
Mehr als neun Jahre lang war Amurtiger Manu in der Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt beheimatet, seit Ende August 2022 lebt er im Tiergarten Nürnberg. © Michael A. Döring
Zoom Gelsenkirchen: Gibt es bald kleine Tiger zu bestaunen?
Erhaltung von Tierarten
Nach dem Weggang von Amurtiger Manu wartet man in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen nun auf eine Tigerdame aus Portugal - verbunden mit der Hoffnung auf Nachwuchs.
Tigermännchen Nikolai hat den Tiergarten Nürnberg Richtung Schweden verlassen, sein Nachfolger ist Manu aus der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen. Er soll nun nach seinem Umzug Ende August 2022 in Süddeutschland mit der Tigerdame Katinka Nachkommen zeugen. Und im Gelsenkirchener Zoo wird in den nächsten Wochen, Stand Mitte September, eine junge Amurtigerin aus Portugal erwartet - um mit dem dort lebenden Tiger Thrax für Nachwuchs zu sorgen. Zweifellos wären - meist zwei oder drei - neugeborene Tiger eine weitere Attraktion in der Zoom.
Bedrohte Tierarten sollen vor dem Aussterben bewahrt werden
Die verschiedenen Tauschaktionen sind keineswegs zufällig, ihnen liegt ein genauer Plan zugrunde. „Es gibt für mehrere hundert Tierarten jeweils ein Zuchtprogramm. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm EEP hat hier pro Tierart einen Koordinator, der die Tiere und ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse genau kennt - und dementsprechend Empfehlungen ausspricht, wer verpaart wird. Bei den Tigern liegt die Zucht-Koordination in den Händen des Tierparks Berlin“, erläutert Heiko Janatzek, Kurator in der Zoom Erlebniswelt. Bei den meisten Zuchtprogrammen geht es um in der Natur bedrohte Tierarten, die vor dem Aussterben bewahrt werden sollen. „Der Sinn ist es, eine Reservepopulation in Zoos zu schaffen“, sagt Heiko Janatzek.
600 Sibirische Tiger leben noch in freier Wildbahn
So auch beim Sibirischen oder auch Amurtiger: Von der größten Raubkatze der Welt leben in freier Wildbahn nur noch etwa 600 Exemplare - der Tiger gilt als stark gefährdet. „Wir haben jetzt eine Zuchtfreigabe vom EEP bekommen. Bislang haben in Gelsenkirchen die beiden Tigerbrüder Manu und Thrax gelebt, also nur männliche Tiere. Jetzt ist Thrax allein - doch das wird sich bald durch das Tigerweibchen aus Portugal ändern“, erläutert Heiko Janatzek. Natürlich wisse man nicht, ob sich die beiden Tiere gut verstehen werden. „Wenn sie sich nicht mögen, wird es schwierig mit dem Nachwuchs. Aber wir gehen davon aus, dass sich die beiden gut verstehen und dass es funktioniert“, zeigt sich der Kurator optimistisch.

Heiko Janatzek ist Kurator in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen. © Zoom Gelsenkirchen
Allerdings warnt Heiko Janatzek vor zu zeitnahen Erwartungen. „Eine Trächtigkeit dauert bei Tigern zwar nur etwa drei bis vier Monate, aber die junge Tigerdame soll sich nach ihrer Ankunft zunächst erstmal in Ruhe an die Umgebung, die Anlage und die Pfleger gewöhnen. Außerdem sind junge Tiger nach ihrer Geburt zunächst einmal blind und in einem Versteck - insofern dauert es etwas, bis die Besucher sie zu Gesicht bekommen“, ergänzt der 32-Jährige.
„Der Tieraustausch läuft hier fair ab“
Heiko Janatzek kennt das Europäische Erhaltungszuchtprogramm aus eigener Erfahrung: In der Zoom Erlebniswelt gibt es 38 Tierarten, die in Zuchtprogrammen gemanagt werden, bei zwei Arten - der Antilopenart großer Kudu und der stark bedrohten Weißkopfruderente - ist der Gelsenkirchener Zoo selbst als Koordinator verantwortlich. Janatzek spricht beim EEP von einem guten System. „Der Tieraustausch läuft hier fair und grundsätzlich unentgeldlich ab, es ist ein Geben und Nehmen. Braucht ein Zoo - zum Beispiel wegen eines Todesfalls - ein neues Tier, wird gesucht, Kontakt aufgenommen, angefragt und abgegeben. Das ist im Sinne der Art, es gibt das gemeinsame Ziel: Einen optimalen Genpool aufrechtzuerhalten und stabile Populationen gesunder Tiere zu sichern.“
Insofern hat der Biologe auch kein Problem damit, dass man Ende August Amurtiger Manu in den Tiergarten Nürnberg gebracht hat. „Das ist auch für unsere Besucher kein Nachteil. Zum einen haben wir noch mit Thrax einen Tiger, das Gehege steht nicht leer. Zum anderen bekommen wir in den nächsten Wochen wieder einen zweiten Tiger dazu.“ Und nicht zuletzt gibt es damit verbunden ja die Hoffnung, dass die Besucher bald weitere kleine Tiger bestaunen können.
Geboren 1962 in Dortmund, aufgewachsen in Recklinghausen, wo er auch heute mit seiner Familie lebt. Zwischenzeitlich verschlug es ihn zum Studium und zur Promotion nach Köln und Bochum. Dabei standen Germanistik und Philosophie im Mittelpunkt. Als Freund des Schreibens und mit viel Neugierde auf Menschen und ihre Geschichten fühlt er sich im Journalismus am richtigen Platz.