Zwei Kinder (7 und 11) in Hanau vermutlich getötet – Polizei fahndet nach Verdächtigem

Tötungsdelikt

Einen furchtbaren Fund haben Passanten und die Polizei in Hanau gemacht. Ein Mädchen (7) und ein Junge (11) wurden offenbar getötet. Die Polizei fahndet nach einem Verdächtigen.

Hanau

von Christine Schulze, Isabell Scheuplein

, 12.05.2022, 05:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

In der Hanauer Innenstadt sind am Mittwoch zwei Kinder vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen und gestorben. Nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hanau gehen die Ermittler von einem Tötungsdelikt aus.

Es gebe Anhaltspunkte für einen familiären Hintergrund der Tat, nähere Angaben dazu machte die Sprecherin nicht. Die Ermittler fahndeten zunächst erfolglos nach einem Verdächtigen. Nähere Angaben zu dem Mann und zur Frage, in welchem Verhältnis er zu den toten Kindern - einem Mädchen und einem Jungen - stehen könnte, wurden zunächst nicht bekannt.

Obduktionen noch am Mittwoch

Passanten hatten am Mittwochmorgen um 7.25 Uhr die Polizei alarmiert, nachdem sie vor dem Hochhaus auf dem Boden den schwer verletzten Jungen entdeckt hatten. Beim Eintreffen der Beamten sei der Junge bereits nicht mehr ansprechbar gewesen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Auf dem Balkon einer Wohnung im neunten Stock fanden die Beamten dann das leblose Mädchen. Der Notarzt habe nur noch den Tod des Kindes feststellen können.

Der Junge wurde ins Hanauer Stadtkrankenhaus gebracht, wo er kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag. Die beiden Kinder waren noch im Tagesverlauf obduziert werden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Ergebnisse sollen an diesem Donnerstag (12. Mai) veröffentlicht werden, hieß es.

Eine abgeschnittene Rose liegt neben dem Hochhaus in Hanau, nachdem die Spurensicherung der Polizei zum Zweck der besseren Suche die Blumen und Sträucher davor abgeschnitten hatte.

Eine abgeschnittene Rose liegt neben dem Hochhaus in Hanau, nachdem die Spurensicherung der Polizei zum Zweck der besseren Suche die Blumen und Sträucher davor abgeschnitten hatte. © picture alliance/dpa

Tatort mit Drohne fotografiert

Nach ersten Hinweisen dürfte es sich um das siebenjährige Mädchen und den elfjährigen Jungen handeln, die in der Wohnung lebten, sagte die Sprecherin. Die Identität der Kinder stand aber noch nicht fest. „Die Ermittler von Staatsanwaltschaft und von Kriminalpolizei gehen von einem Tötungsdelikt aus und konzentrieren sich nun darauf, was sich am Morgen in dem Haus abgespielt hat“, hieß es in der Mitteilung. Nachbarn würden umfassend befragt und Spuren gesichert, so die Sprecherin.

Polizisten sperrten die Straßen rund um das Haus mit rot-weißem Flatterband und Streifenwagen ab. Die Polizei ließ eine Drohne zum neunten Stock aufsteigen, um den Tatort aus möglichst vielen Perspektiven zu fotografieren. Vor dem Haus wurden Büsche auf der Suche nach Spuren entfernt. „Bei einer solchen Tat fahren wir das volle Programm“, sagte ein Polizeisprecher.


Hanaus Oberbürgermeister erschüttert

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) zeigte sich erschüttert. „Es ist ein Schock, der wieder durch die Stadt geht“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Hanau war bereits in die Schlagzeilen geraten, als ein 43-jähriger Deutscher bei einem Terrorakt am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordete.

„Wir müssen die weiteren Ermittlungen der Polizei jetzt abwarten. Leider spricht viel für ein Familiendrama“, sagte Kaminsky über den Fall der beiden toten Kinder. Er kenne die Familie nicht persönlich, wisse aber, dass sie schon seit einigen Monaten sozialpädagogische Unterstützung bekommen habe.

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Das in die Jahre gekommene Wohnhaus in der Innenstadt hat insgesamt elf Stockwerke, es beherbergt auch eine Arztpraxis sowie ein Geschäft und ein Café. Ganz in der Nähe liegt der Marktplatz der Stadt mit rund 100.000 Einwohnern im Rhein-Main-Gebiet, wo mittwochs und samstags der Wochenmarkt stattfindet.

Anwohner standen am Vormittag auf dem Bürgersteig und blickten hoch zum Balkon im neunten Stock, auf dem ein Ermittler in weißem Schutzanzug zu sehen war. „Man ist geschockt, vor allem wenn man selber Mutter ist“, sagte eine 32-Jährige, die mit ihren zwei Kleinkindern unterwegs war. In der Nähe sei vor gut zwei Jahren der rassistische Anschlag gewesen, sagte die Frau.

dpa

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