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Henrichmann zum Streckenausbau Lünen-Münster: „Es geht voran“
Zweites Gleis
Die Finanzierung des Ausbaus der Bahnstrecke Lünen – Münster ist geklärt. Wann der Bau beginnt ist weiter offen. Zwei Gleise sind bisher nur für einen Teil der Strecke geplant.
Schon viele Jahre wird über einen Ausbau der Zugstrecke zwischen Lünen und Münster diskutiert, bei den Planungen scheint es momentan aber eher gemächlich zuzugehen. Auf insgesamt 27 Kilometern soll die Bahnverbindung, die auch über Werne, Capelle und Ascheberg führt, fit für die Zukunft gemacht werden. Doch ein zweigleisiger Ausbau wird in den Planungen bisher nur an einer kurzen Teilstrecke erwähnt.
Dass die Bahnverbindung zwischen Lünen und Münster in den kommenden Jahren Priorität hat, zeigt die Einstufung als „vordringlicher Bedarf“ im Bundesverkehrswegeplan 2030. So werden alle Baumaßnahmen eingestuft, die bis zu jenem Jahr begonnen werden sollen.
Verkürzung der Fahrzeit von drei Minuten
Ein Blick in die bisher vorliegenden Informationen zum Projekt zeigt, dass die Strecke im Abschnitt Werne – Geist künftig mit bis zu 230 km/h befahren werden kann. Dadurch ergibt sich auf der Gesamtstrecke Dortmund – Münster eine Verkürzung der Fahrzeit von drei Minuten. Ein zweigleisiger Ausbau wird jedoch nur für den Abschnitt Capelle – Ascheberg angegeben. Auch hier soll künftig eine Geschwindigkeit von 230 km/h erlaubt sein.
Wann es genau losgehen kann mit dem Streckenausbau, steht allerdings noch nicht fest. Ein Bahnsprecher teilt auf Anfrage mit, dass die Planungen dazu noch nicht begonnen hätten. „Ein erstes trilaterales Abstimmungsgespräch zwischen Bund, Land und DB zum Start der Planungen ist innerhalb der kommenden sechs Monate vorgesehen.“
Der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann (CDU) äußerte sich am Mittwoch (26.1.) detaillierter: „In dieser Woche hat mir NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes auf Nachfrage noch einmal bestätigt, dass die Ministerien in Düsseldorf und Berlin über die konkreten Planungen im Gespräch sind. Es geht also voran, wenngleich wir Münsterländer CDU-Vertreter bis zur endgültigen Fertigstellung nicht locker lassen werden. Das haben wir auf allen Ebenen immer wieder sehr deutlich gemacht.“
Mehr Pünktlichkeit im Nahverkehr
Wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist, bleibt offen. In den Projektunterlagen ist zu lesen, dass die „Dauer der noch ausstehenden Planungen“ sieben Jahre beträgt. Auf welches Ausgangsjahr sich dieser Zeitraum bezieht, ist unklar. Doch selbst, wenn die Vorbereitungen des Baus erst im Jahr 2029 abgeschlossen sein sollten, wäre das Projekt im Zeitplan, denn: Baumaßnahmen des „Bundesverkehrswegeplan 2030“ sollen eben bis zum Jahr 2030 beginnen.
Der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene Teilausbau ist laut Marc Henrichmann notwendig, damit der Deutschland-Takt der Bahn funktioniert. Mit der Folge: „Der Ausbau und die weiteren vorgesehenen Maßnahmen werden, so wie sie aktuell geplant sind, endlich Begegnungsverkehre zwischen Regional- und Fernverkehr ermöglichen. Das wird die Pünktlichkeit im Nahverkehr spürbar verbessern“, ist Henrichmann überzeugt.
Er sieht die jetzigen Planungen insgesamt positiv. „Immerhin handelt es sich um sehr aufwändige Baumaßnahmen. Unter anderem muss der für zeitgemäßen Bahnverkehr zu schmale und zu kurvige Bahndamm stellenweise sogar verlegt und verbreitert werden. Insbesondere die Grundstücksfragen waren ein großes Hemmnis.“
400.000 mehr Reisende pro Jahr
Drei Jahre werden die Arbeiten für den Streckenausbau zwischen Lünen und Münster dauern, schätzen die Planer. „Insgesamt geht es natürlich darum, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Mit einer höheren Taktung wird das Bahnfahren attraktiver“, sagte Marc Henrichmann bereits in der Vergangenheit zu den Plänen. In einer Schätzung für das Jahr 2030 gehen die Planer von jährlich etwa vier Millionen Fahrgästen aus. Durch den Ausbau sollen es bis zu 400.000 Reisende pro Jahr mehr sein, die die Strecke zwischen Lünen und Münster künftig nutzen.
Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass nach dem Ausbau der Strecke zusätzlich etwa 90.000 Autofahrten pro Jahr wegfallen, die dann mit der Bahn zurückgelegt werden.
„Ich verstehe, dass die Bahnpendler möglichst schnell Verbesserungen herbeisehnen. Der Ausbau ist aber nicht nur planerisch und baulich eine Herausforderung, sondern auch die Frage der Wirtschaftlichkeit wurde lange diskutiert. Aus Sicht der Deutschen Bahn gab es wirtschaftlich wichtigere Strecken als Münster – Lünen“, weiß der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann. Die Bundestags- und Landtags-Abgeordneten aus seiner Partei hätten deshalb bei der Bahn sehr viel politischen Druck machen müssen. „Diese Beharrlichkeit hat Erfolg. Wir können endlich ganz klar sagen: Der Ausbau wird kommen.“
Kosten von 300 Millionen Euro
Lange bot die Finanzierung dafür ebenfalls Konfliktpotential. Das Verkehrsministerium geht von Projektkosten in Höhe von etwa 300 Millionen Euro aus. Der Bund gab bereits eine Zusage, zwischen 60 und 75 Prozent der Kosten zu übernehmen. Seit dem vergangenen Jahr steht zudem fest: Das Land NRW trägt ebenfalls einen großen Anteil der Kosten für den Streckenausbau. Konkret geht es um 160 Millionen Euro für Planungsarbeiten zum Projekt.
Etwa 33 Jahre soll die Strecke nach dem Ausbau in einigen Jahren dann genutzt werden können. Aber auch das ist nur eine Schätzung.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
