Zwei Tibeter wegen Unruhen hingerichtet
Erstmals sind zwei Tibeter im Zusammenhang mit den schweren Unruhen im März 2008 in Lhasa hingerichtet worden. Ihnen wurde Brandstiftung zur Last gelegt. Sechs Menschen sind dabei nach amtlichen chinesischen Angaben ums Leben gekommen.

Tibetische Mönche bei einer Protestkundgebung im März 2008. (Symbolbild, Foto: FREETIBET.ORG)
Nach Angaben der International Campaign for Tibet (ICT) in Washington hat die chinesische Botschaft in London dem britischen Außenministerium die beiden Hinrichtungen bestätigt. Ein Ministeriumssprecher in London verurteilte die Exekutionen und äußerte die Besorgnis, dass es für die Angeklagten kein ordentliches Verfahren gegeben habe.
In Peking sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ma Zhaoxu, am Mittwoch auf Fragen lediglich, die Todesurteile seien durch das Oberste Gericht bestätigt worden. Details nannte er nicht. Nach chinesischen Presseberichten wurde der eine Verurteilte, Lobsang Gyaltsen, im April für schuldig befunden, zwei Kleidergeschäfte in Brand gesetzt zu haben. Ein chinesischer Ladenbesitzer sei ums Leben gekommen. Der andere Todeskandidat, Loyak, soll Feuer in einem Motorradladen gelegt haben. Fünf Menschen seien ums Leben gekommen.
Nach Angaben des exiltibetischen Zentrums für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) im indischen Dharamsala wurde die Leiche von Lobsang Gyaltsen seiner Familie übergeben. Die Hinrichtung sei durch Erschießen erfolgt. Im Falle von Loyak sei der Familie seine Asche übergeben worden. Es seien die ersten offiziell bestätigten Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Unruhen, berichtete die International Campaign for Tibet. Zwei weitere Hinrichtungen, die vergangene Woche ebenfalls von exiltibetischen Organisationen berichtet worden waren, konnten hingegen nicht bestätigt werden.
Die Proteste der Tibeter gegen die chinesische Fremdherrschaft im Frühjahr 2008 waren die schwersten seit Ende der 80er Jahre. Von Lhasa, wo die Unruhen in gewalttätige Übergriffe auf Han-Chinesen eskalierten, breiteten sich die Proteste auch in andere tibetische Gebiete aus. Das Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte gegen die Tibeter löste international Proteste aus, die den Fackellauf im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking überschatteten.
Hintergrund der Unruhen im größten Hochland der Erde sind die anhaltenden Spannungen zwischen Tibetern und Chinesen. Ähnlich wie die Uiguren im benachbarten Xinjiang, wo es in diesem Sommer zu blutigen Ausschreitungen mit mehr als 200 Toten kam, fühlen sich die Tibeter politisch, kulturell und wirtschaftlich diskriminiert. Nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking und dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee 1950 in Tibet hatten sich die Volksrepublik das Hochland als autonome Region einverleibt.