Zukunft der Förderschule für den Nordkreis Faustdicke Überraschung statt Entscheidung

Bodelschwingh-Schule: Faustdicke Überraschung statt Entscheidung
Lesezeit

Es geht um die Zukunft der Fr.-von-Bodelschwingh-Schule in Heil, die Förderschule des Kreises Unna für die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Deren Schülerschaft stammt aus den Städten Bergkamen, Bönen, Kamen, Lünen, Selm und Werne – und ihre Zahl wurde zuletzt immer größer.

Gebaut wurde die Schule einst für 160 Mädchen und Jungen, die aktuelle Schülerzahl liegt allerdings bei 330, berichtete Schulleiterin Ursula Landskron im Schulausschuss des Kreistags. Doch nicht nur die Kapazitätsgrenzen sind mehr als erschöpft, das Gebäude ist auch dringend sanierungsbedürftig. In Teilen hilft nur ein Abriss und Neubau. Ein neuer Vorschlag von Kunibert Kampmann, Sachkundiger Bürger für GFL + WfU im Schulausschuss, ließ da nicht nur aufhorchen: Er könnte auch bisherige Überlegungen ins Wanken bringen.

Die Historie der Debatten um die Förderschulen für geistige Entwicklung im Kreis Unna ist lang. Um den Standort Heil zu entlasten, soll in Lünen eine neue Schule gebaut werden. Bislang hatte es geheißen, dass sobald diese bezogen werden könne, die Bodelschwingh-Schule in Heil saniert werde.

Doch zwischenzeitlich gab es Überlegungen, den Fakt-Campus in Bergkamen als Übergangsstandort oder Alternative zu nutzen. Die sind vom Tisch. Und wenn die Kapazitäten es erlauben, soll aufgrund der Dringlichkeit der Neubau in Lünen parallel zur Sanierung in Bergkamen erfolgen.

Wie das aber im laufenden Betrieb funktionieren soll, ist nicht nur Ursula Landskron ein Rätsel: „Wir haben keinen Platz für weitere Container“, sagte die Schulleiterin. Und von der Belastung einer so großen Baustelle müsse sie gar nicht erst reden.

Luftbild des Geländes der neuen Förderschule für Lünen.
Ein Luftbild zeigt das Gelände, auf dem in Lünen einen neue Förderschule gebaut werden soll. Nun gibt es die Überlegung, die Pläne für diese Schule auch an einem weiteren Standort zu verwirklichen, um das marode Gebäude der Bodelschwingh-Schule in Heil ersetzen zu können. © Kreis Unna

Konsens besteht daher darin, dass in Lünen so schnell es geht eine neue Schule gebaut wird, auch wenn sich nicht nur Claudia Lange (FDP) wünscht, dass das Grundstück an der Straße „Auf der Leibzucht“ für die Anschrift der neuen Förderschule eine neue Adresse bekommt.

Die Entscheidung über die Sanierung der Bodelschwingh-Schule in Heil hängt jedoch von vielen Faktoren ab: Die CDU meldete aufgrund der absehbar hohen Kosten noch Beratungsbedarf an, die SPD will baldmöglichst beide Standorte sanieren, aber: „Was bedeutet eine Sanierung im Bestand für die Schülerinnen und Schüler und alle, die rund um die Schule zu tun haben und wohnen? Das würden wir gerne vor den Beschlüssen wissen“, sagte Sigrid Reihs (SPD).

Und dann kam Kunibert Kampmann für die Wählergemeinschaften Gemeinsam Für Lünen (GFL) und Wir für Unna (WfU), die im Kreistag eine gemeinsame Fraktion bilden: Er schlug vor, die Entscheidung über die Sanierung der Bodelschwingh-Schule zu verschieben und zunächst die noch ausstehende Machbarkeitsstudie abzuwarten.

„Die Erfahrung zeigt, dass Kosten dabei nach oben schnellen“, sagte Kampmann. „Wenn die Differenz zwischen einem Neubau und einer Sanierung dabei immer weiter schmilzt, wäre es dann nicht vielleicht sogar die schnellere Lösung, an einem dritten Standort eine weitere neue Schule zu bauen?“ Immerhin könne man die Planungskosten sparen, da die für Lünen so oder so anfallen, und dieselbe Schule einfach zweimal bauen. „Wir reden hier ohnehin über knapp 90 Millionen Euro“, sagte Kampmann, selbst früher Leiter der Käthe-Kollwitz-Schule in Kamen.

Flatterband sperrt an der Bodelschwingh-Schule in Bergkamen-Heil den Bereich ab, der für die Aufstellung von Containern hergerichtet wurde.
An der Bodelschwingh-Schule musste schon jetzt Platz für Container geschaffen werden, um die große Schülerzahl unterbringen zu können. Platzkapazitäten für einen Umbau im laufenden Betrieb und weitere Container gibt es daher so gut wie nicht. © Stefan Milk

Während die Politik diesen überraschenden Vorschlag erst einmal sacken lassen musste, wurde Ursula Landskron spontan zum Fan der Idee. Sie hatte zuvor ausgeholt, dass der Standort am Fakt-Campus eigentlich ideal gewesen wäre, mit ÖPNV-Anbindung und Geschäften in fußläufiger Nähe. Dinge, die es in Heil nicht gebe.

„Wäre ein komplett neuer Standort für die Bodelschwingh-Schule ein Argument?“, wurde sie von der Ausschussvorsitzenden Simone Symma gefragt, und Landskrons „Ja“ ließ keine Zweifel aufkommen. „Der jetzige Standort ist nicht schrecklich“, betonte Landskron. „Aber wenn man wirklich neu denkt, dann sage ich Ja.“

Allerdings sollte der Ausschuss im Auge behalten, dass es an der Schule wirklich brenne, die Möglichkeiten ausgereizt seien. Noch vier bis sieben Jahre zu planen und zu bauen, ginge nicht. Dann werde es zu eng. „Der Standort Lünen ist seit Jahren ein Thema, und es ist bislang nichts passiert. Das macht mir wirklich Angst“, so Landskron.

Zukunft der Bodelschwingh-Schule in Heil: Kreispolitik stellt am Montag die Weichen

Bodelschwinghschule in Bergkamen: Die Schule ist zu klein und sanierungsbedürftig

Trümmerfläche Turmarkaden : Breite politische Mehrheit für ein Kaufangebot der Stadt