Drei Tote bei Messerattacke in Nizza – weiterer Einsatz in Avignon

Terrorismus

Vor zwei Wochen ist ein Lehrer in Frankreich enthauptet worden. Nun hat es bei einem Messerangriffen in Nizza drei Tote und Verletzte gegeben. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernimmt die Ermittlungen.

Nizza

29.10.2020, 11:38 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bei einer Messerattacke in Nizza sind zwei Menschen gestorben.

Bei einer Messerattacke in Nizza sind zwei Menschen gestorben. © picture alliance/dpa

Nizza/Avignon. Im Fall einer tödlichen Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hat die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Dabei gehe es unter anderem um den Vorwurf des Mords in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, bestätigte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Mittlerweile wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Es sei die Stufe „Urgence Attentat“ des Anti-Terror-Alarmplans „Vigipirate“ ausgerufen worden, sagte Premierminister Jean Castex am Donnerstag in der Nationalversammlung in Paris.

Bei der Messerattacke gab es drei Tote. Der Bürgermeister hatte zunächst von zwei Toten gesprochen, schließlich erlag ein weiteres Opfer seinen Verletzungen, wie die Polizei laut Nachrichtenagentur AP mitteilte. Sechs weitere Menschen wurden verletzt, bestätigten zudem Polizeikreise der dpa.

Der Vorfall habe sich in der Kirche Notre-Dame ereignet, bestätigten Polizeikreise der dpa am Donnerstag. Staatschef Emmanuel Macron wolle nach Nizza kommen.

Laut Christian Estrosi wurde der mutmaßliche Angreifer festgenommen. Er habe „Allahu akbar“ („Gott ist groß“) gerufen. Die Geste des Mannes habe „keinen Zweifel“ gelassen. Er wurde bei seiner Festnahme verletzt und in ein Krankenhaus gebracht, wie eine Polizeisprecherin sagte. Nach ersten Kenntnissen habe er allein gehandelt.

Die Polizei riet, den Bereich zu meiden. Innenminister Gérald Darmanin bestätigte einen Polizeieinsatz in der Innenstadt. Im Ministerium gebe es eine Krisensitzung.

Auf Bildern französischer Medien war zu sehen, wie die Polizei die Umgebung des Tatorts abriegelte. Rettungswagen waren im Einsatz. Explosionen waren zu hören: Spezialkräfte der Polizei sprengten verdächtige Gegenstände.

Keine Hinweise auf Terror in Avignon

Derweil hat die Polizei im südfranzösischen Avignon einen mutmaßlichen Angreifer getötet, der Passanten mit einer Waffe bedroht haben soll. Derzeit gebe es keine Hinweise auf einen Terrorhintergrund, berichteten Polizeikreise am Donnerstag. Der Zwischenfall ereignete sich kurz nach der mutmaßlich terroristisch motivierten Attacke in einer Kirche in Nizza. Ob eine Verbindung besteht, ist unklar.

 Frankreich, Nizza: Forensiker und Polizeibeamte arbeiten am Tatort eines Messerangriffs vor der Kirche Notre-Dame in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza. Bei der Messerattacke hat es mindestens drei Tote und mehrere Verletzte gegeben.

Frankreich, Nizza: Forensiker und Polizeibeamte arbeiten am Tatort eines Messerangriffs vor der Kirche Notre-Dame in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza. Bei der Messerattacke hat es mindestens drei Tote und mehrere Verletzte gegeben. © picture alliance/dpa

Ein weiterer mit einem Messer bewaffneter Mann ist im Zentrum von Lyon festgenommen worden. Zeugen hatten zuvor die Polizei benachrichtigt, wie Polizeikreise am Donnerstag mitteilten.

Der Mann sei den Sicherheitsdiensten bekannt, hieß es weiter. Niemand wurde verletzt. Es gab zunächst keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit der tödlichen Attacke in Nizza.

Die Zeitung „Le Parisien“ berichtete außerdem von einer Festnahme in Sartrouville in der Nähe von Paris. Der Mann soll seinem Vater anvertraut haben, nach der Attacke in Nizza einen Anschlag verüben zu wollen, und habe ein Messer dabei gehabt, so die Zeitung weiter. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.

Attacke in Nizza weckt schmerzhafte Erinnerungen

Die Attacke in Nizza weckt schmerzhafte Erinnerungen – nur etwa 500 Meter vom jetzigen Tatort entfernt hatte am 14. Juli 2016 ein Terrorist während der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag einen Lastwagen in die Menschenmenge auf der Promenade der Stadt gelenkt – 86 Menschen wurden getötet.

Für Frankreich ist es bereits die dritte Attacke mit einem mutmaßlich terroristischen Hintergrund in nur zwei Monaten. Ende September waren bei einem als Terrorakt eingestuften Messerangriff in der Nähe der früheren Büros der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris zwei Menschen verletzt worden.

Mitte Oktober enthauptete ein 18-Jähriger tschetschenischer Herkunft einen Lehrer, der bei „Charlie Hebdo“ veröffentlichte Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt hatte, als er das Thema Meinungsfreiheit besprach. Ressortchef Darmanin hatte mehrfach von einer hohen Terrorgefahr im Land gewarnt.

RND/dpa/AP