Eine 80 Jahre alte Bergkamenerin hat mutmaßlich mehr als 36 Stunden auf einer Toilette im Hellmig-Krankenhaus  in Kamen festgesessen, bevor sie endlich von einer Reinigungskraft gefunden wurde.

© Stefan Milk

Horror-Erlebnis: Vermisste Frau (80) saß 36 Stunden lang auf Krankenhaus-Toilette

rnHellmig-Krankenhaus Kamen

Eine 80 Jahre alte Bergkamenerin saß mutmaßlich einen ganzen Tag und zwei Nächte auf einer Besuchertoilette im Kamener Krankenhaus fest. Warum sie dann erst gefunden wurde, ist rätselhaft.

von Michael Dörlemann

Bergkamen

, 10.08.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Horror, den eine Bergkamenerin im Hellmig-Krankenhaus in Kamen erlebt hat, ist fast unvorstellbar. Die 80-Jährige saß vermutlich gut 36 Stunden auf einer Besuchertoilette in der Notaufnahme – unfähig aufzustehen und Hilfe zu rufen. Erst dann wurde sie von einer Reinigungskraft gefunden.

Warum die Frau nicht früher entdeckt wurde, ist rätselhaft. Das Krankenhaus selbst hatte schon am Tag zuvor eine groß angelegte Suchaktion gestartet, nachdem der Sohn der 80-Jährigen darum gebeten hatte.

80-Jährige konnte plötzlich nicht mehr aufstehen

Nach Angaben des Sohnes war die 80-Jährige am vergangenen Dienstag, 4. August, zum Röntgen im Krankenhaus. Nach der Untersuchung habe sie gegen 17.30 Uhr zur Toilette gemusst. Sie habe dann plötzlich nicht mehr aufstehen können und um Hilfe gerufen. Nach Angaben des Sohnes habe sie auch eine in der Toilette installierte Notrufschnur gezogen – gekommen sei jedoch niemand.

Sie blieb laut seinen Angaben die ganze Nacht, den ganzen nächsten Tag und eine weitere Nacht auf der Toilette sitzen und war völlig entkräftet.

Die Qualen der 80-Jährigen nahmen erst am Donnerstagmorgen um 6 Uhr ein Ende, als sie von einer Reinigungskraft entdeckt wurde – wach und ansprechbar.

Patientin wirkt auch auf das Krankenhauspersonal „orientiert“

Der Sohn betont, dass seine Mutter nicht verwirrt ist. Das deckt sich mit einer Stellungnahme des Klinikums Westfalen, zu dem das Hellmig-Krankenhaus Kamen gehört. Die Patientin habe „orientiert“ gewirkt, als sie am Dienstag, 4. August, gegen 17 Uhr in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) des Krankenhauses kam, heißt es dort.

Wohl auch deshalb machte sich zunächst niemand Gedanken, dass die Frau nach einer Untersuchung beim diensthabenden Arzt und dem Röntgen aus dem Wartebereich der ZNA verschwunden war.

Die zuständige Pflegekraft habe aber sowohl den Wartebereich als auch die Besuchertoilette durchsucht, teilte das Klinikum mit. Das Krankenhauspersonal ging davon aus, dass die alte Dame nach Hause gegangen war. „Das kommt durchaus häufiger vor“, sagte eine Sprecherin des Klinikums Westfalen.

Das Krankenhaus-Personal hatte zunächst angenommen, dass die Frau das Krankenhaus verlassen hatte. Auch als der Sohn auf eine Suchaktion drängte, wurde sie nicht gefunden.

Das Krankenhaus-Personal hatte zunächst angenommen, dass die Frau das Krankenhaus verlassen hatte. Auch als der Sohn auf eine Suchaktion drängte, wurde sie nicht gefunden. © Claudia Pott

Hausarzt, Tochter, Sohn und Polizei fragen nach

Am nächsten Tag meldete sich nach Angaben des Klinikums zunächst der Hausarzt der Bergkamenerin, der nachfragte, ob sie stationär ins Krankenhaus aufgenommen worden sei. Der zuständige Arzt gab die Auskunft, dass die Patientin das Haus verlassen habe, bevor er den Befund mit ihr besprechen konnte. Noch am Vormittag meldete sich laut Klinik-Angaben die Tochter der Frau und fragte ebenfalls, ob die Mutter stationär behandelt wurde.

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Außerdem meldete sich die Polizei in der ZNA und fragte nach, wann die Frau das Haus verlassen habe, weil die Angehörigen sie inzwischen als vermisst gemeldet hatten. Schließlich kam der Sohn der 80-Jährigen am frühen Nachmittag ins Krankenhaus. Und bat darum, seine Mutter im Gebäude zu suchen. „Ich hatte den Verdacht, dass sie es nie verlassen hat“, sagte er.

Große Suchaktion, aber die Toilette bleibt ausgepart

Das Krankenhaus startete nach eigenen Angaben tatsächlich eine groß angelegte Suchaktion. Nach Angaben der Sprecherin wurden auch alle abgelegenen Stellen des Krankenhauses, die Technikräume und der Außenbereich abgesucht. Außerdem wurden alle Stationen, die Krankenhausleitung und alle Kooperationspartner informiert. „Die Toilette im Erdgeschoss wurde nicht erneut durchsucht, weil sie im Tagesverlauf häufig frequentiert und täglich gereinigt wird“, teilte die Sprecherin mit. Sie sei auch am Mittwochmorgen gereinigt worden.

Eigentlich geht das Klinikum Westfalen davon aus, dass die Frau nicht die ganze Zeit auf der Toilette gewesen sein kann. Außerdem sei die Notrufvorrichtung in der Kabine intakt.

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Dagegen spricht, dass die alte Dame Druckstellen von der Toilettenbrille hat. Deshalb befindet sie sich weiterhin im Hellmig-Krankenhaus zur Behandlung. Mittlerweile sei seine Mutter auf dem Weg der Besserung, sagt der Sohn. Das Pflegepersonal und die Ärzte würden sich vorbildlich um sie kümmern.