WLT rechnet ab mit Heuchelei und Sensationsmache

Theater: „Disco Hurghada“

Hurra, Mubarak ist weg! In der ägyptischen Hotel-Disco herrscht Feierlaune. Da tanzen deutsche Touristen, und DJ Husni (Steffen Weixler) ist ganz von der Rolle. Bis eine Explosion das Hotel erschüttert.

von Kai-Uwe Brinkmann

CASTROP-RAUXEL

, 09.11.2015, 15:03 Uhr / Lesedauer: 1 min
Präsident Mubarak ist weg: In der Hotel-Disco feiern auch die Touristen.

Präsident Mubarak ist weg: In der Hotel-Disco feiern auch die Touristen.

„Disco Hurghada“ von Tania Folaji ist das Siegerstück beim Autorenwettbewerb „In Zukunft“, der erneut vom Westfälischen Landestheater betreut und unterstützt wurde. Felix Sommers Inszenierung feierte Sonntag am WLT ihre Premiere.

Tania Folaji schlägt eine Brücke von Ägypten nach Deutschland. Ein psychisch kranker Deutscher hat die Explosion ausgelöst. Die Medienmaschine rattert und stempelt den Mann zum Salafisten. Die Eltern (Vesna Buljevic, Burghard Braun) sitzen entgeistert in der Talkshow: „Unser Sohn war kein Salafist.“

15 Minuten Ruhm

Wen kümmert’s, wenn die Geschichte nur sensationell klingt. „Disco Hurghada“ rechnet ab mit ritualisierter Meinungsmache und Betroffenheits-Heuchelei. Auch Alexandra (Pia Seiferth) gerät ins mediale Getriebe. Sie erntet 15 Minuten Ruhm, als sie eine Bewegung junger Arbeitsloser gründet, die bei Facebook Furore macht.

Diese entlarvende Groteske hat Biss. Bülent Özdils TV-Talker ist nach Markus Lanz geschnitzt, die Szenerie am Flughafen gerät aberwitzig komisch. Folaji holt weit aus, wenn sie auch die Nöte ägyptischer Hoteliers beschreibt, die Parallele zwischen Berliner und Kairoer Perspektivlosigkeit wirkt konstruiert. Aber: Gut gespielt, flott in Szene gesetzt, sehenswert.

Termine: 11. bis 15.11.; Karten: Tel. (02305) 97 80 20.