliche Umzüge in andere Regionen Deutschlands, für die Betroffenen oft eine Katastrophe, will die Caritas so verhindern.
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