AfD holt bei Schülerwahl in Nordkirchen 19,5 Prozent „Ergebnis macht uns nicht glücklich“

AfD holt bei Schülerwahl 19,5 Prozent: „Ergebnis macht uns nicht glücklich“
Lesezeit

Die AfD hat bei der Europawahl in Nordkirchen insgesamt 11,46 Prozent der Stimmen bekommen. Bei einer Wahl, an der Schülerinnen und Schüler der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule (JCS) Nordkirchen bekam die AfD noch mehr Zustimmung. „Erschreckend, dass (...) dort rund 19,5 Prozent die AfD gewählt haben“, schreibt ein Leser dieser Redaktion. Und: „Es muss einfach mehr Aufklärungsarbeit an Schulen geleistet werden. Die JCS benennt sich selbst in ihrem Leitbild als ,gemeinsam, kreativ, zukunftsorientiert‘.“

Wir haben Ulrich Vomhof, den Leiter der Gesamtschule, um eine Stellungnahme gebeten. In seiner Antwort erklärt er zunächst Folgendes: „Ich weise gleich zu Beginn darauf hin, dass ich als Landesbeamter der Neutralitätspflicht unterliege, welche jede Art von (partei-)politischer Äußerung in der Öffentlichkeit verbietet. Das macht eine Kommentierung des Wahlergebnisses schwierig bis unmöglich.“ Unsere Fragen beantwortet Vomhof dennoch.

Bestätigen Sie die Wahl an sich und das Ergebnis?

Ja, die Wahl hat stattgefunden. Wahlberechtigt waren alle 626 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis Q1. An der Wahl teilgenommen haben 217 Schülerinnen und Schüler, was einer Wahlbeteiligung von 35 Prozent entspricht. Auffallend war, dass Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen überproportional häufig gewählt haben. Im Ergebnis landete die AfD mit 19,5 Prozent deutlich hinter der CDU und knapp vor SPD, „Die Partei“ und „Bündnis 90/Die Grünen“ auf dem zweiten Platz. „Sonstige Parteien“ kamen auf 21,4 Prozent. Damit entspricht das Wahlergebnis der AfD ziemlich exakt dem Gesamtergebnis aller bundesweit teilnehmenden Schulen.

Kommentieren Sie das Ergebnis?

Die Neutralitätspflicht verbietet eine Kommentierung dieses Ergebnisses. Dass es uns nicht glücklich macht, werden Sie erahnen.

Im Wahlbezirk Gesamtschule hat die AfD bei der Europawahl 13,62 Prozent der Stimmen bekommen. Bei einer Schülerwahl 19,5 Prozent.
Im Wahlbezirk Gesamtschule hat die AfD bei der Europawahl 13,62 Prozent der Stimmen bekommen. Bei einer Schülerwahl waren es 19,5 Prozent. © Arndt Brede (Archiv)

Wie ist die Schule damit umgegangen?

Das Ergebnis der Schülerwahl ist zusammen mit dem Ergebnis der realen Europawahl im Unterricht thematisiert worden. Auch die Schülervertretung hat sich intensiv mit den Ergebnissen auseinandergesetzt und hat diese analysiert.

Besteht Handlungsbedarf, etwa in der Frage, wie die politische Situation in Deutschland im Unterricht oder außerhalb des Unterrichts behandelt werden kann?

In der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Situation ist es eine wichtige Aufgabe von Schulen, die Demokratie und die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu stärken, zu verteidigen und zum Engagement zur Bewahrung der Demokratie zu motivieren. Diesen Auftrag nehmen wir sehr ernst und versuchen ihn, wo immer möglich, wahrzunehmen.

Der Leser hatte dieser Redaktion noch geschrieben: „Ich finde, dies ist durchaus ein Thema, was (...) aufgegriffen werden sollte. Vor allem, weil es auch dort auf Partys Gang und Gebe war, ähnlich wie beim Vorfall in Sylt zu dem bekannten Lied ´Ausländer raus´ zu singen.“ Bestätigen Sie, dass es Partys gegeben hat, bei denen zu einem Lied „Ausländer raus“ gesungen worden ist?

Die einzigen von unserer Schule organisierten Partys sind die Karnevalsparty und die Halloweenparty für die Klassen 5 bis 7. Auf diesen Feiern ist es definitiv zu keinerlei Zwischenfällen in der von Ihnen skizzierten Art gekommen. Darüber hinaus richtet die Johann-Conrad-Schlaun-Schule keine Partys aus.

Zum Thema

Juniorwahl in Deutschland

Bei der Juniorwahl waren dieses Jahr 1.449.789 Schülerinnen und Schüler wahlberechtigt. 1.091.820 von ihnen haben auch einen Stimmzettel abgegeben (Wahlbeteiligung: 75,3 Prozent). Auf der Website www.juniorwahl.de wurden im Anschluss an die Wahlen in den Schulen die Ergebnisse veröffentlicht. 20,9 Prozent haben demnach für die Christdemokraten, 14,7 für die Sozialdemokraten und 14,5 Prozent für die Alternative für Deutschland gestimmt. Dahinter folgen die Grünen mit 8,6 Prozent, die FDP mit 6,5 und die Linke mit 5,6 Prozent. In den östlichen Bundesländern landete, wie auch bei der echten Wahl am 9. Juni, die AfD an vielen Schulen auf Rang 1 (Ausnahme Berlin).