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Auf dem Weg von A nach B hakt es in Nordkirchen
Nahverkehrsplan
Die Situation erleben nicht wenige am Bahnhof Capelle: Der Zug kommt an, aber der Bus der Linie R53 - für die Weiterfahrt wichtig - ist kurz zuvor abgefahren. Eine Lösung ist schwierig.
Aktuell wird der Nahverkehrsplan des Kreises Coesfeld fortgeschrieben. Die Bewertung des Staus Quo des Verkehrs trifft auf die Weiterentwicklung der vorhandenen Angebote sowie auf Maßnahmen oder Prüfaufträge, um die Situation für die Verkehrsteilnehmer zu verbessern. Für Nordkirchen könnte es zwei Änderungen geben.
Angebot ausgedünnt
Wie Gerrit Tranel, Geschäftsführer des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Münsterland - Fachbereich Bus (ZVM Bus), in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Bauen und Planung und des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus, Umwelt und ländliche Entwicklung erklärte, gebe es in Schwachverkehrszeiten auf der Buslinie Lüdinghausen - Nordkirchen ein Angebotsdefizit. Das sei eine Folge der Maßnahmen aus der Fortschreibung des jetzt noch gültigen Nahverkehrsplans aus dem Jahr 2005. „Da ist das Angebot ausgedünnt worden als Folge des veränderten Mobilitätsverhaltens.“ Es habe keine Nachfrage mehr bestanden.

Gerrit Tranel, Geschäftsführer des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr - Fachbereich Bus. © Arndt Brede
Auch die Anbindung des Bahnhofs Capelle bedürfe einer Verbesserung.
Leo Geiser (CDU) skizzierte gerade für den Bahnhof Capelle das Problem: „Die Ankunftszeiten der Eurobahn sind vor drei Monaten geändert worden.“ Aber die Regionalverkehr Münsterland sei bei ihrem Fahrplan für den Bus der Linie R 53 geblieben.
Kurzfristige Änderungen nicht möglich
Die Schwachstelle sei bekannt, erklärte Tranel. Jedoch seien kurzfristig keine Änderungen bei diesen Schwachstellen möglich. Auf die vom Capeller Bürger Meinhard Tegeler zuvor skizzierte Situation des ankommenden Zuges am Bahnhof Capelle und des kurz zuvor abfahrenden Busses bezogen, sagte Tranel: Wenn man Abfahrtszeiten des Busses R 53 am Bahnhof Capelle verändere, etwa, den Bus etwas später abfahren lasse, habe das Auswirkungen auf das gesamte Verkehrsnetz. So sei Lüdinghausen Knotenpunkt für einige Regionallinien. Die seien dann auch von der Veränderung der Abfahrtzeiten am Bahnhof Capelle betroffen. Ein zweites Fahrzeug auf der Strecke Lüdinghausen - Nordkirchen einzusetzen, sei nicht einfach. Die Strecke werde von einem Unternehmen eigenwirtschaftlich betrieben. Und ob das Unternehmen diese Investition auf sich nehme, sei zweifelhaft. Im Fokus des Nahverkehrsplans steht auch die Anbindung ins nördliche Ruhrgebiet über Selm.
Verbesserte Anbindung nach Selm gefordert
Während der Ausschusssitzung machte Werner Albin (Bündnis 90/Die Grünen) deutlich, dass Nordkirchen, was den öffentlichen Personennahverkehr betrifft, in einer besonderen Situation sei. Als Gemeinde im Süden des Kreises Coesfeld liege Nordkirchen auch an der Schnittstelle zur Zugverbindung ab Selm nach Lünen und Dortmund. Das Problem: „Die Anbindung von Nordkirchen Richtung Lünen ist nicht optimal.“ Zudem gebe es eine komplizierte Tarifstruktur wegen der verschiedenen Tarifbezirke, die zu durchlaufen seien. Folge: Gerade im ländlichen Bereich wie Nordkirchen seien unter diesen Umständen viele Menschen mit dem Auto unterwegs.
Uta Spräner (Grüne) warb für eine verbesserte Anbindung nach Selm: „Weil dort eine Infrastruktur vorhanden ist, die wir hier nicht haben: Einkaufsmöglichkeiten, Sport, Ärzte.“ Zudem fahre der Zug ab Selm „deutlich sicherer als von Capelle aus“. Die Verbindung nach Selm sei stark.

Auf der Buslinie R 53 könnte das Fahrplanangebot abends und am Wochenende ausgeweitet werden. © Arndt Brede
Die Buslinie R 53 und die Taxibus-Linie T 52: zwei der Schwachstellen in der Versorgung der Fahrgäste, die während der Ausschusssitzung thematisiert wurden. Diese Veränderungen für Nordkirchen sind aus Sicht des ZVM denkbar:
- Auf der Buslinie R 53 (Lüdinghausen - Nordkirchen) könnte das Fahrplanangebot abends und am Wochenende ausgeweitet werden.
- Ein Prüfauftrag könnte Vor- und Nachteile einer (Teil-)Umstellung der Taxibus-Linie T 52 (Selm - Nordkirchen - Südkirchen - Werne) auf Festbedienung herausarbeiten und klären helfen, ob und wie das Fahrplanangebot auf den tatsächlichen Bedarf angepasst werden kann.
Wie geht es denn nun weiter? Der Kreistag Coesfeld hatte im September 2018 beschlossen, das Beteiligungsverfahren einzuleiten. Die Städte und Gemeinden des Kreises Coesfeld hatten bis Mitte Januar Gelegenheit, ihre Stellungnahmen abzugeben. Laut Verwaltung der Gemeinde Nordkirchen konnte dieser Termin in Nordkirchen „wegen anderer zeitgleich zu erledigender Aufgaben“ nicht eingehalten werden. Diese Stellungnahme - auch auf den Erkenntnissen der aktuellen Ausschusssitzung fußend - wird die Gemeindeverwaltung nun den Fraktionen zur Kenntnis geben. Sie fließt auch in die Entscheidungsfindung des Kreistages Coesfeld zum Beschluss zur Fortschreibung des Nahverkehrsplanes ein.