Wo wie viel Kita-Personal in Deutschland fehlt

Studie zur Kinderbetreuung

Die Personalschlüssel in Kitas und Kindergärten haben sich verbessert, die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern bleiben jedoch erheblich, das macht eine Studie der Bertelsmann-Stiftung deutlich. Unsere Grafiken zeigen, wo in Deutschland die Betreuungsquote besonders gut ist - und wo Personal fehlt.

NRW

von Wiebke Karla und Rasmus Buchsteiner

, 30.06.2016, 05:24 Uhr / Lesedauer: 2 min
Für die Kinderbetreuung können Eltern bis zu 4000 Euro als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend machen. Foto: Caroline Seidel

Für die Kinderbetreuung können Eltern bis zu 4000 Euro als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend machen. Foto: Caroline Seidel

Wie viele Kleinkinder gehen in Kitas oder werden von einer Tagesmutter betreut?

Am 1. März 2015 wurden bundesweit 693.300 Kinder unter drei Jahren entweder in Kindertageseinrichtungen betreut oder – mit öffentlicher Förderung – von einer Tagesmutter. Das waren 32.600 Kinder mehr als im Vorjahr. Damit werden bundesweit 32,9 Prozent der unter Dreijährigen in Kitas oder durch Tagesmütter betreut. Die Betreuungsquote lag in den westdeutschen Bundesländern im Schnitt bei 28,2 Prozent. In den ostdeutschen Ländern einschließlich Berlin waren es 51,9 Prozent. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie der Bertelmann-Stiftung hervor.

Wo gibt es vorbildliche Betreuungsschlüssel?

Die Unterschiede zwischen den Ländern sind erheblich. Die Experten der Bertelsmann-Stiftung empfehlen, dass eine Erzieherin für höchstens drei unter Dreijährige da sein sollte oder für 7,5 Kinder über drei Jahre. Baden-Württemberg hat diese Werte inzwischen erreicht. 

Wie sieht der Personalschlüssel in den Krippengruppen aus?

Die Grafik zeigt den deutlich schlechteren Personalschlüssel in ostdeutschen Krippengruppen (unter Dreijährige) im Vergleich zum Westen. Die besten Bedingungen gibt es in dieser Hinsicht in Baden-Württemberg mit 3,0 Kindern pro Fachkraft, am schlechtesten sieht es in Sachsen aus mit 6,4 Kindern unter 3 Jahren pro Erzieher(in).

Fahren Sie über die einzelnen Bundesländer, dann erscheinen die Daten der Personalschlüssel der Jahre 2012 und 2014.

Quelle: Bertelsmann-Stiftung

Wie sieht der Personalschlüssel in den Kitagruppen aus?

Auch bei den älteren Kindergartengruppen (über Dreijährige) sieht der Personalschlüssel im Westen deutlich besser aus als im Osten. Spitzenreiter ist hier Berlin mit einem Schlüssel von 8,8 Kita-Kindern pro Fachkraft, Schlusslicht das Land Sachsen mit 13,5 Kindern pro Erzieher(in).

Fahren Sie über die einzelnen Bundesländer, dann erscheinen die Daten der Personalschlüssel der Jahre 2012 und 2014.

Quelle: Bertelsmann-Stiftung

Wie groß ist der Personalmangel in der Kinderbetreuung?

Um die Personalschlüssel bundesweit auf das von der Bertelsmann-Stiftung empfohlene Niveau zu heben, wären 107.000 Vollzeit-Fachkräfte zusätzlich erforderlich. Die Kosten dafür belaufen sich laut Studie auf 4,8 Milliarden Euro. Das würde einem Anstieg der Personalausgaben um etwa ein Drittel entsprechen.

„Der Kita-Besuch allein verbessert nicht die Bildungschancen der Kinder. Es kommt auf die Qualität der Angebote an“, erklärt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Die Kommunen weisen Forderungen nach einer drastischen Aufstockung des Personals zurück. Nicht alles, was wünschenswert sei, sei auch umsetzbar, so der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

Warum gibt es keine bundesweiten Kita-Standards?

Die Personalschlüssel sind Ländersache. Bundesfamilienministerin Schwesig berät mit den Ländern jedoch über bundeseinheitliche Qualitätsstandards.

Dabei geht es nicht allein um Gruppengrößen und Personal, sondern auch um die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Schwesig erklärte gestern, sie wolle eine gesetzliche Regelung zur Kita-Qualität. Die SPD-Politikerin räumte jedoch ein, dass die Länder bisher keine Zustimmung für einheitliche Standards gegeben hätten – auch nicht unter der Bedingung, dass sich der Bund finanziell beteilige.

Gibt der Bund bereits Geld für mehr Kita-Qualität?

In dieser Legislaturperiode stehen eine Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt für den Kita-Ausbau zur Verfügung. Seit 2015 beteiligt sich der Bund dauerhaft mit 845 Millionen Euro jährlich an den laufenden Kita-Betriebskosten. Mit zusätzlichen Mitteln des Bundes könnten von 2017 an weitere 10.000 Erzieherinnen und Erzieher angestellt werden, insbesondere für die Sprachförderung, kündigte Bundesfamilienministerium Manuela Schwesig (SPD) am Mittwoch an.

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