„Wo ist meine Mutter?“ Krankenhaus in Unna entlässt die falsche Patientin

© Schmidt

„Wo ist meine Mutter?“ Krankenhaus in Unna entlässt die falsche Patientin

rnKlinikum Unna-West

Am CKU-West in Unna ist es zu einer Verwechslung mit unangenehmen Folgen gekommen. Die falsche Patientin wurde entlassen. Ein Sohn war stundenlang auf der Suche nach seiner Mutter.

Unna

, 20.02.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Ich will eigentlich niemandem groß Probleme machen, ich möchte nur, dass der Fall ordentlich aufgearbeitet wird, und dass sich so etwas nicht wiederholen kann“, stellt Michael Heimann gleich zu Beginn des Gesprächs klar. Er hatte sich an unsere Redaktion gewandt, weil ihm und seiner Mutter kurz vor Heiligabend 2021 im Christlichen Klinikum West etwas sehr unerfreuliches passiert ist. „Das wünsche ich niemandem, ich war ganz krank vor Sorge.“

Alles beginnt mit einem Sturz am 22. Dezember

Alles beginnt am 22. Dezember, als die 91-jährige Mutter von Michael Heimann, Edith Heimann, nach einem Sturz mit dem Rettungswagen vom Schmallenbach-Haus in Fröndenberg ins CKU-West nach Unna gebracht wird. Zunächst habe es einen Verdacht auf Beckenbruch gegeben, was sich nach einem ersten Röntgenbild, das noch am 22. angefertigt wird, zunächst nicht bestätigt. „Das Krankenhaus wollte meine Mutter aber noch über Nacht dort behalten, um am nächsten Morgen noch ein CT zu machen“, schildert Heimann.

Als auch diese Untersuchung bescheinigt, dass der Sturz halb so schlimm gewesen ist, bekommt Michael Heimann gegen 14 Uhr am 23. Dezember einen Anruf aus dem CKU, seine Mutter könne nach Hause. „Ich habe dann im Schmalli angerufen und gesagt, dass meine Mutter wieder abgeholt werden kann. Ich hatte mich zwar schon auf den Weg in die Klinik gemacht, aber wollte dann direkt zum Schmallenbach-Haus, wenn meine Mutter wieder da ist.“ Dort kommt Edith Heimann aber nicht an.

Zwei Patientinnen mit demselben Nachnamen

Dafür wird eine Dame ins Schmallenbach-Haus gebracht, die zwar denselben Nachnamen hat, Vorname (der Redaktion bekannt) und Geburtsdatum sind jedoch unterschiedlich. „Die andere Frau Heimann hätte überhaupt nicht entlassen werden dürfen“, weiß Michael Heimann mittlerweile.

Wo seine Mutter ist, weiß er am Nachmittag des 23. Dezember aber nicht. „Ich habe dann sofort auf der Station im Krankenhaus angerufen, aber dort konnte man mir nicht sagen, wo meine Mutter ist. ,Wo ist meine Mutter?‘ habe ich immer wieder und sehr nachdrücklich gefragt“, berichtet Michael Heimann. „Die wussten es nicht.“

Derweil wird die „falsche“ Frau Heimann wieder zurück in die Klinik gebracht. Für den Sohn der „richtigen“ Frau Heimann beginnen sorgenvolle Stunden. „Ich habe immer wieder Kontakt zur Klinik aufgenommen und darum gebeten, meine Mutter zu suchen. Sie leidet unter Demenz und hat auch sonst gesundheitliche Probleme. Das geht nicht, dass ein Krankenhaus nicht weiß wo eine solche Patientin abgeblieben ist.“ Es kommt zu mehreren Telefonaten mit Mitarbeitern der Station. „Ich habe immer wieder gefragt: ,Wo ist meine Mutter?‘ Eine Antwort habe ich nicht bekommen, aber der Ton wurde zunehmend unfreundlicher.“

Der erlösende Anruf am Abend ist noch nicht das Ende der Geschichte

Dann kommt am Abend der erlösende Anruf: „Die waren dann recht kleinlaut“, sagt Michael Heimann. Seine Mutter säße noch auf Station 2 auf der gepackten Tasche und warte auf Abholung, hieß es dann seitens des CKU. Die Erleichterung überwiegt den Ärger und Michael Heimann und die ebenso besorgten Mitarbeiter des Schmallenbach-Hauses sind froh, dass Edith Heimann nun wieder nach Hause kommt.

So macht sich zum dritten Mal an dem Tag der Krankenfahrdienst auf die Strecke zwischen Unna und Fröndenberg und bringt in den Abendstunden endlich die richtige Frau Heimann. Damit hätte die unschöne Geschichte zu einem Ende finden können, doch im CKU West war ein weiterer verheerender Fehler passiert. Zusammen mit Edith Heimann kommt ein Medikamentenplan. Zum Glück bemerken die Mitarbeiter im Schmallenbach-Haus den Fehler und können Schlimmeres verhindern.

Bei der Entlassung aus dem CKU-West ist es für eine Bewohnerin des Schmallenbach-Hauses in Fröndenberg zu einer kritischen Verwechslung im Krankenhaus gekommen. Durch das umsichtige Handeln der Schmallenbach-Haus-Mitarbeiter konnte Schlimmeres verhindert werden.

Bei der Entlassung aus dem CKU-West ist es für eine Bewohnerin des Schmallenbach-Hauses in Fröndenberg zu einer kritischen Verwechslung im Krankenhaus gekommen. Durch das umsichtige Handeln der Schmallenbach-Haus-Mitarbeiter konnte Schlimmeres verhindert werden. © Carsten Fischer

Wie sich herausstellt, hat das CKU-West den Medikamentenplan der „falschen“ Frau Heimann mitgegeben. Was jedoch besonders verwunderlich ist, auf dem falschen Medikamentenplan steht nun auch der richtige Vorname und das Geburtsdatum von Edith Heimann. Ein besonders schwerer Fehler, der hätte übel ausgehen können. „Wenn meine Mutter diese Medikamente bekommen hätte, hätte sie die Nacht wohl nicht überlebt“, berichtet Michael Heimann.

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Gemeinsam mit der Pflegedienstleitung des Schmallenbach-Hauses wendet sich Michael Heimann an das CKU. „Ich wollte einfach, dass der Vorfall ordentlich aufgearbeitet wird und dass sich so etwas nicht wiederholen kann“, so Heimann, der auch Wochen nach dem Vorfall immer noch sehr betroffen ist, wenn er davon berichtet. Vonseiten des Krankenhauses habe dann aber Funkstille geherrscht, so Heimann. „Ich habe mir dann erst einmal gedacht, es ist Weihnachten und dann Neujahr. Aber als dann Ende Januar immer noch keine Reaktion erfolgt war, habe ich mir gedacht, dass ich das nicht so auf sich beruhen lassen will. Darum habe ich mich dann an Sie gewandt.“

Krankenhaus nimmt Stellung zu dem Vorfall

Wir kontaktieren sofort das Klinikum, berichten von dem Vorfall und bitten um Klärung. Daraufhin gibt das Klinikum folgende Stellungnahme heraus: „Am 23. Dezember 2021 ist es bei der Entlassung einer Patientin im Christlichen Klinikum Unna am Standort West aufgrund einer Namensgleichheit zu einer Verwechslung gekommen. Bedauerlicherweise wurde irrtümlich ihre Zimmernachbarin in das Schmallenbach-Haus in Fröndenberg entlassen. In diesem Zusammenhang kam es zu einigen Unklarheiten, die aber direkt vom aufmerksamen Personal des Schmallenbach-Hauses aufgeklärt werden konnten.“

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„Das Christliche Klinikum Unna bedauert den Vorfall für die beiden Patientinnen und deren Angehörigen außerordentlich. Wir haben mit den Beteiligten Kontakt aufgenommen, um für dieses Versehen um Entschuldigung zu bitten. Gleichzeitig bedanken wir uns herzlich bei dem Pflegeteam des Schmallenbach-Hauses für die umsichtige Reaktion. Wir haben diesen Vorfall zum Anlass genommen, unsere Prozesse kritisch zu prüfen und zu optimieren, um eine Wiederholung auszuschließen.“