
© Karim Laouari
Bürgermeister Dietmar Bergmann will mit Erreichtem und Plänen punkten
Kommunalwahl 2020
Seit 2009 ist Dietmar Bergmann Bürgermeister in Nordkirchen. Einmal schon kandidierte er aus dem Amt heraus. So wie dieses Jahr. Und trotzdem ist bei der Bürgermeisterwahl 2020 vieles anders.
Wie spannend kann ein Wahlkampf sein, wenn man der einzige Kandidat ist? Ende Oktober 2019 verkündete Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann (58), dass er zum dritten Mal für das Amt des Bürgermeisters kandidieren wolle. Die Frage, wer als Kontrahent gegen Bergmann antreten würde, ist mittlerweile beantwortet: niemand. Ein Wahlkampf ohne Konkurrenten ist Neuland für den 58-jährigen Diplom-Verwaltungs- und Kommunalwirt. Auf die leichte Schulter nimmt er ihn trotzdem nicht.
„Ich nehme das sehr ernst“, sagt Bergmann im Besprechungszimmer im Nordkirchener Rathaus. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen erleichtern den Wahlkampf nicht. Zum einen, weil es schwieriger geworden sei, die Wähler direkt - also von Angesicht zu Angesicht - anzusprechen. Zum anderen auch, weil die Menschen gerade alles andere im Kopf hätten, als sich mit der Kommunalwahl zu beschäftigen, macht Bergmann deutlich.
Wahlkampf zwischen „Viel erreicht“ und „Viel zu tun“
Trotzdem: Die Menschen in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle sollen wissen, wofür Dietmar Bergmann, der wieder für die SPD antritt, steht. Es gibt eine Zweiteilung im Wahlprogramm des 58-Jährigen. „Viel erreicht“ und „Viel zu tun“. Eines seiner wichtigsten Ziele, das sich Bergmann bereits 2009 gesteckt hatte, als er zum ersten Mal für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, konnte er 2018 erfolgreich abhaken: Mit der Übergabe des Kanalnetzes an den Lippeverband konnte die Schlossgemeinde fast auf einen Schlag ihren Schuldenberg tilgen. Lange hatte Nordkirchen die höchste Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen im Kreis Coesfeld. 2018 waren es laut IT NRW-Daten 1899 Euro pro Einwohner. Die Gesamtschulden lagen bei rund 18 Millionen Euro. „Die Schuldenfreiheit gibt uns mehr Spielräume“, sagt Bergmann. Trotzdem wolle die Gemeinde auch weiterhin nicht „das Geld raushauen“, sondern maßvoll damit umgehen und investieren, wo es nötig und sinnvoll ist.
Als Beispiel nennt der Bürgermeister die Feuerwehrgerätehäuser in den drei Ortsteilen. In Nordkirchen ist der Umbau in vollem Gange, Südkirchen steht als nächstes auf der Liste und auch Capelle soll bald folgen. In Südkirchen, wo der Umbau besonders aufwendig wird, investiert die Gemeinde über eine Million Euro.
Daneben werde die digitale Infrastruktur der Nordkirchener Schulen Schritt für Schritt verbessert. Bei jedem Projekt und jeder Investition prüfe die Gemeinde Fördermöglichkeiten. Beispiele dafür sind das Dorfgemeinschaftshaus in Capelle, die neue Sporthalle in Nordkirchen oder die geplanten Mobilstationen.
Letztere sollen noch in diesem Jahr gebaut werden, macht Bergmann noch einmal deutlich. Das Thema Mobilität spielt für ihn eine große Rolle. Die Verbindungen der drei Ortsteile untereinander sollen besser werden, aber auch die Anbindungen an Nordkirchens Nachbarkommunen. Vier Mobilstationen in der Gemeinde mit verschiedenen Mobilitätsangeboten - vom Leih-E-Scooter bis zum Miet-Auto sollen das passende Angebot für jeden Nutzer bereithalten. Das alles einfach nutzbar per App.
Viele Bürger warten sehnsüchtig auf das neue Schwimmbad
Ein für viele Nordkirchener wichtiges Projekt, das schon mehr als drei Jahre in der Vorbereitung ist und ursprünglich schon hätte fertig sein sollen, ist das geplante Hotel mit Schwimmbad. Ärgert es den Bürgermeister, dass Hotel und das - aus Sicht vieler Nordkirchener viel wichtigere - Schwimmbad noch immer auf sich warten lassen? „Wenn es in dieser Form umgesetzt wird, wie es jetzt geplant ist, dann nein“, macht Bergmann deutlich. Dann nämlich werde in Nordkirchen ein Schwimmbad gebaut, „das wir so niemals hätten realisieren können“, sagt der Bürgermeister. Beim letzten Termin mit dem Hamburger Projektentwickler habe die Verwaltung die aktuellen Pläne besprochen. Mittlerweile ist von sieben 25-Meter-Bahnen die Rede. Eine davon soll einen barrierefreien Zugang bekommen. Dazu sei ein Lehrschwimmbecken für Schulen und Schwimmkurse sowie Rehasport geplant. Ein Wellness- und Fitnessbereich sollen noch obendrauf kommen. Beim Baustart bleibe es voraussichtlich beim Jahr 2021. Bauzeit: zweieinhalb bis drei Jahre.
Auch an anderen Stellen soll Nordkirchen wachsen: Was Gewerbegebiete angeht, sei die Gemeinde „ausverkauft“, so Bergmann. „Wir brauchen neue Gewerbegebiete, um die Nachfrage zu befriedigen“, macht er deutlich. Diese komme von außerhalb, in vielen Fällen aber auch aus der Gemeinde selbst, weil sich Unternehmen vergrößern wollen.
Ebenfalls in Arbeit seien weitere Neubaugebiete. Denn auch die Nachfrage nach Baugrundstücken sei nach wie vor groß. Dabei wolle die Gemeinde auch dem steigenden Bedarf an Wohnungen entgegnen. Wie zuletzt in anderen Neubaugebieten sollen so auch in zukünftigen Gebieten weitere Mehrfamilienhäuser durch Investorenprojekte entstehen, kündigt Bergmann an.
Mit fast 85 Prozent der Stimmen konnte sich Dietmar Bergmann bei der letzten Kommunalwahl 2014 gegen seinen Kontrahenten, den damaligen CDU-Kandidaten und jetzigen Fraktionschef Markus Pieper, durchsetzen. Dieses Mal bekommt Bergmann sogar die Unterstützung der CDU als größte Ratsfraktion. Überzeugen will Bergmann die Wähler mit dem Geleisteten überzeugen. In diesem Punkt sei auch die anstehende Wahl nicht anders, als die zurückliegende vor sechs Jahren. „Es ist viel Arbeit“, sagt der 58-Jährige. Aber eine, die er mit höchster Motivation mache.
Fragen an den Bürgermeisterkandidaten
- Am Donnerstag (30. Juli) treffen wir Nordkirchens einzigen Bürgermeisterkandidaten Dietmar Bergmann zum Videogespräch.
- Wenn Sie Fragen an den amtierenden Bürgermeister haben, schicken Sie sie uns gerne per E-Mail an nordkirchen@lensingmedia.de
Wir werden sie dann im Gespräch stellen.